Bürger in Esch sind besorgt

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Sicherheit ist nicht nur ein politisches Thema, es ist insbesondere auch ein städtisches Thema. Am Mittwochabend hatten sich rund 200 Escher Bürger im Festsaal der Gemeinde eingefunden, um darüber zu diskutieren.

In einer städtischen Öffentlichkeit gibt es immer Orte, die man aus Sicherheitsbedenken zu bestimmten Zeiten besser meidet. Dies gilt auch für die zweitgrößte Stadt Luxemburgs. Sicherheit im urbanen Kontext ist auch immer ein Thema über die Öffentlichkeit: Meist bedeutet inzwischen eine sichere Öffentlichkeit eine überwachte Öffentlichkeit – was dann erneut eine Reihe von Fragen aufwirft.

Ist eine überwachte Öffentlichkeit noch eine Öffentlichkeit im engeren Sinne? Wodurch kann in der Öffentlichkeit die Sicherheit gesteigert werden? Wie sieht generell die Beziehung zwischen Überwachung und Sicherheit in der Öffentlichkeit aus? Ist Sicherheit noch ein öffentliches Gut – oder schon ein privat zu erwerbender Luxus? Inwiefern ist die Stadt selbst für das vorhandene Maß an Sicherheit bzw. Unsicherheit verantwortlich? Bei der Diskussion der Thematik darf aber nie vergessen werden, dass mindestens Sicherheit für Leib, Leben und Eigentum vorhanden sein muss, damit eine Öffentlichkeit überhaupt funktionieren kann.

Auf all diesen und weiteren Fragen sowie persönlichen Erfahrungen der Anwesenden basierend fand am Mittwoch eine öffentliche Diskussionsrunde zum Thema „Unsicherheitsgefühl in der Stadt“ im prallgefüllten Sitzungssaal des Escher Rathauses statt, ein Abend, der von der Gemeindeführung in Zusammenarbeit mit der Polizei organisiert worden war. Die Wahrnehmung und Bewertung der persönlichen Sicherheit der Bevölkerung fällt in Esch sehr negativ aus.

Kriminalität

Die Sorge um die Entwicklung der (Klein-)Kriminalität wird als wichtiges Problem erachtet und steht daher im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Nun kann bei jeder sich bietenden Gelegenheit tröstend gesagt werden, dass es in anderen Gemeinden nicht besser sei, oder anders ausgedrückt, dass es in Esch nicht schlimmer sei als in anderen Luxemburger Städten, doch das interessiert den Einzelnen – wenn überhaupt – nur sehr gering, und es ist auch keinem damit geholfen.
Bereits vor Beginn der Versammlung sprach man auf dem Korridor über Probleme in einigen Stadtvierteln. „Al Esch“, genauer gesagt der Boltgenplatz, der Stadthausplatz mit seinen Nebenstraßen sowie die Alzettestraße (hauptsächlich zu Abend- und Nachtstunden) standen gleich unter Beschuss.

Bürgermeisterin Vera Spautz leitete den Abend mit einigen erklärenden Worten zur Ist-Situation ein. Lösungen seien nur im Dialog mit der Bevölkerung zu finden, sagte sie. „Wir haben Probleme in unserer heutigen Gesellschaft, die wir so schnell wohl nicht beheben können“, so Vera Spautz. Anschließend waren die ersten Einwände aus dem Plenum zu hören.

Drogendealer

Eine stets zunehmende Zahl an „Drogendealern“ und „gelungene Leit“ würden nicht unbedingt zu mehr Sicherheitsgefühl beitragen, hieß es. Die nächste Frage beschäftigte sich mit nächtlichem Lärm im Viertel „Uecht“, wo „50, 60 und mehr Jugendliche den Anrainern die Nachtruhe stehlen“. Warum die Polizei, trotz mehrfacher Hinweise und Anrufe erboster Bürger, hier nicht eingreife, könne man nicht verstehen.

Andere Stimmen sprachen von regelrechten Rennstrecken in verschiedenen Straßen, so zum Beispiel in der rue de l’Usine und in der Kanalstraße. Auch hier ging der Vorwurf an die Polizei, trotz mehrfacher Hinweise aus der Öffentlichkeit nichts oder nicht genug zu unternehmen.

Polizeipräsenz

Vonseiten der Polizei war zu erfahren, dass, was das „Rennpisten“-Problem anbelangt, im letzten Jahr sage und schreibe 1.500 Geschwindigskeitskontrollen auf dem Gebiet der Gemeinde Esch stattgefunden haben. Was die alltägliche Präsenz der Polizei im öffentlichen Raum betrifft, wollten die Uniformierten die Beanstandungen der Bürger aber nicht unbedingt gelten lassen, was den einen oder anderen Anwesenden zu Zwischenrufen anspornte.

Erst nach über einer Stunde gab es die erste Wortmeldung zum Thema „Salafisten“. Gemeint waren Mitglieder der „Association multi-culturelle de l’Ouest“, die ihren Sitz in der Brillstraße hat. Diese „Vereinigung“ war vor kurzem erst in Zusammenhang mit dem jungen portugiesischen Mann aus Kehlen in die Schlagzeilen geraten, der nach Syrien
in den „Heiligen Krieg“ gezogen ist.