„Die REEL hat in 25 Jahren schon manches bewegt“

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Heute beginnt die 25. REEL in Karlsruhe. Zum dritten Mal sind die luxemburgischen Studenten aus der badischen Stadt Gastgeber des alljähr lichen Treffens. Das Tageblatt unterhielt sich im Vorfeld mit Céline Reichel, Präsidentin der REEL 2009./ Dan Elvinger

Tageblatt: Céline Reichel, wie wird man eigentlich REEL-Präsidentin?
Céline Reichel: „Vor einiger Zeit haben wir uns mit 20 Leuten zusammengefunden, um über die Organisation der REEL zu diskutieren. Bei der Wahl zum Präsidenten waren drei Studenten angetreten. Da ich schon einige Erfahrungen im Studentendachverband ACEL gesammelt hatte, fiel die Wahl auf mich.“

„T“: Welche Aufgaben sind mit diesem Amt verbunden?
C. R.: „Zuerst einmal muss ich den Vorstand unter Kontrolle halten. Ich muss die 20 Mitglieder leiten, die Arbeiten überwachen und ihnen mit Erklärungen zur Seite stehen. Das ist eine große Herausforderung, mit lediglich 22 Jahren. Neben diesen Aufgaben bin ich zuständig für die offiziellen Auftritte. Ich muss die Gespräche mit Ministern und den Partnern führen. Daneben muss ich gute Kontakte zu den vielen Studentenverbindungen aufbauen und pflegen.“

„T“: Wann wurde mit der Organisation der REEL 2009 angefangen?
C. R.: „Am 26. Dezember 2008 wurde Karlsruhe, anlässlich der Generalversammlung der ACEL, als Ausrichter bestimmt. Wir haben uns bereits vor zwei Jahren, während der REEL in München, für eine Kandidatur entschieden. Die REEL-Treffen wurden vor 25 Jahren in Karlsruhe aus der Taufe gehoben und deshalb wollten wir das Jubiläum dann auch wieder hier feiern. Bereits vor einem Jahr haben wir die Werbetrommel für unsere Kandidatur gerührt. Schlussendlich waren wir die einzige Studentenverbindung, die kandidierte.“

„T“: Bleibt bei diesen vielfältigen Aufgaben eigentlich noch Zeit zum Studieren?
C. R.: „Dazu bleibt sicherlich keine Zeit mehr, vor allem in der Endphase nicht. In den letzten drei Wochen gingen rund 14 Stunden täglich für die Vorbereitungen drauf. Von morgens bis abends REEL. Ich kann mich glücklich schätzen, dass noch Semesterferien sind und keine Klausuren anstehen.“

„T“: Was sind denn Sinn und Zweck eines alljährlichen Treffens?
C. R.: „Die REEL hat vier Hauptziele. Erstens sollen sich so viele Studenten wie möglich treffen. Es ist einzigartig, dass sich 150 Studierende aus allen Ländern zu einem Wochenende einfinden. Kennenlernen, Austausch und Diskussionen stehen im Mittelpunkt. Zweitens ist es wichtig, die untereinander geführten Diskussionen nach außen zu bringen. Beispielsweise müssen wir die Minister darüber informieren, dass die Finanzhilfen für Studenten manchmal erst Monate nach Eingang der Anfrage ausgezahlt werden. Ganz wichtig ist auch, andere Studentenstädte und Kulturen kennenzulernen. Letztes Ziel eines solchen Treffens ist, Kontakt zu großen luxemburgischen Firmen herzustellen.“

„T“: Der Arbeitsmarkt und Jobchancen sind dieses Jahr einige der Workshop-Themen. Warum?
C. R.: „Die ACEL hat eine Umfrage gemacht, um herauszufinden, wie das Jobangebot nach dem Studentenleben aussieht, wie leicht oder schwer es ist, Praktika zu finden und welchen Problemen die Studierenden begegnen. Das Ergebnis war, dass eine gewisse Angst vor dem Arbeitsmarkt besteht und es keine geeignete Plattform mit Praktika-Angeboten gibt. Es ist nicht einfach, als Student ein Praktikum zu finden. Allerdings braucht man oft ein solches, um seine Studien fortführen zu können.“

„T“: Diese Themen werden zusammen mit Hochschulminister François Biltgen und mit Arbeitsminister Nicolas Schmit diskutiert. Was versprechen Sie sich von diesen Unterredungen?
C. R.: „Es ist das erste Mal, dass sich ein Arbeitsminister als solcher mit uns an den Tisch setzt. Wir wollen Nicolas Schmit direkt mit den Ängsten und Problemen der Studierenden konfrontieren. Wir erhoffen uns Rede und Antwort, beispielsweise zu dem neuen Gesetz gegen Jugendarbeitslosigkeit. Wir haben uns die Mühe gemacht und das Gesetz auseinandergenommen, um auf die positiven und negativen Punkte einzugehen. Mit Hochschulminister François Biltgen wollen wir vor allem über den ‚décret Simonet‘ und die Finanzhilfe für Studierende diskutieren. Insgesamt hoffen wir auf konstruktive Gespräche.“

„T“: Zum 25-jährigen Jubiläum zieht es auch die Alt-REELaner wieder in den Kreis der Studenten. Erhoffen Sie sich etwas von diesen Kontakten?
C. R.: „Bei der Organisation der REEL haben wir auf die Erfahrung der Ehemaligen zurückgegriffen. Vor allem die Gespräche, die in der Vergangenheit geführt wurden, haben uns interessiert. Wir wollen nicht immer wieder die gleichen Themen bieten und deshalb ist das Hintergrundwissen der Alt-REELaner wichtig. Wir sind auch stolz, dass wir einige der Gründungsmitglieder dazu bewegen konnten, am Rundtischgespräch teilzunehmen, um zu erklären, wie und warum die REEL entstanden ist.“

„T“: Was haben die ehemaligen und die aktuellen REELaner denn in 25 Jahren bewegt?
C. R.: „Eine große Errungenschaft ist die Finanzhilfe für Studierende, die durch Diskussionen mit dem damaligen Arbeitsminister durchgesetzt wurde. Diese gab es vor der REEL nicht. In den vergangenen Jahren wurde u.a. viel über die Universität Luxemburg und den Bologna-Prozess debattiert. Verschiedene Meinungen und Erfahrungen aus den Universitätsstädten wurden in diese Gespräche mit eingebracht.“

„T“: Ein Vorurteil gegenüber Studenten besagt, dass diese solche Veranstaltungen nutzen, um das gesponserte Geld regelrecht zu verfeiern. Was entgegnen Sie solchen Meinungen?
C. R.: „Wenn dies stimmen würde, dann wären die verschiedenen Partner nicht mehr bereit, uns ein gewisses Budget zur Verfügung zu stellen. Es ist ein Geben und Nehmen. Die Partner sind überzeugt vom Sinn und Zweck solcher Veranstaltungen und stehen komplett dahinter. Aber Feiern gehört trotzdem dazu, denn nur so lernt man sich untereinander kennen. Wir schmeißen aber trotzdem kein Geld zum Fenster raus.“

„T“: Gab es organisatorische Probleme im Vorfeld?
C. R.: „Bis zwei Wochen vor Beginn lief alles nach Plan. Doch dann hat Mercedes Benz die geplante Visite abgesagt und unserer Stammkneipe, mit der wir bereits ein Abkommen hatten, wurde überraschenderweise die Lizenz entzogen. Wir haben jedoch ein neues Lokal gefunden und einen Ausflug ins Wasserkraftwerk nach Forbach organisiert.“„T“: Welche Ziele hat sich das Karlsruher Organisationsteam gesetzt?C. R.: „Wir wollen eine REEL-Bilanz ziehen. Wir wollen die Aktivitäten der letzten 25 Jahre Revue passieren lassen. Der kritische Blick auf die Vergangenheit, soll aber auch nicht zu kurz kommen. Außerdem sollen Studenten, die noch nie bei einer REEL dabei waren, den Sinn und Zweck erkennen.“

„T“: Es ist bereits das dritte Mal, dass die Karlsruher die REEL organisieren. Ist die AELK („Amicale des étudiants luxembourgeois à Karlsruhe“) besonders aktiv?
C. R.: „Ich denke, dass Karlsruhe wirklich einen außergewöhnlich aktiven Studentenverein hat. Unsere vielen Veranstaltungen belegen dies.
Wir sind mit rund 65 Mitgliedern ein relativ kleiner Studentenverein und trotzdem werden wöchentlich Aktivitäten organisiert. Außerdem haben wir herausgefunden, dass Ingenieure, und in Karlsruhe gibt es davon viele, sehr gerne und gut organisieren.“

„T“: Was macht Karlsruhe aus? Warum sollte man in deiner zweiten Heimat studieren?
C. R.: „Die Stadt ist nicht zu groß und nicht zu klein. Karlsruhe ist einfach eine Studentenstadt. Der Kontakt zu anderen Menschen entsteht sehr schnell. Das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof sind Institutionen, die über die Grenzen hinaus bekannt sind. Ich finde es auch sehr toll, dass man in Karlsruhe überall mit dem Fahrrad hin kann und auch jeder damit fährt.“

STECKBRIEFCÉLINE REICHEL
o Alter 22 Jahre
o Studium Maschinenbau seit 2006
o Heimatstadt Rümelingen
o Offizielle Funktionen Präsidentin der REEL 2009 und Sekretärin der ACEL