/ Ein halbes Jahrhundert Kreativität

Erfahrungen hat das Schauspielhaus in den letzten 50 Jahren viele gesammelt, alt fühlt es sich aber noch nicht.
Bis auf den letzten Platz war das Theater am Mittwochabend gefüllt. So wie es das – mit einer durchschnittlichen Besetzung von 90 Prozent – eigentlich gewohnt ist. Ungewöhnlich war jedoch das Publikum. Während sonst vor allem internationales Publikum das vielseitige Programm wahrnimmt, waren es gestern vor allem Luxemburger, die gekommen waren, um zusammen mit dem großherzoglichen Paar sowie Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie den Geburtstag des Theaters zu feiern.
Theaterdirektor Frank Feitler hatte keinen klassischen Festakt ausrichten wollen. Zu langweilig, meinte der Mann, der seit 13 Jahren für die programmatische Ausrichtung verantwortlich ist. Mit der Premiere der „West Side Story“ sollte das halbe Jahrhundert gefeiert werden.
Die Stadtmütter und -väter waren ihm, wie gewohnt, gefolgt. Vorhang auf fürs Musical, hieß es nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Lydie Polfer, die in ihrer Rede natürlich an die Anfänge des Theaters erinnerte, aber auch auf die herausragende Rolle verwies, die das gemeindeeigene Theaterhaus in der nationalen Kulturszene spielt.
Anspruchsvolle Ausrichtung
Dem Wunsch nach einer anspruchsvollen, vielseitigen Ausrichtung entspricht auch das Musical, mit dem während zwölf Vorstellungen gefeiert wird. Es vereint die drei Sparten Oper, Theater und Tanz, die auch den Hauptbestandteil des Programms ausmachen. Es ist bekannt und populär genug, um ein breites Publikum anzusprechen, um sowohl die Zuschauer der alljährlichen Revue ins Theater zu locken als auch diejenigen, die ein Tanzprogramm abonniert haben oder sich eine Oper ansehen wollen.
Die Programmierung war nicht falsch. Alle zwölf Vorstellungen sind bereits weitgehend ausverkauft. Dabei ist die Tatsache, dass ein Schauspiel so lange in Luxemburg gastiert, eher die Ausnahme. In der Regel werden die Spektakel nur bis zu viermal aufgeführt.
Das Theater kauft auch nicht nur Schauspiele ein, sondern ist in den letzten Jahren verstärkt auch in die Produktion von Stücken eingestiegen. Als Beispiel sei „Neige“, die Oper der Luxemburgerin Catherine Kontz, genannt, die im Dezember aufgeführt wurde. Hier kommt dem großen Theater die Anbindung an das Kapuzinertheater entgegen, die 2011 beschlossen wurde.
Ein altersloser Klassiker
Nur ein ganz klein wenig älter als das Theater ist der Klassiker, mit dem es am Mittwochabend seinen Geburtstag einläutete. Bernsteins „West Side Story“ wurde 1957 in New York uraufgeführt.
Nach Luxemburg verpflichtet wurde eine 2012 kreierte Neuauflage in der originalen Choreografie von Jerome Robbins. Joey McKneely hat als Regisseur und Choreograf eine pulsierende Inszenierung voller Emotion und Spannung schaffen können, über die wir morgen in unseren Kulturseiten ausführlich berichten werden.
Verraten sei jedoch, dass der hochangesehene Choreograf die Originalfassung so frisch präsentiert, als hätte sie erst Premiere gefeiert. Die jungen, in New York gecasteten Darsteller interpretieren sie mit umwerfender Energie und technischer Brillanz, so als lebten sie in diesem einzigartigen Werk, das tänzerische, musikalische und darstellerische Höchstleistungen von ihnen verlangt. Musikalisch besticht das exzellente Orchester unter der Leitung von Donald Chan.
Der erste Abend war ein Erfolg – auf den das Geburtstagskind noch viele weitere folgen lassen wird.
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