Die „Nordstad“ ist längst Realität geworden

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Wir sprachen mit LSAP-Schöffe Claude Halsdorf über die Herausforderungen der Stadt Ettelbrück und der umliegenden Region, die vom Projekt „Nordstad“ aufgewertet werden soll. Carlo Kass

ETTELBRÜCK – Obwohl er dem lokalen Vereinsleben, und hier besonders dem Basketballclub Etzella, eng verbunden ist, handelt es sich bei Claude Halsdorf, der auch bei den kommenden Parlamentswahlen antreten wird, eher um einen diskreten Politiker, dem man nicht auf allen „Dëppefester“ begegnet.

Tageblatt: Vorweg eine allgemeine Frage: Wie schätzen Sie die Situation der Gemeinde Ettelbrück in diesen Krisenzeiten ein?
Claude Halsdorf:
„Wir haben in den letzten 15 bis 20 Jahren viel und gut investiert. Ich denke da nur an die gesamte Fußgängerzone, den Sportskomplex, das Musikkonservatorium und das Kulturzentrum.
Zurzeit nehmen wir die Neugestaltung der Deichhalle in Angriff, die ja ein Must für die Einnahmen der Vereine darstellt. Zu all diesen Bauvorhaben haben wir logischerweise Kredite aufgenommen, die wir nun bedienen müssen. Es ist also sicher nicht die Zeit der großen Sprünge.“

„T“: Stichwort „Nordstad“: Realität oder Wunschdenken?
C.H.:
„Eindeutig Realität. In den vergangenen Jahren ist viel Arbeit geleistet worden, sowohl von staatlicher wie auch von kommunaler und privater Seite. Mir scheint, dass in dieser Zeit die sechs beteiligten Gemeinden ein verstärktes gegenseitiges Verständnis füreinander entwickelten. Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir dabei, die PAG (Plan d’aménagement général) zu koordinieren, um später ein ausgewogenes urbanes und verkehrstechnisches Bild abzugeben.“

„T“: Sind sechs Gemeinden nicht ein paar zu viel? Warum hat man sich nicht auf die Achse Ettelbrück-Erpeldingen-Diekirch konzentriert?
C.H.:
„Nun, es wird sich wohl viel um diese Achse drehen, doch müssen die Leute, die sich auf dieser Achse bewegen, auch irgendwo leben. Und da es sich bei Ettelbrück und Diekirch um Gemeinden handelt, denen nicht viel Hinterland zur Verfügung steht, ist diese urbane Ausdehnung entlang den Ufern von Alzette und Sauer schon wünschenswert.“

Naherholungsgebiet„Haardt“

„T“: Wie steht es mit dem seit langem diskutierten Bau einer Verbindung von der Umgehungsstraße zwischen der Sauerbrücke und „Friedhaff“ in Richtung „Haardt“ oberhalb von Warken?
C.H.:
„Es ist jedenfalls geplant, dass wir vom Plateau der ‚Haardt‘ aus die Schulen und das Klinikum bedienen werden. Die ideale Lösung wäre, mit einer zusätzlichen Brücke von der Umgehungsstraße am Patton-Denkmal vorbei auf das Plateau zu gelangen und von dort aus mit Stichstraßen die in der avenue Salentiny oft sehr angespannte Verkehrssituation zu entlasten.
Das ist natürlich Zukunftsmusik, denn die Brücke zur ‚Haardt‘ kann sich die Gemeinde ja nicht alleine leisten.
Da müsste der Staat uns schon unterstützen. Danach müsste etappenweise ein Gesamtkonzept für das Hochplateau entwickelt werden.
Das dürfte meiner Meinung nach 15 bis 20 Jahre in Anspruch nehmen.“

„T“: Sollte die Straße über- oder unterirdisch verlaufen?
C.H.:
„Da sind wir noch weit von einer Entscheidung entfernt. Die Straßenbauverwaltung hat mehrere Varianten ausgearbeitet. Ein regelrechter Tunnel wird wohl kaum notwendig sein. Wenn schon, dann eher eine sogenannte ‚tranché couverte‘, die weniger Kosten verursacht und den gleichen Dienst leistet, nämlich auf der Oberfläche zum Beispiel einen großen Park einzurichten.“

„T“: Apropos Park: Viele Ettelbrücker wollen „ihre Haardt“ als Grünzone erhalten sehen. Wie stehen Sie dazu?
C.H.:
„Wir dürfen nicht zu lange am Kampfspruch ‚Finger weg von der Haardt‘ festhalten, wenn wir denn die Berufs- und Lebensqualität im Tal verbessern möchten.“
„T“: Sie wollen also auf der „Haardt“ ein Naherholungsgebiet bestehen lassen?
C.H.: „Warum nicht!? Beispiele gibt es genug. Nehmen Sie nur den Galgenberg in Esch/Alzette oder den Park Léih in Düdelingen.“

Neue Bauprojekte

„T“: Ettelbrück hat im Grunde nicht viele Industriezonen. Soll sich das ändern?
C.H.:
„Ja, aber sicher nicht auf der ‚Haardt‘, denn wir haben geplant, im Rahmen der ‚Nordstad‘ auf der rechten Seite der Straße zum ‚Friedhaff‘ eine gemeinsame Aktivitätszone auszurichten.“

„T“: Wo gibt es denn noch Ausbaumöglichkeiten innerhalb der kommunalen Grenzen?
C.H.:
„Zurzeit werden im Rahmen eines PAP (Plan d’aménagement particulier) die Anhöhen Richtung ‚Carelshaff‘ verplant. Aber es gibt auch Möglichkeiten in Warken, wo das private Bauprojekt mit rund 80 Wohneinheiten auf dem früheren Gelände der ‚No-Nail-Boxes‘ sich im Endstadium befindet.“

„T“: Eine letzte Frage zur „Nordstad“: Wie sehen Sie die beiden Säulen Ettelbrück und Diekirch nach diesem Jahrhundertprojekt?
C.H.:
„Ettelbrück wird wohl weiter die Handels- und Diekirch als Distriktsort die Verwaltungsstadt bleiben. Die gesamte ‚Nordstad‘ sehe ich außerdem als Schulzentrum, in dem Diekirch und Ettelbrück die beiden tragenden Säulen sind. Auf jeden Fall müssen Lokalpolitiker in Zukunft regional denken, um national Gehör zu erlangen.“