/ Die Theorien eines Zeugen
Armand Giwer hatte wegen der Anschläge in den Jahren 1985-1986 mehrmals Kontakte mit der Gendarmerie. „Ich wurde von der Sûreté und dem Erkennungsdienst gehört. Ich schrieb auch meine Überlegungen an Colonel Aloyse Harpes“, sagt Giever am Montag vor Gericht aus. In seinem Brief warnte er vor einem möglichen Anschlag auf den Flughafen Findel.
Giever: „Ich war sehr überzeugt von meiner Theorie. Ich war am Freitag vor dem Anschlag persönlich vor Ort. Hinter mir war plötzlich ein Wagen aufgetaucht. Ein Mann leuchtete mir mit seiner Taschenlampe ins Gesicht. Ich hatte das Gefühl, dass es einer der Attentäter war. Ich meldete das bei der Gendarmerie. Es kam nie eine Antwort zurück.“
Über seine Beobachtungen hatte Giwer auch mit dem Luxemburger Geheimdienst gesprochen. Er sei aber anders als von einzelnen Medien berichtet, nicht öfters beim Geheimdienst gewesen. Es sei insgesamt viermal in seinem Leben beim SREL gewesen. Er habe aber nie für den Geheimdienst gearbeitet, noch habe er Geld bekommen. „Ich war in einem ausländischen ‚Think Tank‘ namens NMIA (National Military Intelligence Association). Diese beschäftigten sich unter anderem mit Geheimdienstfragen.“
„Wie kommt man dahin?“, fragt Verteidigerin Lydie Lorang.
Giwer: „Ich hatte mich damals einfach gemeldet.“
Kontakte zum französischen Geheimdienst
Der Zeuge soll auch Kontakte zum französischen Geheimdienst gehabt haben. Dort soll er Informationen über Geiben bekommen haben. Er sei niemals Mitglied von Stay-Behind gewesen. Auf die Verteidigung wirkt der Zeuge nicht glaubwürdig. Me Gaston Vogel: „Er suchte mich mit seinen Theorien auch in meinem Büro auf. Anwältin Lydie Lorang spricht von „abstrusen“ Geschichten: „Wer sind Sie, ich kenne Sie noch immer nicht.“
Richterin Sylvie Conter wundert sich immer wieder über das breite Wissen von Giwer. Der Zeuge setzt immer wieder Details punktiert vor Gericht ein. Dabei verharmlost er immer wieder: „Habe ich am Tresen gehört, wurde mir erzählt, habe ich mitgehört.“
Abstruse Theorien?
Giwer spricht von einem Plan bei den Anschlägen. So waren es bei den ersten drei Anschlägen rund um die Stadt immer genau 5350 Meter bis zur Gendarmerie-Zentrale. Er scheint auch die Geiselnahme von Wasserbillig im Jahr 2000 in Wasserbillig in seine Theorie einzubinden.
Giwer spricht von BMG-Mitgliedern als mögliche Täter. Me Vogel schüttelt den Kopf. Giwer nennt Namen, u.a. den ehemaligen Gendarmeriechef Charles Bourg. Er nennt Ben Geiben. Er spricht von vier BMG-Tätern, kann aber nicht genau erklären warum. Für ihn gebe es mindestens drei Namen: Marc Scheer und Jos Wilmes, die beiden Angeklagten, sowie Jos Steil.
Armand Giwer wird ein Bild von der Brigade Mobile gezeigt. Es handelt sich um ein bekanntes BMG-Gruppenfoto. Er hat Probleme, die einzelnen Mitglieder auseinanderzuhalten. Anwältin Lorang: „Sie können hier nicht einfach so lügen und Sachen erfinden.“
Auf Fotos, die ihm gezeigt werden, kann er niemanden erkennen, der mit den Verdächtigen auf dem Dummeldenger Bierg in Frage kommt.
Französischer Geheimdienst: Der Zeuge hat sich einfach gemeldet
Richterin Conter will wissen, wie er in Kontakt mit den französischen Geheimdiensten kam.
Giwer: „Ich habe sie kontaktiert, um ihnen Informationen zu geben.“
Anwältin Lorang: „Wie kommen Sie an ‚diese‘ Informationen?“
Giever: „Ich lese viel.“
Ben Geiben hat Giwer im Verdacht, weil der einen Anti-Terror-Kurs über Flughafensicherheit beim FBI genossen hat. Damit ist Geiben für ihn ein Verdächtiger beim Anschlag auf Findel.
Aus Giwer sprudelt es heraus. Er spricht von einem Dokument, das ihm in den Briefkasten gelegt worden war, von einer konspirativen Wohnung der spanischen Untergrundorganisation ETA in Echternach, RAF-Terroristen in Belair, Aktivitäten der bulgarischen Botschaft (LKW-Zählung in Mitteleuropa), heimliche Dokumentenübergabe auf der roten Brücke (DDR-Geheimdienst HVA über Nato-Unterlagen von Rainer Rupp).
Ungenaue Angaben macht Giwer zu seinen vermeintlichen Kontakten mit dem französischen Geheimdienst. Giwer ist ein Srelist, wirft Me Vogel ein. Die Verteidigung will eine Anzeige gegen den Zeugen einreichen. Gaston Vogel verlässt den Saal.
Anwältin Lorang: „Herr Giwer scheint daheim ein Archiv zu haben. Wir sollten eine Durchsuchung anordnen. Giver kontert: Bei so einer Durchsuchung können auch ganz unappetitliche Details rauskommen. Erinnern Sie sich an meine Worte.“
Damit ist der Prozesstag beendet.
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