„De Verband“ stellt Weichen für die Zukunft

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Das verlustreiche Jahr 2012 ist vergessen. 2013 war ein Aufbruch in eine neue Dimension und 2014 werden die Weichen für eine neue Zukunft in Colmar Berg gestellt. "de Verband" schaut zuversichtlich in die Zukunft.

Gute 15 Jahre hat der Agrarverband Luxemburgs mit dem Land um eine den Standort für eine Futtermittelfabrik gerungen. Dann ging er nach Deutschland, fand ein Gelände an der Mosel mit eigenem Ent- und Beladekai. Im vergangenen Jahr wurden die letzten 12 Millionen Euro für das Projekt ausgegeben. Ende vergangenen Jahres wurden die ersten 2.000 Tonnen der alten Ernte angeliefert, vor einigen Wochen dann die ersten 400 Tonnen der neuen Ernte. Die Futtermittelfabrik in Perl-Besch, die von der Genossenschaft freundlich mit Produktions- und Logistikzentrale umschrieben wird, befindet sich in der Anlaufphase.

Die Investition von insgesamt 32 Millionen Euro hat für den Verband strategische Bedeutung. „Wir verfügen an der Mosel über ein Getreidesilo mit einem Fasssungsvermögen von 30.000 Tonnen. Wir haben ein Flachlager für 5.000 Tonnen Futterkomponenten oder 7.500 tonnen Getreide. Wir können in Perl-Besch 120.000 Tonnen Futtermittel herstellen. Und schließlich umfasst das Projekt die Anmietung eines bestehenden Düngerlagers von 10.000 Quadratmetern Fläche. Diese Lager- und Produktionsanlagen sind direkt über ein Förderband mit dem Ladekai verbunden“, sagt Generaldirektor Jos Jungen im Gespräch mit Journalisten. „Von Perl-Besch aus geht zukünftig alles, was nicht verpackt ist.“

Bisher kaum bekannte Strategie

Der Standort im Saarland an der Mosel öffnet den Blick für eine bisher kaum bekannte Strategie der Gruppe, die sich nun der Großregion öffnen kann, dies in der Vergangenheit auch schon getan hat. Jungen: „Unser Einzugsgebiet liegt in einem Radius von 100 Kilometern rund um Perl-Besch.“ Mit anderen Worten: In Lothringen geht es bis in den landwirtschaftlichen Bereich des Départements Meuse. Belgien gehört zum Einzugsbereich. Hier arbeitet der Verband bereits mit einer eigenen Gesellschaft. Und natürlich auch Luxemburg. Man wird sein angestammtes Einzugsgebiet nicht vernachlässigen, machen Präsident Henri Lommel und Jos Jungen klar. Der deutsche Standort, ideal an der französischen und luxemburgischen Grenze gelegen, stellt die Genossenschaft vor neue Herausforderungen. Es gilt nun, neue Einzugsgebiete und auch neue Absatzgebiete zu erarbeiten, um die neu-gewonnenen Kapazitäten zu nutzen.

120.000 Tonnen Futtermittel

Perl-Besch bietet eine Kapazität von 120.000 Tonnen Futtermitteln. Davon sind 110.000 bereits genutzt. Allerdings befinden sich darin 35.000 Tonnen, die zugekauft werden. der Verband hat begonnen, seine Kunden mit dem Gedanken vertraut zu machen, zukünftig nicht mehr die zugekauften Produkte zu kaufen sondern die des Verbandes. Damit wird die Kapazität der 35.000 tonnen nach und nach für eigene Produkte frei, was letztlich eine bessere Rentabilität des Standortes verspricht.

Der Verband hat darüber hinaus für die Zukunft vorgesorgt. Der Metzer Hafen ist der größte Getreidehafen Frankreichs. So weit liegt er von Perl-Besch nicht entfernt. „Wir haben in Metz eine Lagerfläche für 25.000 Tonnen Getreide gemietet“, erzählt Jungen und gibt ein weiteres Beispiel dafür, wie vorausschauend die Genossenschaft arbeitet.

Agrarcenter Colmar-Berg: Baubeginn Frühjahr 2015

Befürchtungen, dass Perl-Besch in Luxemburg Arbeitsplätze kostet, weist Lommel zurück. „Wir arbeiten zunächst mit sieben, später mit zehn Mitarbeitern in Deutschland“, sagt er.
Luxemburgs Agrargenossenschaft blickt auch in anderer Hinsicht in die Zukunft. Nach derzeit sechs Jahren Verhandlungen ist der Standort für das Agrarcenter gefunden. Er wird in Colmar Berg liegen. Das Gelände ist gekauft. Der Baubeginn soll im Frühjahr 2015 sein, mit der Inbetriebnahme rechnet der Verband im Jahre 2016. Das wären dann acht Jahre, nachdem dem Verband mitgeteilt wurde, dass es in Mersch nicht mehr weiter geht.

Im Rahmen der Arbeitsteilung werden in Colmar Berg alle die Produkte hergestellt werden, die verpackt an Kunden ausgeliefert werden. Und: es wird eine Lagerstätte für 10.000 Tonnen Getreide eingerichtet, damit die im Umfeld angesiedelten Landwirte ihr Getreide nicht an die Mosel fahren müssen. „Das wäre unzumutbar“, sagt Jungen. Zusätzlich zum Produktionszentrum wird in dem nahe des Führerschein-Zentrums gelegenen Agrarcenters die Hauptverwaltung des Verbandes eingerichtet.

Geringere Ernte-Erträge

Für das laufende Jahr sind Jungen und Lommel vorsichtig. Das trockene Frühjahr und auch die gegenwärtige Trockenheit haben der Landwirtschaft nicht gut getan. Die Genossenschaft rechnet mit geringeren Ernte-Erträgen als im vergangenen Jahr. Überdies gehen die Preise zurück. Für eine Tonne Backweizen werden mit durchschnittlich 150 Euro etwa 20 Prozent weniger gezahlt als 2012. Für Qualitätsweizen liegt der Preis im Durchschnitt um 20 Euro höher. Daraus darf der Verbraucher aber nicht schließen, dass das Brot billiger wird. Das Mehl macht beim Brot-Backen nur den geringsten Teil der Kosten aus.

Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnet der Verband Zuwächse in allen Geschäftsfeldern. Der wichtigste Bereich bleibt nach wie vor der Bereich Getreide, Futtermittel, und Produktionsmittel. Hier gab es einen Umsatzzuwachs von fünf Prozent. Das Saatgut verzeichnet einen Einbruch von vier Prozent, Düngemittel hingegen einen Zuwachs von 5,8 Prozent. Der Gewinn von 159.000 Euro konnte den Verlust des Vorjahres nicht ganz abdecken. Langfristig geht Jungen davon aus, dass die im vergangenen Jahr getroffenen Entscheidungen die Genossenschaft aber in eine neue Dimension katapultieren werden.

(Helmut Wyrwich/Tageblatt.lu)