/ Ermittler im Zeugenstand
20. Verhandlungstag des Bommeleeër-Prozesses. Nach zwei Tagen Anhörungen des deutschen Historikers Andreas Kramer, der seine Sicht einer möglichen Beteiligung von Stay-Behind und der Geheimdienste an der Anschlagsserie der Jahre 1984 bis 1986 dargelegt hatte, sollte sich das Gericht mit der Spur Ben Geiben beschäftigten.
Der Mitbegründer der Sondereinheit Brigade Mobile de la Gendarmerie galt lange Zeit als ein Hauptverdächtiger. Details zu den Ermittlungen in diese Richtung legen Ermittler heute vor.
Eingangs der Sitzung forderte Anwalt Gaston Vogel aber Erklärungen über den Aufenthalt von 1984 bis 1986 des italienischen Rechtsradikalen und P2-Gründers Licio Gelli in Luxemburg. Er soll Stay behind- Verbindungen ins In- und Ausland gepflegt haben. Anschließend zitierte der Anwalt aus einem Tageblatt.lu-Bericht über die Aussagen des E-Staatssekretärs Andreas von Bülow über Historiker Kramer.
Visa-Bezüge gaben keinen Aufschluss
Nach diesen Ausführungen trat Ermittler Klein wieder in den Zeugenstand. Er erklärte, dass die Spur Ben Geiben 1998 wieder aufgenommen wurde. Ein Zeuge hätte ihn mehrmals in der Nähe der Anschlagsorte gesehen. Geiben galt schon lange als einer der Hauptverdächtigen. 1999 wurden dann intentive Nachforschungen angestellt. Unter anderem die Visa-Auszüge wurden genau unter die Lupe genommen. Sie seien aber nur bedingt aussagekräftig, sagte Ermittler Klein am Donnerstag im Zeugenstand.
Die Verteidigung zweifelt die Glaubwürdigkeit des Mannes, der Geiben öfters in der Nähe der Anschlagsorte gesehen haben soll, an. Darauf der Ermittler: „Wir hatten keine große Wahl.“ Auch beschuldigt Anwalt Vogel Ben Geiben, einen Deal mit der Staatsanwaltschaft abgeschlossen zu haben. Der Staatsanwalt soll ihm Informationen über die Ermittlungen, die gegen ihn liefen, gesteckt haben.
Liebte Geiben einen Minderjährigen?
Unklar ist auch die Beziehung zwischen Ben Geiben und einem jungen Mann. Wurde hier etwas verschleiert? Laut Vogel habe aus diesem Grund Geiben die Polizei verlassen. Klein betont aber, dass es keinen Hinweis gab, dass Geiben wegen seiner Homosexualität den Dienst quittierte. Es gab aber zu, dass Homosexualität bei der Gendarmerie nicht toleriert wurde.
Anwalt Vogel erklärte, der Liebhaber Geibens sei erst 15 Jahre alt gewesen. Damit habe der Polizist sich strafbar gemacht. Wegen einer Affäre mit dem damals minderjährigen Bruder seiner Frau Liliane Spielmann wurde Geiben geschieden.
Als Geiben die Polizei verließ wollte er zur Nato gehen. Aber dort wusste man anscheinend von seiner Affäre mit einem Minderjährigen. Deshalb sei er bei der Sicherheitsüberprüfung durchgefallen, so Vogel.
Ein wichtiger Mann
In Luxemburg war Ben Geiben jedoch ein wichtiger Mann, so Ermittler Klein. Er war maßgeblich am Aufbau der Luxemburger Spezialeinheit der Polizei (BMG) beteiligt. Er war auch verantwortlich für die Sicherheit des Flughafens Findel und der großherzoglichen Familie. Seine Kompetenz störte viele seiner Vorgesetzten, so Klein. Er hatte keinen leichten Stand: Die BMG war unterbesetzt und litt an Materialmangel. Als er die BMG verließ, machte er in einem Brief seine Vorgesetzten auf die Mängel der Einheit aufmerksam und machte Verbesserungsvorschläge. Sein Nachfolger wurde Pierre Reuland.
Am Montag geht der Prozess mit der Anhörung von Ermittler Carlo Klein weiter.
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