Energiepass: Zum Teil enorme Preisdifferenzen

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Das Erstellen eines Energiepasses ist seit dem ersten Januar dieses Jahres bei einem Eigentümer- oder Mieterwechsel für alle Wohngebäude Pflicht. Der Preis für ein solches Dokument variiert aber sehr stark. Je nach Anbieter um bis zu das Fünffache.

Tom Wenandy

„Da die Erstellung des Energiepasses auf dem freien Markt angeboten wird, ist der Preis vom Aussteller frei gestaltbar. Es ist zu empfehlen, vor einer Beauftragung mehrere Angebote von zugelassenen Energiepassausstellern einzuholen und Preise und gebotene Leistungen zu vergleichen.“ Diesen Rat findet man auf der Internetseite des „groupement d’intérêt économique“ myenergy (www.myenergy.lu), der nationalen Struktur für Information und Beratung in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien.

Der Preis, wie man hier weiter erfährt, soll sich in der Regel nach der Größe des Wohngebäudes und nach Vorhandensein verschiedener Dokumente (z.B.: Architektenpläne und Unterlagen zur Baukonstruktion) richten.

In anderen Worten: Je größer das Haus, desto teurer der Energiepass. Klingt, wenn man von der Gleichung „größeres Haus gleich mehr Arbeitsaufwand“ ausgeht auf den ersten Blick eigentlich logisch.

Weniger logisch ist denn aber, wenn für ein bestimmtes Objekt der Preis für das Erstellen eines Energiepasses je nach Anbieter um bis zu das Fünffache variieren kann. Gibt es nicht? Gibt es doch! In einem uns vorliegenden Fall – es handelt sich hierbei um ein rund 110 Quadratmeter großes Stadthaus im Süden des Landes – variierten die bei rund 30 Architekten- und Ingenieurbüros eingeholten Preisvorschläge für einen Energiepass zwischen rund 250 und 1.250 Euro.

Aber wie sind diese Preisunterschiede zu erklären, zumal nahezu alle angeschriebenen Bauexperten angaben, ihr Honorar entsprechend der vom OAI („Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“) vorgegebenen und vom Luxemburger Staat gutgeheißenen Preistabelle zu berechnen? Dieselben Preisvorgaben also, dasselbe Haus und dennoch höchst unterschiedliche Preise für (theoretisch) ein und dasselbe Produkt, wie kann das sein?

Ein genauer Blick auf die Preistabelle des Berufsverbands der Architekten und beratenden Ingenieuren schafft Klarheit. Der Stundenpreis und damit der Gesamtpreis des zu erstellenden Energiepasses steigt nämlich mit dem Ausbildungsgrad sowie der Erfahrung des „Erstellers“. Als Beispiel: Wird ein „Architecte/Ingénieur en chef“ mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung mit der Ausarbeitung des Energiepasses betraut, so schlägt dies mit 126,29 Euro (ohne Mehrwertsteuer) zu Buche. Ist der „Ersteller“ ein „Architecte/Ingénieur“ beläuft sich der Stundenpreis auf hingegen auf 80,40 Euro.
Diese Unterschiede erklären sicherlich einen Teil der Preisunterschiede. Aber eben nur einen Teil.

Ein weiterer Punkt der Einfluss auf die Preisgestaltung hat, ist wie bereits oben erwähnt, die Existenz (bzw. Inexistenz) von genauen Plänen und detaillierten Unterlagen zur Baukonstruktion. Liegen diese vor, ist es möglich einen Energiepass ohne Vor-Ort-Begehung zu erstellen. Ist eine solche aber erforderlich (bei fehlenden oder unvollständigen Dokumenten zum Beispiel) schlägt sich das – Stichwort Arbeitsstunden und Anfahrtskosten – unweigerlich auf den Preis nieder.

Dass die ganze Situation für die Verbraucher derzeit etwas konfus erscheinen kann, gibt auch die OAI unumwunden zu. Wie uns deren Direktor Pierre Hurt am Dienstag auf Anfrage erklärte, sei man mit dem Ziel von mehr Transparenz dabei seitens seiner Organisation einen „contrat-type“ auszuarbeiten. Er wies weiter darauf hin, dass aber nur die OAI-Mitglieder sich an die von der Berufsvereinigung festgelegten Qualitäts- und Preisvorgaben zu halten hätten. Alle anderen Experten, welche zwar vom Wirtschaftsministerium zugelassen, aber nicht Mitglied der OAI seien, könnten ihre Preise selbst gestalten.
Fazit: Befolgen Sie- derzeit zumindest noch- den oben erwähnten Rat von myenergy und vergleichen Sie die Preise und Leistungen von mehreren Anbietern. Es lohnt sich!