Die „Armee im Schatten“ fordert Respekt

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LUXEMBURG - Sie räumen die Kaffeetasse weg, leeren den Papierkorb, putzen den Büroraum - ohne sie wäre der Arbeitsalltag düster und schmutzig. Doch entlohnt werden die Reinigungskräfte selten gut.

Am Samstag fand in Remich der 6. Syndikatstag „Private Reinigungsdienste, Hygiene und Umwelt“ des OGBL statt. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Probleme rund im die Einhaltung bestehender Verträge und Gesetze. Ohne sie sei ein geordnetes Wirtschaftsleben nicht vorstellbar, sagte die Präsidentin des Syndikats, Marie-Jeanne Hernandez. Jeden Tag sorge eine „armée de l’ombre“ dafür, dass Tausende von Arbeitnehmern saubere Arbeitsplätze vorfinden. Dieser Arbeit werde jedoch nicht der nötige Respekt gezollt, beklagte sich die Präsidentin.

Diesen Respekt ließen die Arbeitgeber vor allem angesichts der Kollektivverträge vermissen: Etliche würden nicht eingehalten. Die Gewerkschaft müsse fast täglich in einem Betrieb intervenieren, um vom Arbeitgeber die Einhaltung des Kollektivvertrags zu verlangen.
Probleme hat die Gewerkschaft auch mit der geplanten Einführung von Zeitkonten, auf denen jeder Arbeitnehmer geschuldete Urlaubstage für später „aufbewahren“ kann. Angesichts der Tatsache, dass in dem Sektor der größte Teil der Arbeitnehmer für ein Gehalt knapp über dem Mindestlohn schufte und dessen Erhöhung oft nicht einmal ausgezahlt werde, bezweifelt das Syndikat, dass diese Reform in der Praxis umzusetzen sei.

Grenzgänger diskriminiert

Der weitaus größte Teil der Beschäftigten im Reinigungssektor besteht aus Grenzgängern, die von der jüngsten Änderung der Familienzulagen am schlimmsten betroffen sind. Das Syndikat pocht auf ein Ende dieser Diskriminierung – ein Punkt, den auch der Präsident des OGBL in seiner Rede aufgriff. Jean-Claude Reding bedauerte, dass der Wert der Arbeitnehmer der Reinigungsdienste nicht anerkannt werde und die ausgehandelten Kollektiverträge nicht respektiert würden. Er forderte deren Einhaltung und vor allem eine stärkere Kontrolle von seiten des Staates.

Obwohl es in ganz Europa Probleme mit der Einhaltung der Sozialgesetze durch die Arbeitgeber gebe, sei es verwunderlich, dass solche Themen auf den EU-Gipfeln keine Beachtung fänden, wunderte sich Reding. Stattdessen diskutiere man lieber darüber, wie hoch der Anteil der Frauen in den Verwaltungsräten sein solle. Der größte Teil der Diskussionen beim vorigen EU-Gipfel sei „völlig daneben“. Es sei nicht wichtig, ob Frauen oder Männer in Verwaltungsräten sitzen, wichtiger seien ihre Entscheidungen.

Seit Jahren kämpft die Gewerkschaft für einen gerechten Lohn für qualifizierte Arbeit, erinnerte Reding und fragte die Unterstützung der Politik in dieser Frage bleibe? Für den 17. März wird ein Urteil des Kassationsgerichts in dieser Sache erwartet. Das Gericht müsse die Frage beantworten, ob ein Gebäudereiniger oder eine Gebäudereinigerin ein Spezialist ist und dementsprechend entlohnt werden muss oder nicht.