Caritas Luxemburg: Sozialer Wohnraum erste Priorität

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An einem Thema kommt derzeit in Luxemburg niemand vorbei – schon gar nicht in Wahlkampfzeiten. Wohnraum zu vertretbaren Preisen ist als Thema omnipräsent. Das hat mittlerweile auch die Caritas erkannt und sich auf die Fahnen geschrieben. Ihr Klientel ein Dach über dem Kopf zu beschaffen, war 2017 ein Schwerpunkt und wird es auch 2018 bleiben. Das ist die Kernaussage der Bilanzpressekonferenz von Donnerstag.

„Gestion Locatif Sociale“ soll mehr werden

Es gibt wenig Vermieter wie Sabine Tonnar. Ihre 89 Jahre alte Mutter besitzt in einem Mehrfamilienhaus in der Escher Brillstraße eine 160 Quadratmeter große Wohnung. Die Töchter kümmern sich um die Vermietung und haben die Wohnung der Caritas im Rahmen der „Gestion locatif social“ zur Verfügung gestellt. Eine achtköpfige Flüchtlingsfamilie mit Bleiberecht konnte so unterkommen. Die Caritas hat das nicht nur dankend angenommen sondern kümmert sich auch um die Integration der Menschen. Das sagt Charles Berrang von der „Unité Logement“ bei der Caritas.

Vorteile für die Vermieter

Für Vermieter hat der „Deal“ ebenfalls nur Vorteile: Die Verträge werden über die Dauer von drei Jahren geschlossen und so lange generiert die Wohnung Einnahmen. Sie liegen zwar unter dem Marktpreis, fließen dafür aber regelmäßig und garantiert. Außerdem hält die Caritas die Wohnung in Schuss und nimmt Vermietern die Angst vor Wertverfall.  Ein weiterer Vorteil ist: „Normale“ Vermieter müssen ihre Einnahmen zu 100 Prozent versteuern. Bei Vermietern im Rahmen der „gestion locatif social“ fallen nur 50 Prozent der Einnahmen zur Besteuerung an. „Das gleicht den niedrigeren Mietpreis fast aus, wenn man es auf die Jahre hochrechnet“, sagt Tonnar. Für die Kindergärtnerin gab es keine Alternative. „Jeder im Land muss Verantwortung übernehmen“, sagt sie. Kein Wunder, dass sie auf der Pressekonferenz der Hilfsorganisation als Gast mehr als willkommen war.

300 solcher Wohnungen in den nächsten drei Jahren ist das ehrgeizige Ziel der Caritas, deren Verantwortliche nicht müde werden zu betonen, wie dringend dieses Engagement ist – zumal die staatlichen Initiativen in dieser Sache zu wünschen lassen. „Wir haben auch bei Gemeinden angeklopft und angeboten, uns um den Leerstand im Sinne einer „gestion locatif social“ zu kümmern“, sagt Caritas-Präsidentin  Marie Josee Jacobs.  Die ehemalige CSV-Familienministerin weiß, wovon sie redet.

463 Personen, darunter sind Obdachlose, Alleinerziehende, Flüchtlinge, junge Menschen und ehemalige Strafgefangene, hat die Hilfsorganisation 2017 in 237 Wohneinheiten untergebracht. Die Suche nach weiteren Vermietern, die ihren Wohnraum der Caritas anvertrauen, dauere weiter an, hieß es auf der Pressekonferenz.  Der Bedarf sei enorm. Das sagt alles.