Ein neuer Hauch Vergangenheit

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Das Gebäude, in dem sich das Resistenzmuseum befindet, ist eines der Wahrzeichen der Stadt Esch. Die Ausstellungen, die dort stattfinden, stellen einen wichtigen historischen Beitrag dar. Und doch hat das Museum in den letzten Jahren an Attraktivität eingebüßt. Die „Frënn vum Resistenzmusée“ haben sich zum Ziel gesetzt, diese Tatsache zu ändern.

Dan Elvinger (Text), Fabrizio Pizzolante (Fotos)
 
ESCH/ALZETTE – „Wir haben die Vereinigung gegründet, weil einfach einer die Nachfolge der Widerständler, welche sich jahrelang um das Museum kümmerten, übernehmen musste“, so Präsident André Hoffmann.
Die Escher Sektion der „Ligue luxembourgeoise des prisonniers et déportés politiques“ (LPPD) war Initiator bei der Gründung des Resistenzmuseums im Jahr 1956. Während Jahrzehnten wurden die Ausstellungen und Veranstaltungen von den Mitgliedern der Escher Sektion organisiert. Vor allem dank der hingebungsvollen Arbeit von Jos. Hammelmann und Josy Nathan wurde das Museum am Leben erhalten. Mittlerweile hat sich die Escher LPPD aufgelöst. Vor allem wegen der immer kleiner werdenden Zahl an Zeitzeugen.
Ein elfköpfiger Vorstand, mit Linken-Politiker André Hoffmann an der Spitze, hat jedoch schnell die Nachfolge übernommen.
Das eindeutige Ziel wird sein, das Image des Museums, das so verstaubt wie der Brillplatz wirkt, auf Vordermann zu bringen. „Die neue Vereinigung will den Sinn des Museums nach außen tragen“, erklärt André Hoffmann.

Informationund Reflexion

Attraktiver soll das Museum werden. Mit Konferenzen, Filmvorführungen und einer interaktiven Führung wollen die Initiatoren neue Besucher anlocken. „Es kann jedoch nicht sein, dass man aus dem Museum kommt und danach behauptet, man hätte sich richtig amüsiert“, ergänzt André Hoffmann.
Die Vereinigung inspiriert sich beim Konzept an ausländischen Museen, die eine Mischung aus seriöser und attraktiver Darstellung anbieten.
Trotz der Änderungen sollen die Räumlichkeiten ihren eigenen Charakter behalten: „Dies ist ja kein Museum, in dem man sich Bilder anschaut. Der Besucher wird dazu aufgefordert, sich mit der Vergangenheit und dieser schrecklichen Realität zu beschäftigen.“ Bei der neuen Generation, die nichts mehr mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs zu tun hat, soll Interesse für das Thema geweckt werden. „Das Thema bleibt aktuell und die Besucher sollen verstehen, wie aus Familienvätern Massenmörder wurden und eine ganze Bevölkerung wegguckte. Warum im Land der Dichter und Denker ein Krieg von barbarischem Ausmaß entstehen konnte“, so André Hoffmann.
Auch ausländische Mitbürger sollen auf die Vergangenheit hingewiesen werden. Momentan machen Portugiesen immerhin rund 16 Prozent der Besucher aus. „Die Leute suchen diesen Weg, um Luxemburg besser kennen zu lernen“, so Frank Schroeder.
Vor zwei Jahren wurde Frank Schroe-der zum Museumsdirektor ernannt. Der ehemalige Kunstprofessor versucht seitdem, vor allem den Schulklassen aus der Umgebung das Thema näher zu bringen. „Um die Ausstellung zu besuchen, ist nicht unbedingt Wissen vorausgesetzt, eine Vorbereitung auf das Thema schadet trotzdem nicht“, sagt André Hoffmann.
Mit den Klassen werden Ateliers organisiert, wo die Schüler sich kreativ mit der Vergangenheit auseinandersetzen können. Im Foyer des Museums hängen Zeichnungen von Kindern einer Vorschulklasse. Adolf Hitler und deutsche Soldaten bilden den Mittelpunkt der Kinderzeichnungen. Ein erster Schritt in Richtung Aufklärung für die junge Generation.

StabileBesucherzahlen

Pro Jahr werden zwischen 2.000 und 2.500 Besucher im Resistenzmuseum gezählt. Auch die Arbeiten am Brillplatz führten nicht zu einem Einbruch der Besucherzahlen. „Anfangs hatten wir fast keine Besucher mehr. Es gab Wochen, da haben nur zwei bis drei Leute die Räumlichkeiten besucht. Durch die Aktivitäten, Ausstellungen und Vernissagen haben wir es jedoch geschafft, die Besucherzahlen zu stabilisieren“, erklärt Frank Schroeder. Zu viele Besucher könnte das Museum eh nicht empfangen. Frank Schroeder hat als einziger eine Festanstellung. Ihm zur Seite stehen Studenten, die administrative Arbeit verrichten.
Dass sich an den Räumlichkeiten etwas verändern muss, ist allen Beteiligten ein großes Anliegen. Der linke und der rechte Flügel sind momentan noch von der „Justice de paix“ und der Adem besetzt. Beide Verwaltungen sollen aber in naher Zukunft umziehen. Dann wäre der Weg frei für Vergrößerungen.
Seit 1987 ist das Museum fast unverändert, seit fast zehn Jahren schreitet das Projekt nicht voran. Die Sanitär- und Elektroanlagen bestehen seit 1956 und sind nicht mehr zeitgemäß. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung wurde die Renovierung des Resistenzmuseums jedenfalls gelistet.
Die Escher Gemeinde, Besitzer des Gebäudes, wartet auf eine Reaktion der Regierung. „Wir können und wollen das Projekt nicht alleine finanzieren, schließlich ist es ein Nationalmuseum. Wir haben Projekte und Ideen ausgearbeitet und andere Museen im Ausland besucht, weil wir dem Besucher etwas Anständiges bieten wollen.“
Guy Dockendorf vom Kulturministerium erklärt, dass die Entscheidung, ob das Resistenzmuseum während der Umbauarbeiten geschlossen bleibt oder an einer anderen Stätte weiter funktioniert, noch nicht getroffen wurde. Als Alternative bietet sich die Gebläsehalle auf Esch-Belval an. Ein Architekturbüro hat bereits ein Projekt in Höhe von 600.000 bis 900.000 Euro ausgearbeitet, um die Halle umzubauen. „Meine Befürchtung ist, dass bei einer zeitweiligen Schließung viel Energie verloren geht“, erklärt Dockendorf.
Nun gilt es, auf die politische Entscheidung zu warten. Gespräche zwischen Kulturministerin Octavie Modert und der Stadt Esch sollen in Kürze geführt werden.