/ Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen
LUXEMBURG – „Ich weiß nicht, was ich tun soll, meine Waren sind alle unbrauchbar und die Produktionsstätte steht unter Wasser.“ Jean-Marie Hoffmann ist Bäcker und Konditor. Er beschäftigt in seiner Bäckerei 16 Mitarbeiter. Jean-Marie Hoffmann, der gestern gegen 8 Uhr im Regen zusammen mit seiner Frau auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig steht, verfolgt, wie die Brandwache der Berufsfeuerwehr die letzten Kontrollen macht. Der Bäckermeister hat auch noch ein Geschäft in Alzingen und hofft auf eine Verkaufsmöglichkeit und eine schnelle Freigabe der Backstube.
Nebenan kommen junge Leute mit einem Käfig und einem Kleintier aus dem Haus. Strahlende Gesichter, das Tierchen hat überlebt.
Doch was war in der Nacht passiert? Das wollten viele Passanten wissen. Der Berufsfeuerwehr wurde eine Explosion in einem Mehrfamilienhaus, welches in Flammen stehe, gemeldet. Als die erste Polizeipatrouille eintraf, stand eine Einwohnerin im ersten Stockwerk am Fenster. Der Eingangsbereich im Erdgeschoss brannte lichterloh, das ganze Haus war voller Rauch. Das Nachbarhaus sowie das dort angebaute Haus (rue d’Itzig) wurden dann präventiv evakuiert.
Die Einwohnerin wurde von der Berufsfeuerwehr über die Leiter aus dem brennenden Haus geholt. Sie wurde mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Kirchberg-Hospital gebracht und dort ambulant behandelt. Dann brannte das ganze Haus.
Feuer nichtunter Kontrolle
Um kurz nach Mitternacht griff das Feuer auf den Dachstuhl des Nachbarhauses über. Bedingt durch den komplizierten Innenausbau der Dachwohnung wurden die Löscharbeiten erschwert. Dieses Haus beherbergt die Hoffmannsche Bäckerei. Gegen 1.45 Uhr drohte das Feuer auf den Dachstuhl des dritten Hauses überzugreifen. Doch das konnte die Feuerwehr, die inzwischen einen Großalarm ausgelöst hatte, gerade noch verhindern. Keiner konnte genaue Angeben über die Brandursache machen.
Die Ermittler schließen Brandstiftung nicht aus. Die Staatsanwaltschaft ordnete an, dass sich die Police Judiciaire mit der Untersuchung befassen soll.
Im Einsatz bis in die frühen Morgenstunden waren 50 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr sowie der freiwilligen Wehren der Stadt Luxemburg, zwei Löschzüge, ein Einsatzleitwagen sowie zwei Kommandowagen.
Die zuständige Stadtschöffin Simone Beissel sowie der Kommandant der Berufsfeuerwehr, Erny Kirsch, waren ebenfalls am Brandort.
Gestern 9.10 Uhr: Die Feuerwehrleute beginnen aufzuräumen, die technischen Dienste der Gemeinde treffen ein und Jean-Marie zeigt uns seinen Laden. Löschwasser tropft ständig auf einen Streuselkuchen und die Schokolade ist alle hin. „Wir hatten erst vor drei Monaten renoviert“, sagt der Bäckermeister abschließend.
Aus der Sicht eines Einsatzleiters
Guy Weis, Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr in der Stadt, gab dem Tageblatt einige Details zu dem Brand in Bonneweg: „Als wir anrückten, hatte das Feuer auf drei Stockwerken in voller Ausdehnung gewütet. Durch den Kamineffekt brannte schließlich auch der Dachstuhl des Gebäudes. Wir mussten fünf Lanzen einsetzen, um das Feuer in den Griff zu bekommen.
Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Durch die große Hitze hatte sich das Feuer still und heimlich in den Dachstuhl eines Nachbarhauses gefressen.
Wir hatten in dem Gebäude starken Rauch festgestellt, dachten aber im ersten Moment, das sei vom ersten Feuer. Was wir nicht wussten, war, dass das Dachgeschoss des Nachbarhauses viele versteckte Hohlräume und jede Menge Holzverkleidung aufwies. Ein weiteres Problem war, dass uns viel Gerümpel den Weg versperrte. Die Hitzeentwicklung unter dem Dach wurde immer stärker. Wenig später schlugen auch hier die ersten Flammen aus dem Dach. Kurzerhand entschlossen wir uns dazu, an 15 Stellen das Dach von innen und außen aufzureißen. Dabei konnten wir den Brandherd lokalisieren und entsprechend bekämpfen.“
Finn Overdick
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