Die CFL mit großem Streichprogramm

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Die Sonderzüge, die seit über zehn Jahren von Rodange aus direkt zum Wiltzer Festival fahren, rollen auch in dieser Saison. Speziell ist allerdings nur noch, dass es sich um Direktverbindungen handelt. Die Servicewagen des GAR wurden von der Bahngesellschaft ohne konkreten Grund mitten in der laufenden Saison deklassiert. Léon Marx

Wiltz – 19.44 Uhr: Pünktlich rollt der Sonderzug im Bahnhof Wiltz ein. Doch zunächst passiert erst mal gar nichts. Zwei Dutzend Leute spuckt der Zug am Ende dann doch noch aus, normalerweise sind es zwischen 200 und 250. Rund ein Fünftel aller Festivalbesucher ist seit 1996 auf die Bahn umgestiegen. Eine Traumquote. Wegen der direkten Verbindung natürlich, vor allem aber wegen dem Service, der in Zusammenarbeit mit dem GAR („Groupement des amis du rail“) angeboten wurde. Drei Servicewagen, in denen Essen und Getränke angeboten wurden, machten die über einstündige Fahrt angenehm kurzweilig. Doch 2008 rollten die ServiceWagen nur eine Woche lang. Sehr zum Ärger der musikbegeisterten Fahrgäste, die seither ihren Ärger an den Zugbegleitern auslassen. Manches, was er sich anhören müsse, sei schon schlimm, meint einer von ihnen. Seit Jahren hat er die Festivalzüge gerne begleitet, doch jetzt wünscht er sich nur noch den 26. Juli herbei. Dann ist Saisonschluss. Auch der Präsident des Festivalkomitees, Roland Kinnen, ist stinksauer. Gegenüber dem „Tageblatt“ will er sich aber nicht offiziell äußern. Man stehe in Verhandlungen mit Generaldirektor Alex Kremer und hoffe auf eine Lösung, erklärt er. Das Festival 2008 dürfte aber wohl gelaufen sein. Kremer ist in Urlaub, wie es auf Nachfrage bei den CFL heißt. Und nur er könnte das Fahrverbot für die Servicewagen, das er am 10. Juli verhängte, auch wieder aufheben. Die Servicewagen, umgebaute Wegmann-Wagen, gehören, entgegen der oft geäußerten Meinung, übrigens noch immer den CFL, die auch für den technischen Unterhalt zuständig sind. Das GAR kümmert sich nur um den Innenausbau und den Service. Laut interner Dienstanweisung vom 10. Juli dürfen die GAR-Service-Wagen und der Rendez-vous-Wagen nicht mehr im regulären Verkehr eingesetzt werden. Ein Opfer dieses Fahrverbots wäre um ein Haar auch der Blankenberge-Express geworden, bemerkt Michel Dondelinger vom GAR. Schließlich wird der Blankenberge-Express, der 2008 sein 30-jähriges Jubiläum feiert, als regulärer Zug im Saisonfahrplan geführt. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht. Nach einem heftigen Austausch von E-Mails war klar: Die Service-Wagen bleiben in den „Rames réversibles“ nach Wiltz tabu, dürfen aber, in Kombination mit SNCB-Wagen, auf die Strecke an die belgische Küste. Einen echten, stichhaltigen Grund für das Verbot der Service-Wagen im regulären Verkehr gibt es nicht. Laut hartnäckigen Gerüchten sei der Druck von einem hohen Funktionär aus dem Transportministerium ausgegangen, dem der Einsatz von alten, umgebauten Wegmann-Wagen zusammen mit neuen Doppelstockwagen seit langem ein Dorn im Auge gewesen sei. Dass es am 4. Juli zu einer technischen Störung kam, sei da ein willkommener Grund gewesen, diesen bei der Kundschaft begehrten Wagen-Kombinationen ein Ende zu setzen. Die Ursache der Störung war übrigens schon gefunden und behoben, bevor das Fahrverbot für die Wagen verhängt wurde; beim Rangieren war ein Kabel beschädigt worden. („Cette avarie est la cause de la perte de communication entre la voiture-pilote et la locomotive“), heißt es im Wartungsbericht vom 8. Juli. Das sollte nicht vorkommen, passiert aber in der Praxis öfters, wie Insider bestätigen. Ob es auch ein gerissenes Kabel war, das die technische Störung bei einem Doppelstock-Steuerwagen eine Woche später verursachte, war nicht in Erfahrung zu bringen. Sicher ist allerdings, dass an diesem Abend der Steuerwagen in Rodange kurzfristig ausgetauscht werden musste und der Festivalzug – ohne dass der GAR-Rendez-vous-Wagen überhaupt dabei war – mit einer halbstündigen Verspätung startete.

Mit der Minibar die Treppen hoch

Jeannot-Poeker, inspecteur principal im Transportministerium bestätigte dem „Tageblatt“ gegenüber einen Brief an die CFL, „in dem wir wissen wollten, ob die betreffende Zug-Kombination Doppelstock/Wegmann konform zu den UIC-Sicherheitsbestimmungen (‚Union internationale des chemins de fer‘) ist“. Von Druck könne aber keine Rede sein. Auf diesen Brief habe man übrigens noch keine Antwort erhalten, so Poeker. Die Form, in der die CFL auf den Brief reagierten, kommentiert er gelassen. Es gebe zwar jetzt keine Servicewagen, „aber der Spezialzug fährt ja noch immer“. Und eine gastronomische Betreuung könne man ja auch in den Doppelstockwagen anbieten. Wie man eine Minibar auf Rädern die Wendeltreppe hoch und wieder runter kriegen soll, bleibt allerdings eine spannende Frage. Auch die Kühlschränke fehlen dann…