/ Differdingen und seine Luxemburger

Armand Back
Am Donnerstag wurden die Resultate im Rathaus von Charles Margue von TNS Ilres vorgestellt. Von der Gemeinde waren Bürgermeister Claude Meisch und Schöffe Roberto Traversini vertreten. Eric Cillien, Vorsitzender der lokalen Ausländerkommission, vervollständigte die Runde.
Die Resultate der Studie sollen zwei Zielsetzungen bedienen. Erstens erhoffen sich die Gemeindeverantwortlichen Erkenntnisse, was zu tun bleibt in Sachen Integration der Ausländer. Zweitens dient die Umfrage als Gesprächsgrundlage für das am Samstag stattfindende Integrations-Forum. Zu diesem ist übrigens jeder Differdinger eingeladen, um seine Sichtweise auf das Zusammenleben in Differdingen einzubringen und zu diskutieren, was verbessert werden könnte.
Für die Studie wurden insgesamt 485 Interviews geführt, genau gewichtet nach für die Umfrage relevanten Kriterien wie Alter, Geschlecht, Wohnort innerhalb der Gemeinde und Nationalität.
Einleitend meinte Charles Margue, das vorliegende Zahlenmaterial habe erst einmal das Verdienst, überhaupt zu bestehen. Nun könne es der Politik und auch der Ausländerkommission als Grundlage für weiterführende Integrationsarbeit dienen.
Vor allem das Zusammenleben von Luxemburgern und ausländischen Bürgern wurde untersucht. Daneben wurde versucht herauszufinden, wie es sich in Luxemburg auf lokalem Niveau denn überhaupt so leben lasse.
Die Studie soll so schnell es geht auf der Internetseite der Differdinger Gemeinde publiziert werden. Interessierte können sich da durch das Zahlenmaterial wühlen. Im Folgenden einige Ergebnisse, die besonders hervorstechen.
Ausländer: 45 Prozent wollen nicht wählen
45 Prozent der Ausländer sind nicht in den Wählerlisten zu den Kommunalwahlen eingetragen und beabsichtigen auch nicht, dies zu tun. In diesem Punkt sieht auch Claude Meisch noch viel Arbeit für seine Gemeinde. Eric Cillien will für mehr Präsenz auf Festen von ausländischen Vereinigungen sorgen. Es scheint den Differdinger Verantwortlichen ein ernstes Anliegen zu sein, diesen Prozentsatz so weit wie irgendmöglich zu drücken. Anders würde bei den Kommunalwahlen im Oktober nächsten Jahres eine Minorität an Wahlberechtigten über die weiteren Geschicke der Differdinger Politik bestimmen. Charles Margue sieht dies auch als Erinnerung an die Parteien, etwas mehr Listenplätze an ausländische Bürger zu vergeben.
Ferner wurde ersichtlich, dass Ausländer optimistischer als Luxemburger sind, was die Entwicklung Differdingens betrifft.
Für leichte Ernüchterung sorgten die Antworten auf die Frage, ob Differdingen wieder als Wohnort gewählt würde, falls die Entscheidung für einen solchen noch einmal anstünde. Rund die Hälfte der befragten Luxemburger (51 Prozent) würden sich wohl eher nach einem anderen Wohnort umsehen. Von den Ausländern träumen nur 20 Prozent vom hypothetischen Adressenwechsel in eine andere Gemeinde. Auch bei der Einschätzung der Lebensqualität weichen die Antworten der Luxemburger stark von denen der ausländischen Bürger ab. Luxemburger schätzen die Lebensqualität, die Differdingen bietet, wesentlich schlechter ein. Beim Bildungsabschluss als Auswahlkriterium sind es die Akademiker, die am wenigsten zufrieden sind.
Was auch nicht wirklich positiv stimmte, waren die 39 Prozent Luxemburger Befragten, die sich durchaus vorstellen könnten, in eine andere Gemeinde zu ziehen. Von den Ausländern spielen bloß elf Prozent mit diesem Gedanken (lässt man für beide Gruppen die ohne Meinung zu der Frage mal beiseite).
Eine Frage mit einer gewissen sozialen Sprengkraft war die nach dem Vertrauen anderen ethnischen Gruppen gegenüber. Luxemburgern, Italienern, Portugiesen und Franzosen wird von mehr als 50 Prozent der Befragten bescheinigt, dass ihnen vertraut werden könne (Franzosen und Portugiesen erreichten allerdings nicht die Quoten der anderen Genannten). Abgeschlagen auf dem letzten Rang liegen die Bürger Ex-Jugoslawiens. Nur 33 Prozent der Befragten halten sie für vertrauenswürdig. Die Integration der Ausländer in Differdingen könne also nicht nur in Richtung der Luxemburger geführt werden. Auch die verschiedenen ausländischen Gruppen sollen aufeinander zugeführt werden, so Eric Cillien.
Wer Geld und Diplom hat, ist unzufriedener
Im Allgemeinen kann festgehalten werden, dass Bessersituierte unzufriedener sind. Ein Muster, das Charles Margue nicht fremd ist und das nicht nur für Differdingen gelte.
Differdingens Bürgermeister Claude Meisch freute sich vor allem über die weit verbreitete Meinung, dass sich Differdingen in die richtige Richtung bewege. Insgesamt 80 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht. Aber auch hier sind die ausländischen Bürger optimistischer als die Luxemburger. Bleibt das Paradox, dass viele die Richtung für gut halten, den aktuellen Zustand allerdings nur bedingt.
Auf die Differdinger Gemeindeverantwortlichen wartet noch viel Arbeit. Das sieht auch Bürgermeister Meisch so. „Die Richtung stimmt, das Ziel aber ist noch nicht erreicht“, so Meisch. Was denn das genaue Ziel sei, wurde nicht erwähnt.
Das erste Differdinger
Integrations-Forum findet an
diesem Samstag statt. Im Centre Noppeney ist ab 14.15 Uhr jeder willkommen, der mitmachen will.