/ "Die Mieten werden steigen"

(Tageblatt/François Aussems)
Im Jahr 1991 gab es eine Krise im Luxemburger Bausektor, erinnerte Romain Schmit, Generalsekretär der „Fédération des artisans“, am Freitag vor Journalisten. Um den Sektor wieder anzukurbeln, um mehr Wohnungen zu bauen, um die Schwarzarbeit einzudämmen und um den Preisanstieg von Wohnungen zu bremsen, sei damals der günstige TVA-Steuersatz von drei Prozent auf neu zu bauenden Zweitwohnungen eingeführt worden.
Diesen günstigen Steuersatz will die Regierung nun wieder abschaffen. Ab Januar 2015 sollen Käufer von neu zu bauenden Zweitwohnungen dann den vollen Steuersatz von 17 Prozent zahlen.
„Diese Ankündigung traf uns wie eine kalte Dusche“, so Romain Schmit weiter. Eine Erhöhung von drei auf 17 Prozent „ist alles andere als moderat“.
Schwarzarbeit und Entlassungswelle
Die „Fédération des artisans“ und die „Chambre immobilière du Grand-Duché de Luxemburg“ befürchten negative Auswirkungen auf den Bau von Neuwohnungen wie auch für die (energetische) Sanierung von älteren Wohnungen. Da die Energiekosten hierzulande „zu billig sind“, würde sich eine energetische Sanierung von alten Wohnungen nicht mehr lohnen. Auch dürfte Schwarzarbeit durch diese Maßnahme wieder populärer werden.
Mehrere hundert Jobs könnten auf dem Spiel stehen. Insgesamt schätzen die „Fédération des artisans“ und die „Chambre immobilière du Grand-Duché de Luxemburg“, dass der Staat durch diese Maßnahme zusätzliche Steuern von 50 bis 100 Millionen Euro pro Jahr einnehmen könnte. Diese Gelder würden dann auf dem Markt fehlen, um weiter in neue Wohnungen investiert zu werden, argumentieren sie.
Höhere Steuern bringen höhere Preise
„Wir fahren geradewegs in eine Mauer“, warnt Jean-Paul Scheuren, Präsident der „Chambre immobilière du Grand-Duché de Luxemburg“.
Er sieht zwei mögliche Szenarien für die Zukunft. Erstens: Der Markt ist nicht bereit, die Preiserhöhungen mitzutragen, was mittelfristig zu einer Verringerung der Bauprojekte führen würde, da sie weniger profitabel seien. Zweitens: Die Käufer sind bereit, die Preiserhöhungen mitzutragen, was die Preise für alle (bestehende und neue) Wohnungen in die Höhe treiben würde.
In beiden Fällen würden jedoch die Mieten stiegen – erst bei den neuen Wohnungen und danach auch bei den bestehenden. „Wir können uns beim besten Willen kein Szenario vorstellen, das fallende Preise zur Folge hätte“, sagte er. Dass die Abschaffung der drei Prozent nur die Reichen treffen würde, sei nicht wahr, unterstrichen beide.
Die Erklärung, warum die Preise für Wohnungen hierzulande so hoch sind, sei eine Konsequenz der Politik der Regierung, die zu wenig Bauland freigebe. Es werde nach wie vor nicht genug gebaut, um die Nachfrage nach Wohnungen im Land zu befriedigen.
Theoretisch würden jedes Jahr rund 4.000 neue Wohnungen benötigt – es würden aber im Schnitt weniger als 3.000 pro Jahr fertiggestellt. Eine Steuererhöhung würde jedoch nicht helfen, die Lage zu verbessern.
Übergangsmaßnahmen gefordert
Die beiden Organisationen wünschen sich u.a. eine Studie über die Konsequenzen der Maßnahme. Auch sei die Erhöhung zu hoch, um sie in nur einem Schritt durchzuführen – man brauche zumindest Übergangsmaßnahmen, und „wir wollen in die Überlegungen mit eingebunden werden“, unterstrichen die beiden. Als mögliche Alternative sehen sie eine leichtere Erhöhung der Steuern auf den 220.000 bestehenden Wohnungen. „Wenn die Basis größer ist, braucht die Erhöhung nicht so groß zu sein“, argumentiert Schmit. „Aber wir fürchten, dass alles bereits zu spät ist.“
Es gilt noch zu bemerken, dass der bisherige günstige Steuersatz beim Bau von Eigenwohnungen erhalten bleibt.
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