Dank Wettergott eine Braderie der Superlative in unserer Hauptstadt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Braderie ist Tradition. Und man erwartet sich kaum viel Neues im Vergleich zu den Vorjahren, es sei denn, der eine oder andere Geschäftsinhaber hat eine besonders ausgefallene Idee./ Romain Durlet (Text) Didier Sylvestre (Fotos)

LUXEMBURG – Um 10 Uhr gehe ich über die Alte Brücke via Oberstadt. Überraschung: Außergewöhnlich viele Kunden oder jene, die es werden wollen, sind bereits in den engen Gassen der Festungsstad unterwegs. Und Yves Piron, Direktor des hauptstädtischen Geschäftsverbandes, zeigt denn auch ein fröhliches Gesicht, als ich ihn auf dem „Roude Pëtz“ rein zufällig treffe. Ja, im Vergleich zu den Vorjahren sei dieses Ergebnis doch auffallend und man könne schließlich dem Wettergott für seine Einsicht danken, war es doch nicht zu heiß und nicht zu kühl …
In der Oberstadt kauft man natürlich keine Billigprodukte, hier ist Markenware angesagt. Und man sieht denn auch nicht viele Braderie-Besucher mit Einkaufstütchen. Aber sie sind da. Was fehlt, ist zweifelsohne die Animation. Man hätte sich vielleicht einige Takte Musik gewünscht, oder aber Leute mit Mikrofon, die die Ware ihres Hauses anpreisen. Doch mit Ausnahme der „Papeterie Ernster“ wurde nicht allzu viel zu Gehör gebracht …
Aber man hat das Gefühl, ein wahres Volksfest mitzuerleben. Mit Bier und Würstchen, mit dem Verkauf von Kleidung und Schuhen, Büchern und CDs und was es sonst noch so im Handel gibt. Alles kann man ja nicht auf die Straße stellen. Aber im Geschäft winken die Preise nach unten.

Prost!

Gleich gegenüber dem Stand der Sozialistischen Arbeiterpartei wird Sekt ausgeschenkt. Zufall? Vielleicht. Oder hatte man vorausgesehen, dass die CDU in den deutschen Ländern gestern bei den Wahlen den Bach runtergeht, obwohl unser aller Juncker erklärt hatte, wir würden keine Links-Links-Regierung an unserer Grenze wünschen? Prost Heiko! Prost Oskar!
Von der Oberstadt gehe ich zurück ins Bahnhofsviertel. Hier herrscht eine andere, eher volksnahe Atmosphäre. Die Besucher sind nicht die gleichen, wie die „da oben“ und die Angebote sind eher preislich erschwinglich. Hier gibt es denn auch Musik, werden Waren über Lautsprecher angeboten, wird auf eine direkte Kommunikation mit den Kunden gesetzt.
Besonders sticht der Braderie-Teil der Neuen Avenue hervor, von der rue Dicks über den Pariser Platz hinaus via Bahnhof, wo man sich auf einem riesigen französischen Wochenmarkt glaubt, wo Tausende von Hosen und Blusen, Jacken und T-Shirts zum Verkauf angeboten werden. Ein Segen für die Besessenen der „guten Affären“.

Ein Hörnchen gratis

Die Kleider sind nicht unbedingt die, die man wünscht. Und so höre ich, wie eine Frau ihrer Freundin erklärt, bedauerlicherweise finde man fast keine Stände mehr mit Männerunterwäsche, Slips und Strümpfen. Was ihr Mann bejaht, der in der Vergangenheit, wie er erklärt, doch so zufrieden mit seinen Sloggis war.
Ich kehre ein in eine Gastwirtschaft, bestelle u.a. ein Croissant. Die Frau Wirtin legt mir gleich zwei Hörnchen hin, und schenkt mir also eins. Das entspricht der Devise des Hauses, die ich auf dem Tresen lese: „Votre appétit est notre premier souci.“
Außen, gleich gegenüber, fährt ein kleiner Lieferwagen vor. Es ist mittlerweile 12.50 Uhr. Der Fahrer steigt aus, richtet seinen Stand auf und bietet seine Auslegeware – Ringe, Uhren, Ketten usw. – zum Verkauf an. Ob er den Platz wirklich angemietet hat? Oder wo war er am Morgen verblieben?
Nun, am Abend ging unsere hauptstädtische Braderie zu Ende und es scheint so zu sein, dass alle – oder wenigstens die meisten Teilnehmer – zufrieden nach Hause gingen. Wenn dies auch für die Kunden der Fall war, dann war die Braderie 2009 ein voller Erfolg.