Die Lehrer rebellieren

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LUXEMBURG - Die Regierung will sparen. In der Schule sollen weniger neue Posten geschaffen werden. Die "alten" Lehrer müssten mehr arbeiten. Ein No-Go für die Lehrergewerkschaften.

Vor einer Woche war die neuerliche Vereinbarung CGFP und Regierung bekannt geworden. Man habe sich bei Nachverhandlungen zur Reform des öffentlichen Dienstes verständigt. U.a. beim geplanten, bei den Gewerkschaften umstrittenen Bewertungssystem habe man sich geeinigt. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail.

Die Umsetzung des Bewertungssystems in der Schule bleibt weiterhin unklar. Nähere Details dazu konnten die Regierungsvertreter den Gewerkschaften diese Woche nicht nachreichen. Ohnehin waren diese seit jeher der Ansicht, dass man Lehrer objektiv nicht bewerten könne. Nicht überzeugen konnte auch der Vorschlag der Regierung einer „kollektiven Bewertung“ der Lehrerschaft. Als Gegenleistung für diese kollektive Bewertung hätten die Minister eine Mehrarbeit der Lehrer gefordert, empörte sich die CGFP-Unterorganisation Féduse, der Verband der Hochschulabsolventen beim Staat, am Dienstag. Das sei ausgeschlossen, zumal man sich 2007 nach langen Verhandlungen auf den Lehrauftrag (tâche d’enseignant) verständigt habe. Die Féduse hatte am Montag Schulminister Claude Meisch und Beamtenminister Dan Kersch getroffen.

Um was es dabei geht? Die Zahl der Unterrichtsstunden der Lehrer sowohl im Grundschulunterricht als auch in den Sekundarschulen werden mit zunehmenden Alter reduziert. Ab dem 45. Lebensjahr um eine Unterrichtsstunde, ab dem 50. um zwei und ab dem 55. Lebensjahr um vier Stunden. Der reguläre Lehrauftrag für die Sekundarschullehrer umfasst 22 Unterrichtsstunden, in der Grundschule, der alten Primärschule, sind es 23 Stunden, 24 für die Lehrer der Unterstufe.

„Objektive“ Bewertung

Auch für das SEW, die Lehrergewerkschaft im OGBL, bleibt so manches unklar. Auf die Frage, nach welchen objektiven Kriterien die Lehrer bewertet werden könnten, habe es bei der Unterredung mit den Ministern am Dienstag keine Antwort gegeben, so Patrick Arendt, Präsident des SEW, auf Nachfrage. Auch der Regierung sei bewusst, dass das mit der CGFP ausgehandelte Abkommen in Sachen Bewertung auf den Schulbereich nicht anwendbar sei. Bloß, konkrete Vorstellungen wie die „kollektive Bewertung“ gestaltet werden soll, gebe es derzeit nicht. Dass eine objektive Bewertung nicht möglich sei, habe das SEW stets betont, so Arendt. Seine Gewerkschaft habe sich daher stets dagegen ausgesprochen.

Dass die Regierung die Erhöhung des Arbeitspensums für die Lehrer als Gegenleistung für das abgespeckte Bewertungssystem sehen will, bleibt für Arendt unverständlich. Beides habe doch nichts miteinander zu tun. Die Forderung nach längeren Arbeitszeiten sei ausschließlich auf haushaltspolitische Entscheidungen zurückzuführen, so Arendt. Was auch Schulminister Claude Meisch bestätigt. „Unser Vorschlag besteht darin, die Arbeitsstunden zu erhöhen oder die altersbedingten Freistunden zu reduzieren, ohne dass die Qualität der pädagogischen Arbeit darunter leidet“, so Meisch am Mittwoch im „Wort“. Die Regierung hatte bekanntlich angekündigt, die Zahl der Neueinstellungen beim Staat in diesem Jahr zu halbieren.

Sparpotenzial

Das wird auch auf Kosten der Lehrer gehen, wenn eine Erhöhung der Klasseneffektive vermieden werden soll, befürchtet Arendt. Dabei seien die Lehrer bereits 2009 mit Mehrarbeit und administrativen Zusatzarbeiten belastet worden, sagt er. Mehr könne man den Lehrern nicht zumuten. Dennoch sei man bereit, mit der Regierung über mögliche Kostenersparnisse in der Schule zu reden, betont der SEW-Präsident. So etwa beim administrativen Wasserkopf, das man in der Zwischenzeit aufgebaut habe.

Die Minister wollen sich im April nochmals mit den Gewerkschaften treffen. Die Apess ruft bereits zum Widerstand auf. Die Lehrergewerkschaften sollten ihre Differenzen beseite schieben, um entschlossen „diesen unannehmbaren Angrff auf unsere Arbeitsbedingungen“ abzuwehren.