Briefe falsch zugestellt oder sogar geklaut

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Die Kritik an der Umstellung der Postzulieferung häufen sich. Unangenehm ist es schon, wenn Briefe in den falschen Briefkasten landen, dass aber ganze Postsäcke mit wertvollem Inhalt geklaut werden ...

Okay! Die Post hat ihre Verteilung seit Montag neu organisiert. Man könnte auch noch mit den Aussagen des Pressesprechers der Post einverstanden sein, dass dies nicht vom ersten Tag an zur vollsten Zufriedenheit aller über die Bühne gehen kann. Doch was an den letzten beiden Tagen schief ging, geht nicht auf die berühmte Kuhhaut.

„Bei uns gingen lediglich um die 100 Beschwerden am gestrigen Tag ein“, meinte der Pressesprecher der Luxemburger Postverwaltung am Mittwoch, als er auf die seit Montag bestehenden Probleme in puncto Verteilung der Tageszeitungen angesprochen wurde.

Abgesehen davon, dass am Mittwoch bei uns das Telefon nicht stillstand, da sich den ganzen Tag über Kunden beschwerten, sie hätten bereits zum zweiten Tag hintereinander ihre Zeitung nicht erhalten, wurden wir am Mittwoch Nachmittag auf einen Fall aufmerksam, der schon fast skandalös ist.

Klage bloß Zeitverschwendung

Aus Kayl rief uns eine Frau an, die uns vom Diebstahl eines gesamten „Postdépots“ an der Escher-Straße in Kenntnis setzte. Dieser Diebstahl sei bereits am Dienstag passiert. Sie erkundigte sich sowohl bei einem Verantwortlichen des Hauptverteilungszentrums der Post in Bettemburg als auch in den Chefetagen der gleichen Verwaltung in Luxemburg.
Ihr wurde der Diebstahl bestätigt und auf die Frage, ob die Post denn nun Klage wegen dieses Diebstahls eingereicht habe, erhielt sie die Antwort, dies sei Zeitverschwendung.

Dass dies kein Einzelfall ist, zeigt ein Beispiel aus Düdelingen. Hier fand ein Einwohner aus der rue de Kayl am frühen Dienstagmorgen zwei Pakete aus Amerika, sechs Pakete mit Broschüren sowie einen blauen Postsack vor seiner Haustür. Niemand hatte ihn zuvor in Kenntnis gesetzt, dass an seiner Adresse jetzt ein Postdépot eingerichtet wird. Auch wartete er geduldig darauf, dass jemand diese Post abholt, doch es vergingen viele Stunden, ohne dass irgend etwas passierte. „Da es in unserer Nachbarschaft ein Café und damit ein hohes Verkehrsaufkommen gibt, habe ich am Dienstagnachmittag beschlossen, den Postsack und die Postpakete aus Amerika, die bis dahin für jeden zugänglich waren, aus Sicherheitsgründen in meinen Flur zu legen. Bis dato hat aber noch niemand nachgefragt.“

Und das Briefgeheimnis?

Wie hat es sich denn in diesen Fällen mit dem Briefgeheimnis? Nicht auszudenken, was passieren kann. Im Postsack befinden sich wohl Bankauszüge, Resultate von medizinischen Analysen, wichtige Zertifikate, Mitteilungen in puncto Sicherheitscodes, Rechnungen, usw.

Wir wollten vom Präsidenten der Briefträgergewerkschaft wissen, wie es sich mit solchen Dépots verhält. Dazu Eugène Kirsch: „Solche Dépots gibt es seit immer und ewig. Mit dem Unterschied, dass solche Zwischenlager immer mit den Leuten abgesprochen waren, die dort wohnten oder arbeiteten. Beispiel: Geschäfte, Bistrots usw. Die Dépots waren auch immer geschützt, d.h. es lagen keine Postsäcke auf Bürgersteigen oder vor Eingangstüren.“

Empfänger seit 12 Jahren tot

Was im Moment vor sich gehe, hätte seiner Meinung nach alles vermieden werden können, hätte die Direktion der Postverwaltung auf die Beanstandungen der Briefträger während der Planung zur neuen Verteilerprozedur reagiert, so Kirch. „Mir konnten jo soën, waat mer wollten …“ Abschließend bestätigte er noch die Meldung vom vorerwähnten Diebstahl der Postsendung in Kayl.

Ein weiteres Beispiel aus Esch spricht ebenfalls Bände. Am Eingang eines Hauses (und nicht etwa im Briefkasten, wie es sich gehört) in der Xavier Brasseur-Straße lag eine Tageszeitung, auf die jemand mit zittriger Schrift den Namen des vorherigen Hausbesitzers geschrieben hatte. Dabei ist dieser Mann vor vielen Jahren verstorben. Die Verteilerliste, aus der dieser Name herrührt, muss in etwa 12 Jahre alt sein.