/ „Eine Investition in die Zukunft“
Vor genau einer Woche unterschrieben Regierung, ArcelorMittal und Gewerkschaften die Vereinbarung Lux2011. Sie sieht Investitionen in Höhe von 75 Millionen Euro vor. Vor allem aber schützt sie die Beschäftigten des Konzerns in Luxemburg vor Entlassungen, auch wenn durch Modernisierung der Stahlwerke und der Walzanlagen in Differdingen, Schifflingen und Belval die Produktivität erhöht und somit weniger Personal benötigt wird.
Die Vereinbarung richtet sich nach dem allgemeinen Recht. Keine Extrawurst mehr für die Stahlindustrie. Die staatlichen Beihilfen etwa bei der Finanzierung der „Cellule de reclassement“ (CDR) entsprechen jenen, die Betrieben zukommen, denen Kurzarbeit gestattet wurde. Die CDR ist eine in der Stahlindustrie seit Jahren bestehende Auffangstruktur für Beschäftigte, die ihre bisherige Arbeitsstelle verloren haben und dort auf eine anderweitige Beschäftigung im Unternehmen vorbereitet werden oder an externe Betriebe ausgeliehen werden.
In den Genuss dieser sozialen Begleitmaßnahmen kommen folglich auch die 400 Verwaltungsmitarbeiter, deren Posten im Zuge der weltweiten Rationalisierung des Verwaltungsapparats verschwinden sollen.
Geld für Weiterbildungskurse, eine beträchtliche Summe als Startkapital, wenn sie sich selbständig machen wollen, und eine Rückkehrgarantie, sollte der Sprung in die Selbständigkeit schlecht enden – das sieht der Beschäftigungsplan für die betroffenen Mitarbeiter vor.
Der „maintien dans l’emploi“ soll das Abrutschen von Beschäftigten in die Arbeitslosigkeit verhindern. Eine Alternative zur Radikallösung, die Unternehmen allzu häufig anwenden, um überschüssiges Personal loszuwerden. Bisher werden hauptsächlich Sozialpläne ausgehandelt. Der Betroffene bekommt Geld in die Hand, der Betrieb ist ihn los.
Dabei geht es laut Alain Kinn, Mitglied des OGB-L-Vorstands, doch auch darum, dem Betrieb Fachwissen zu erhalten. Wissen, das später einmal wieder gebraucht wird. Schon allein deswegen ist das Modell „Beschäftigungserhalt“ so interessant, auch für die Unternehmen, betont er. Was nütze die beste Bank, der beste Industrie- oder Handwerksbetrieb, wenn die Fachkräfte fehlen? Gut ausgebildete Mitarbeiter finden in der Regel schnell einen andren Job, fehlen dann dem Unternehmen, wenn die Konjunktur wieder anzieht.
Nachahmenerwünscht
Die beschäftigungserhaltenden Maßnahmen in der Stahlindustrie können als Modell auch für andere Betriebe gelten, ist Kinn überzeugt. Und warum sollte man sich „maintien dans l’emploi“ nicht auch für einen ganzen Sektor vorstellen, wenn Betriebe wegen ihrer bescheidenen Größe es allein nicht schaffen. Denken könnte man dabei an die Banken oder die Autozulieferer.
Derlei Programme würden es den Unternehmen erlauben, für die Zeit nach der Krise besser aufgestellt zu sein. Denn Auffangstrukturen wie die CDR könnten für Weiterbildung genutzt werden, um die Mitarbeiter auf den neuesten Kenntnisstand zu heben.
Beschäftigungserhaltende Programme setzen ein Umdenken auf Patronatsseite voraus, betont Alain Kinn. Und auf Sektorebene die Bereitschaft zu Solidarität zwischen den Unternehmen.
Interesse am Ausbau von Beschäftigungserhalt müsste auch die Politik haben. Sicher sei es einfacher, Sozialpläne auszuhandeln, als Beschäftigungserhalt zu organisieren. Doch wenn man von Wissensgesellschaft spreche, sollte man dafür sorgen, dieses Wissen zu erhalten und auszubauen. „Beschäftigungserhalt ist eine Investition in die Zukunft.“ Auch der Staat dürfe sich dabei seiner Verantwortung nicht entziehen, meint Kinn.
- Tageblatt Gewinnspiel vom 24.09.10: « Die Welt von Milch und Käse » mit Poster - 29. September 2010.
- Tageblatt Gewinnspiel vom 28.09.10: « Seife, Duft & Badeschaum » - 27. September 2010.
- Frau wurde leicht verletzt - 26. September 2010.