Die Forderungen der BMG

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Die Sondereinheit BMG war unzufrieden. Es fehlte an Personal, an Material. Die Kommandanten meldeten dies bei den Vorgesetzten. Doch diese taten sich schwer mit Reaktionen.

Als Elitetruppe gebildet, mussten die Mitglieder der Brigade Mobile der Gendarmerie oftmals Aufgaben erfüllen, die nicht unbedingt zu ihrer Qualifikation und dem Aufgabengebiet der BMG entsprachen. Hinzu kamen Überstunden, Überarbeitung, nicht ausreichend Zeit für notwendige Weiterbildung. Das alles schaffte eine Atmosphäre der Unzufriedenheit in der Truppe.

Ben Geiben, der erste Chef, zuerst, dann Pierre Reuland, sein Nachfolger, hatten entsprechende Schreiben an die Gendarmerieführung gerichtet, mit entsprechenden Verbesserungsvorschlägen.

Antiterror-Einheit GIS

Der Ermittler Carlo Klein stellt klar, dass die beiden Angeklagten Scheer und Wilmes damals mit ihrem Versetzungsantrag Druck auf BMG-Chef Pierre Reuland ausüben wollten. Es sollte ein Solidaritätsbekunden für zwei BMG-Kollegen sein, da diese versetzt wurden. 1985 hatte Reuland eine Analyse über Terrorismus in Luxemburg verfasst. Klein sieht hier eine Verbindung zu den Anschlägen von 1984 und 1986.

Der BMG-Chef Reuland spricht von mangelnder Koordination, Ausbildung und Bewaffnung bei einem Polizeieinsatz gegen Terrorismus in Luxemburg. Er fordert eine spezielle Antiterror-Einheit unter dem Kürzel GIS. Klein zeigt dem Gericht ein entsprechendes Organigramm.

„Fakten, keine Vermutungen“

Anwalt Gaston Vogel schießt sich auf den Ermittler Carlo Klein ein. Er sieht keine Verbindung zwischen der Reuland-Analyse und den Attentaten. Vogel spricht von einer Vorverurteilung. Nach einem Schlagabtausch zwischen der Richterin Conter und dem Anwalt Vogel, kritisiert letzterer erneut die Ermittler. Vogel will Fakten, keine Vermutungen.

Anwältin Lorang spricht von einseitigen Ermittlungen. So sei unter anderem nicht in der terroristischen Szene ermittelt worden. Anwalt Vogel sieht Pierre Reuland als Attentäter: Die Attentäter können unmöglich aus der BMG kommen. Keiner kann so eine Kraft aufbringen um 20 Attentate zu verüben. Staatsanwalt Oswald kontert: Die Kriminalpolizei habe in jede Richtung ermittelt.

Stellenausschreibung Brigade Mobile

Ermittler Carlo Klein nutzte die Pause um fehlende Unterlagen an die Verteidigung nachzureichen. Auf eine Stellenausschreibung für die BMG von 1985, hatten sich zwölf Kandidaten für die Brigade Mobile gemeldet. Vier wurden aufgenommen. Da die Spezialeinheit zur gleichen Zeit auch Abgänge verzeichnete, wurde das Kontingent nicht erhöht.

Ein Telecran-Bericht von 1985 mit einem Bild von Jos Steil und seinem Sprengkoffer wird gezeigt. Laut Klein entsprach der Bericht nicht der realität und sollte abschrecken. Wegen Überwachungsmaßnahmen blieb der BMG keine Zeit für Trainings. Dies geht auch aus Berichten des damaligen BMG-Chefs Reuland hervor.

Mängel bei der Aufklärung

Bei der Aufklärungsarbeit der BMG gab es erhebliche Mängel beim Material, so Ermittler Carlo Klein. Schlechte oder keine Funkgeräte und „null“ Erfahrung bei der Observation, zitiert er aus einem internen Schreiben. So wurden etwa Observationsfahrzeuge ohne Radio bestellt. Dies bräuchte man nicht, hieß es.

Erst im Jahre 1988 wurde eine professionelle Observationsgruppe auf die Beine gestellt. Laut Ermittler Klein handelt es sich um das „Luxemburger Modell“. Statt 30 waren lediglich 7 Mann dort im Einsatz. Er spricht vom absoluten Minimum. Nachdem Aloyse Harpes im November 1985 neuer Gendarmerie-Kommandant wurde, wurden interne Umstrukturierungen bei der Gendarmerie durchgeführt. Die beiden Angeklagten Scheer und Wilmes wurden „Chef d’équipe“ bei der BMG, zuständig für Interventionen. Beide galten als Kletterexperte bei der BMG. Wilmes war zudem Experte für Kampfsport.

Am Mittwoch wird Ermittler Klein im Detail auf die Vernehmung der einzelnen BMG-Mitglieder – im Zusammenhang mit den Anschlägen – eingehen.