SchülerartikelDie Frauenfrage

Schülerartikel / Die Frauenfrage
Am 7. März fand in Luxemburg der erste nationale Frauenstreik statt Foto: Editpress/Julien Garroy

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Im Rahmen einer Serie zum Internationalen Tag der Pressefreiheit (3. Mai) haben Schüler im Tageblatt das Wort. Heute beschäftigen sich die Autoren aus dem Lycée Robert Schuman mit dem Thema Gleichberechtigung.

Der Gleichberechtigung der Geschlechter wurde auch im zweiten Artikel der UN-Menschenrechtskonvention bedacht. Immerhin ist dort „Geschlecht“ als eine der Kategorien aufgelistet, aufgrund derer kein Mensch in der Ausübung seiner Privilegien und Pflichten kompromittiert werden darf. Theoretisch. Bei Frauen – die bekanntlich grob die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen – kann man nicht wirklich von einer minoritären Gruppe sprechen, sofern man von der wortwörtlichen Definition ausgeht. Und dennoch haben Frauen immer noch mit Problemen zu kämpfen, wie sie sich die Männerwelt vielleicht nur schwer erträumen kann.

Seit den 70er Jahren protestieren zahlreiche Frauen in Europa für ihre Rechte, einschließlich für das Recht, auch ihre Meinung äußern zu dürfen. In der Europäischen Union haben Frauen de jure dieselben Freiheiten wie die Männer, ob dieses Statut aber auch immer in einem Stück in der Praxis ankommt, sei nun einmal dahingestellt. Luxemburg hat mehrere Gemeinschaften, die dafür kämpfen, dass auch Frauen ihre Meinung offen sagen dürfen und viele politische Parteien unterstützen sie auch in diesem Kampf. Was beispielsweise die Meinungsäußerung anbelangt, gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.

Und hier kommt das Aber: Je nachdem in welchem familiären oder freundschaftlichen Umfeld sie sich befinden, werden sie nicht von jedem ernst genommen und in einigen extremen Fällen dürfen sie sich gar nicht äußern, weil sie dann das Risiko eingehen würden, im Extremfall von ihrem Mann geschlagen zu werden. Außerdem ist das sogenannte „mansplaining“ in Luxemburg sowie in anderen europäischen Ländern sehr präsent. Der Begriff beschreibt eine Situation, in der ein Mann einer Frau in einem herablassenden Ton etwas erklärt, was sie bereits weiß. Hier ist nicht nur das bloße Erklären gemeint; der entscheidende Faktor ist nämlich, dass die Frau in einer solchen Situation von einem erfahrenen, vielleicht sogar akademisch geschulten Standpunkt urteilt, ein außenstehender Mann sich aber befugt sieht, zu korrigieren. Frei nach dem Motto: „Natürlich, die Frau hat ja vielleicht einen Doktortitel, aber ich habe das mal in einem Internetforum gelesen!“ Man kann es auch als Manifestation des männlichen Chauvinismus bezeichnen.

„Mansplaining“

Außerdem spielt die Diskriminierung auf den Arbeitsplätzen auch eine gewisse Rolle in der Meinungsäußerung, die die Frauen selbst zulassen. Eine erfolgreiche Frau, die eine hohe Position mit einem hohen Gehalt hat, traut sich eher einem Mann am Arbeitsplatz zu widersprechen. Hierbei ist der Faktor der gesellschaftlichen Klasse sicher nicht außer Acht zu lassen, doch nach wie vor bleibt das Geschlecht signifikant.

Das „mansplaining“ und die Ungleichheit auf dem Arbeitsplatz scheinen also in Europa die größten Probleme von Meinungsfreiheit bei Frauen zu bilden. Die Europäische Union will die Gleichstellung der Geschlechter erreichen, damit die Meinung einer Frau genauso viel wert ist wie die Meinung eines Mannes. In der Tat versucht die EU aktiv, den Frauen immer mehr das Wort zu geben. Die Führungskräfte der Europäische Kommission bestehen bereits zu mehr als 40% aus Frauen und die Kommission strebt noch immer nach Gleichheit, damit es so viele Frauenmeinungen wie Männermeinungen gibt.

2019 hatten weltweit 14 Länder ein gewähltes weibliches Staatsoberhaupt, also ungefähr sieben Prozent. Auf parlamentarischer Ebene liegt die globale Rate immerhin bei fast 25%. Dabei beweisen Frauen immer wieder, dass sie genauso kompetent wie Männer in Autoritätspositionen sind, auch wenn manche Menschen gegen so etwas immer noch Vorurteile hegen: Frauen seien zu sehr von ihren Emotionen beeinflusst, hormonell-hysterisch veranlagt, würden doch eh lieber über das Kinderkriegen nachdenken … der einzige Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Politikern scheint also zu sein, dass nur letztere sich solche Dinge anhören müssen, die doch sehr wie aus dem Munde eines Mannes von vor hundert Jahren klingen.

Und wenn schon von urtümlichen Attitüden die Rede ist, kann man auch gleich kurz auf die Geschichte eingehen. Seit der Gründung der ersten internationalen Frauenrechtsbewegung 1888 ist nämlich dann doch viel passiert. Mittlerweile haben alle Länder der Welt das Wahlrecht für Frauen eingeführt, manche früher als andere. In Luxemburg hat sich die Legalisierung letztes Jahr zum hundertsten Mal gejährt. Die vielleicht etwas dubiose Ehre, den letzten Platz zu belegen, wurde dann Saudi-Arabien zuteil, das das Frauenwahlrecht nämlich erst 2015 legalisiert hat.

Tabuthema

Ob die freie Entscheidung Frauen überall dann aber auch wirklich zuteil wird, ohne dass sie durch externe Faktoren an der Äußerung ihrer unbeeinflussten Meinung gehindert werden, ist nochmals eine ganz andere Geschichte.

Fest steht zumindest: Seit 1984 lässt sich in den USA, in denen es keine allgemeine Wahlpflicht gibt, beobachten, dass die Teilnahme an den Wahlen unter Frauen höher ist als unter Männern. Auch 2016 hat sich das nicht geändert, mit 59,3% Wahlbeteiligung unter Männern und immerhin 63,3% unter der weiblichen Bevölkerung.

In vielen Entwicklungsländern ist die Meinungsfreiheit der Frauen aber immer noch ein Tabuthema. Ihre Meinungen werden nicht akzeptiert, werden nicht ernst genommen und sind schlichtweg nicht erwünscht. Zudem werden Frauen weiter unterdrückt, sollen weiter gebären, erhalten keine Bildung, werden in Angst versetzt und mit dem Großziehen der Kinder beschäftigt, damit sie noch nicht mal auf die Idee kommen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie werden von klein auf belehrt, sich kleinzuhalten, sich Männern unterzuordnen und zu gehorchen. Falls sie dennoch Meinungen äußern oder für diese sogar kämpfen, droht ihnen Gewalt. Die Konsequenzen, die die Meinungsfreiheiten der Frauen mit sich ziehen, sind hier immer noch deutlich vorhanden.

Grundsätzlich haben Männer also de facto immer noch mehr Meinungsfreiheit als Frauen, denn letztere werden nicht immer ernst genommen. In den meisten westlichen Ländern ist die Frau heutzutage relativ emanzipiert, auch wenn es noch immer gewisse Ungleichheiten gibt. Es gibt Länder, in denen Frauen Männer noch nicht einmal grüßen dürfen, und diese brauchen den Feminismus; das heißt aber nicht, dass die noch existierenden Probleme bei uns ignoriert werden sollten.