Die Sicherheitsbranche in Aufruhr

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Im Sektor der Sicherheitsdienstleister brodelt es. Nachdem die Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag gescheitert sind, wurde die Schlichtungsprozedur eingeleitet. Am Samstag nun informierte das zuständige Syndikat des OGBL seine Anhänger über die Entwicklungen in dem nicht unkomplizierten Dossier.

Tom Wenandy
 

Im November 2008 ist der Kollektivvertrag für den Sektor der privaten Sicherheitsdienste abgelaufen.
Seitdem warten die rund 2.800 Beschäftigten des Sektors, die u.a. in den Bereichen Geld- und Werttransporte sowie Objektschutz tätig sind, auf einen neuen Tarifvertrag. Eine Einigung zwischen den Vertragsparteien scheint nicht in Sicht, die Fronten zwischen der Unternehmensvereinigung FSS („Fedil Security Services“) und den Gewerkschaften OGBL und LCGB sind verhärtet. Dementsprechend wurde jüngst die für diesen Fall gesetzlich vorgesehene Schlichtungsprozedur eingeleitet. Ein diesbezüglich zweiter Termin ist für kommenden Donnerstag angesetzt.

Gründe

Gründe dafür, warum es in knapp 24 Monaten nicht gelungen ist, einen neuen Kollektivvertrag auszuhandeln, gibt es viele.

Ein erster Grund ist ein Problem mit der Repräsentativität der Unternehmensseite. Die oben genannte FSS, die sich früher Alega („Association luxembourgeoise des entreprises de gardiennage et de transport de fonds“) nannte, führt nämlich die Verhandlungen auf Patronatsseite. Dies, obwohl nur vier von insgesamt 13 Sicherheitsunternehmen Mitglied der Vereinigung sind.
„An sich ist dies nichts Schlimmes, problematischer ist aber schon, dass das größte Unternehmen des Sektors, das rund die Hälfte aller Angestellten beschäftigt, nicht Mitglied der FSS ist“, erklärte Jean-Claude Bernardini, Zentralsekretär des OGBL-Syndikats „Dienstleistungen und Energie“ dem Tageblatt gegenüber die Problematik. In diesem Punkt gebe es ein Problem mit dem Kollektivvertragsgesetz, das nicht genau definiere, inwiefern eine Vereinigung wie die FSS repräsentativ für einen ganzen Sektor sei. Der größte Sicherheitsdienstleister des Landes jedenfalls habe bereits angekündigt, gesetzt der Fall eine Einigung mit der FSS würde erzielt, den entsprechenden Kollektivvertrag nicht respektieren zu wollen.

Allerdings stellt sich diese Frage derzeit ohnehin nicht, da Gewerkschaften und FSS keinen gemeinsamen Nenner finden konnten.

Wie Bernardini am Samstagmorgen in der Escher „Maison du peuple“ vor den OGBL-Mitgliedern des betroffenen Sektors erklärte, würde die FSS alles daran setzen, die sozialen Errungenschaften infrage zu stellen. „Dabei gibt es hierzu überhaupt keinen objektiven Grund“, kritisierte der OGBL-Verhandlungsführer die Haltung der Unternehmensseite. Wirtschaftlich stehe die Branche alles andere als schlecht da.

Nein des OGBL

Einer der Hauptstreitpunkte zwischen den Verhandlungspartnern ist die Laufdauer oder besser gesagt die genau Laufzeit des Kollektivvertrags. Während die Unternehmen für einen dreijährigen Vertrag von 2010 bis 2013 plädieren – die Jahre 2008 und 2009 würden in diesem Fall einfach „übergangen“ –, will der OGBL einen Vertrag von 2008 bis 2010. Bedingt, in anderen Worten im Fall einer Lohnerhöhung von einem bis anderthalbem Prozent, wäre die Gewerkschaft aber auch zu einer Unterschrift bis 2011 bereit.

Keine Diskussionsbereitschaft indes zeigt der OGBL, wenn es um die Patronatsforderung geht, die Ausbezahlung eines „13. Monats“ an die krankheitsbedingten Fehltage der Angestellten zu koppeln. „Hierzu sagt der OGBL ganz klar Nein“, so Bernardini. Wenn es aber vielleicht ein Problem mit „Blaumachern“ gebe, dann sei man bereit, aufgrund präziser Zahlen, die man bislang nicht erhalten habe, zu diskutieren. Der 13. Monat sei aber in jedem Fall geschuldet.

Nicht einverstanden zeigt sich der OGBL auch mit der Schaffung einer zweiten Lohntabelle. Wenn es nach der Vorstellung der Unternehmen geht, sollen Neuangestellte nämlich weniger Lohn als bisher üblich erhalten. Alternativ zu diesem Vorschlag schlägt die Gewerkschaft vor, die Lohnerhöhungen im ersten Beschäftigungsjahr zeitlich etwas zu versetzen.

Nicht einfacher macht die Situation schließlich, dass die Gewerkschaften OGBL und LCGB nicht in allen Punkten einer Meinung sind.

Die Mitglieder des OGBL jedenfalls brachten am Samstag unmissverständlich ihren „ras-le-bol“ gegenüber ihren Arbeitgebern aus. Gegebenenfalls, so die einhellige Meinung, sei man bereit, sich gegen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen mit gewerkschaftlichen Mitteln zur Wehr zu setzen.