Die vielseitige Madame Stroum

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Die neue US-Botschafterin Cynthia Stroum zeichnet sich besonders durch ihre Vielseitigkeit aus – eine Tatsache, die den Beziehungen zwischen Luxemburg und Washington zugutekommen dürfte.

Sascha Bremer

Tageblatt: Exzellenz, wie haben Sie eigentlich Barack Obama kennengelernt und welche Rolle haben Sie während seiner Wahlkampagne gespielt?
Cynthia Stroum: „Das erste Mal habe ich von Barack Obama im Juli 2004 gehört. Damals hielt er während des Nationalkonvents der Demokraten in Boston eine Rede, mit der er zum ersten Mal große Aufmerksamkeit im Land erregte. Bei mir zu Hause lief das Radio, und ich dachte mir ‚Who is this guy?‘ – wer ist dieser Kerl? Persönlich begegnet bin ich ihm durch die Vermittlung einer Senatorin aus dem Staate Washington, meinem Heimatstaat. Meine Rolle während des Wahlkampfs war vielseitig. Sie müssen wissen, dass der organisatorische Teil des Präsidentschaftswahlkampfs in Amerika immer auf einer immensen Anzahl von jungen Menschen beruht. Da ich mit Wahlkämpfen schon einige Erfahrungen gemacht habe, wurde mir die Aufgabe zugeteilt, quer durch die USA zu reisen und diesen jungen Menschen in den Komitees mit Rat und Tat zu helfen – ich wurden ihnen also quasi als Mutter zur Seite gestellt (lacht, Anm. d. Red.). Ich kümmerte mich aber auch – wie so viele andere – um die Beschaffung von Spenden für den Wahlkampf. Und zu guter Letzt organisierte ich die verschiedenen Wahlkampfveranstaltungen in meinem Bundesstaat.“

„T“: Sie haben vor kurzem öffentlich erklärt, Präsident Barack Obama habe Sie für den Botschafterposten in Luxemburg vorgeschlagen, weil Sie gut für Luxemburg sind. Wie darf man das verstehen?
C.S.: „Washington hatte sicherlich Gründe dafür, mich nach Luxemburg zu schicken und nicht anderswohin. Natürlich hat man mir nicht gesagt, welche das sind.“

„T“: Was sind denn für Sie die naheliegenden Gründe?
C.S.: „Ich glaube sowohl mein professionelles Profil als auch die Tatsache, dass ich aus Seattle bin, haben in dieser Hinsicht eine Rolle gespielt. Es gibt so einige Firmen aus Seattle, die ihren Sitz in Luxemburg haben oder zumindest hier Büros unterhalten. Die luxemburgische Universität arbeitet im Bereich der Systembiologie sehr eng mit der Universität aus meiner Heimatstadt zusammen. Zu ihr pflege ich auch sehr enge, persönliche Kontakte. Da ich auch Finanzinvestorin war, speziell im Venture-Kapitalbereich, habe ich auch Erfahrung in diesem für die Zukunft Luxemburgs sehr wichtigen Segment. Eine Situation, wo das Land seine Wirtschaft diversifizieren will, ist eine sehr interessante Zeit, Botschafterin der USA zu sein und zwischen den beiden Wirtschaftskreisen eine Vermittlerrolle spielen zu können.“

„T“: Sehen Sie in letzterem Punkt eigentlich ihre Hauptaufgabe?
C.S.: „Es wird ein sehr wichtiger Teil meiner Aufgaben hier sein, aber nach wie vor sind meine wichtigsten Aufgaben, einerseits die Politik meiner Regierung und meines Präsidenten zu vertreten und mich andererseits generell um die Belange der US-Bürger in Luxemburg zu kümmern.“

„T“: Abgesehen von wirtschaftlichen Angelegenheiten, gibt es eigentlich sonst noch Bereiche, wo Sie die Kooperation der beiden Länder besonders vertiefen wollen?
C.S.: „Natürlich. Ganz besonders im Bereich der Bildung. Seit Wochen schon muss ich feststellen, wie stark die Erinnerung der Luxemburger, wenn es um die USA geht, und letztlich auch die Bande, die unsere beiden Ländern einen, mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden sind. Dies allein wird in Zukunft natürlich nicht mehr reichen, um eine Beziehung zwischen den USA und den jungen luxemburgischen Generationen herzustellen, dessen bin ich mir bewusst. Wir müssen und werden deshalb vermehrt Fulbright-Stipendien an Studenten vergeben, um den kulturellen Austausch zwischen unseren Ländern zu verstärken. Wir haben diesbezüglich schon die ersten Stipendien vergeben.“