Das Warten auf den Moment

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Nach Aussagen des nationalen Weinbauinstituts und der Winzergenossenschaft „Les Domaines de Vinsmoselle“ soll die diesjährige Traubenernte in der Woche des 22. September beginnen. Die Trauben seien von guter Qualität und im Allgemeinen gesund. Luc Laboulle

Remich/Stadtbredimus – „Die Trauben sind schön locker und schon relativ weit gereift. Das Wetter ist zurzeit ideal: sonnig-warm am Tag und etwas kühler in der Nacht. Wir rechnen mit normalen Erträgen, ähnlich wie in den Jahren 2005 und 2006. Probleme mit Krankheiten haben wir nicht“, lautete die etwas nüchterne, doch durchaus präzise Aussage von Serge Fischer, Weinbauberater am nationalen Weinbauinstitut. Für die Lese müsse man den optimalen Zeitpunkt abwarten, erklärte Marc Gondringer, beigeordneter Direktor der „Domaines Vinsmoselle“. Weil der Winzer mit der Natur arbeitet, müsse er flexibel sein. Der Reifegrad verändere sich relativ zur Witterung: „Wenn es trocken ist, geht der Reifeprozess nur langsam voran. Bei Regen wie am vergangenen Wochenende wird er beschleunigt. Allerdings steigt mit zunehmender Feuchtigkeit auch das Fäulnisrisiko.“

Geduldig und schlagfertig zugleich

Wegen der Unberechenbarkeit des Wetters müsse der Winzer geduldig und schlagfertig zugleich sein, meinte Marc Gondringer. Den geeigneten Zeitpunkt abwarten und dann schnell handeln, laute die Devise. Auch wenn man damit rechne, dass die eigentliche Traubenernte erst frühestens am 22. September beginne, laufen in den Kellereien schon erste Vorbereitungen: „Einige Mitarbeiter treffen so langsam ein, andere stehen auf Abruf bereit. Auch die Saisonarbeiter aus Polen sind bereits benachrichtigt worden.“

Versammlungen am 17. und 18.9.

Am 17. und 18. September werden sich die Kellereien mit den Winzern auf einer gemeinsamen Versammlung treffen, danach wisse man mehr, so Gondringer. Es sei gut möglich, dass einige wenige Kellereien schon vor dem 22. August ihre Tore öffnen. Insbesondere junge Reben mit kleinen Erträgen, deren Reifegrad bereits weiter fortgeschritten ist, würden aller Voraussicht nach schon vor dem eigentlichen Erntebeginn gelesen. Was die Hauptlese betrifft, so müsse man eben noch abwarten. Qualitativ betrachtet, könnten ein paar Tage viel ausmachen. Unter Berücksichtigung der Wetterlage müsse die Winzergenossenschaft zusammen mit den Bauern den optimalen Zeitpunkt finden, erklärte der beigeordneter Direktor der „Domaines Vinsmoselle“: „Sobald die Kellerei öffnet, kommen die Bauern. Deshalb müssen wir mit ihnen gemeinsam den richtigen Zeitpunkt finden.“ 

Physiologische Reife der Trauben 

Physiologisch reif ist die Weißweintraube erst, wenn die Aromatik optimal ausgebildet ist. Optisch erkennt man das durch den Verfärbungsgrad der Beerensamen sowie durch Verkostung der Trauben (Fruchtfleisch muss sich leicht von den Samen trennen). Um einen guten harmonischen Wein herzustellen, sollten nur physiologisch reife Trauben verwendet werden. Oft wird der maximale Öchslewert vor der physiologischen Reife erreicht. Der Riesling zum Beispiel ist erst zwei bis drei Wochen nach Erreichen des maximalen Öchslegehalts physiologisch reif. Rivaner hingegen kann problemlos beim Erreichen der maximalen Oechslewerte gelesen werden. Trauben zur Crémantherstellung können hingegen vor dem Erreichen der physiologischen Reife geerntet werden. Hier wird vorrangig eine dem Endprodukt angepasste Säurestruktur sowie eine optimale Traubengesundheit gesucht. Trauben für die Herstellung von „Vendanges tardives“ werden oft sehr spät nach dem Erreichen der physiologischen Reife geerntet. Bei diesen Trauben kommt es zu einer Zucker- und Aromakonzentration durch Feuchtigkeitsverlust. In Jahren mit sehr heißen Sommern (z.B. 2003) sprengen zwar die Oechslegrade Rekordwerte, die Aromen entwickeln sich aber nicht unbedingt optimal. Die Aromabildung ist umso ausgeprägter, je höher der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ausfällt. Quelle: Institut viti-vinicole