Ein Alibi für Ben Geiben

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Ben Geiben hat die Gendarmerie 1984 auch wegen einer homosexuellen Beziehung verlassen. Das sagt sein damaliger Lebensgefährte. Das Gericht befasst sich heute mit seinen Zeugenaussagen.

Ben Geiben, Hauptverdächtiger im Bommeleeër-Prozess, oder Opfer von Interessengruppen, die den Verdacht von sich lenken wollen? Fakt ist, dass kaum ein Prozesstag in der Bommeleeër-Affäre vergeht, an dem nicht der Name Ben Geiben genannt wird. Wobei auch das Privatleben des Betroffenen schamlos offengelegt wird. Konkret wurde Geiben verdächtigt, am Bombenanschlag am 19. Oktober 1985 auf den alten Justizpalast beteiligt gewesen zu sein. Geiben hielt sich an jenem Tag in Luxemburg auf, und fuhr am drauffolgenden Tag nach Brüssel zurück, wo er damals arbeitete. An diesem Tag war er von den Sicherheitskräfte observiert worden.

Ben Geiben sei in jener Nacht bei ihm in einem Hotel gewesen. Man habe die Detonation der Explosion deutlich vernommen. „Ich kann mich aber genau daran erinnern, dass wir spätabends im Zimmer im Holiday Inn waren und dass es plötzlich gekracht hat, dass die Fenster gewackelt haben“, so der Mann, der damals eine Affäre mit Geiben hatte. Da er damals noch keine Ahnung hatte, dass Ben Geiben bereits ersten Verdächtigungen ausgesetzt war, habe er ihm vorgeschlagen, auf dem Heimweg in die Stadt zu fahren, um zu schauen, was denn dort geschehen sei, so Pit Spielmann in seinem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Da in Höhe der Grossstraße alles abgeriegelt war, habe Geiben ihn nachhause gefahren, ohne dass man gewusst habe, was denn tatsächlich geschehen sei.

Seit 1983

Spielmann zufolge habe er seit 1983 eine Affäre mit Geiben gehabt. Die ersten Annäherungsschritte seien auch von ihm ausgegangen. Er verneint damit Gerüchte, er, der damals noch keine 18 hatte, sei von Geiben in „etwas hineingezogen“ worden. Die Affäre ist denn auch einer der Gründe für Geibens Entscheidung, die Gendarmerie 1984 zu verlassen. „Es war ganz einfach evident, dass sein Berufs- und sein Privatleben auf Dauer unvereinbar würden.“ Geiben kandidierte für einen Managerposten im damals neu eröffneten InterConti-Hotel. Kurze Zeit später habe eine Sicherheitsfirma in Brüssel einen Job angeboten, Angebot das Geiben gleich angenommen habe.

Während Geibens Brüsseler Zeit habe man sich an den Wochenenden abwechselnd in Brüssel und in Luxemburg getroffen. Da während dieser Zeit auch die Attentate stattfanden, überrasche es nicht, dass einzelne Daten von Geibens Aufenthalten in Luxemburg mit jenen der Attentate übereinstimmen, so Spielmann.

„Obsession der Verteidigung“

Der Verteidigung im Bommeleeër-Prozess wirft Spielmann vor, sich hartnäckig auf Geiben eingeschossen zu haben. Spielmann spricht von einer Obsession, die wohl kein anderes Ziel hat, als den Namen und die Ehre eines Mannes in der Öffentlichkeit durch den Dreck zu ziehen. Dabei würden die beiden Angeklagten selbst eine Beteiligung Geibens an den Anschlägen bezweifeln. Geiben war Mitbegründer der Brigade Mobile der Gendarmerie, der auch die beiden Angeklagte Jos Wilmes und Marc Scheer angehört haben.

Spielmann wurde 2004/2005 von den Ermittlern gehört. Ihnen habe er gesagt, dass Ben Geiben während der Anschlagsserie alle vierzehn Tage nach Luxemburg zu ihm kam. Im Bericht der Ermittler sei auch vermerkt worden, dass Geiben noch immer ein gutes Verhältnis zur Familie seiner Ex-Frau unterhalte und jede zweite Woche samstags am Mittagessen teilnehme. Spielmann war Geibens Schwager. Diese Aussagen werden heute Montag während des 29. Verhandlungstags im Bommeleeër-Prozess erörtert werden.