Schule„Bis dato teuerstes Projekt der Gemeinde“: Schieren bekommt neue „Maison relais“

Schule / „Bis dato teuerstes Projekt der Gemeinde“: Schieren bekommt neue „Maison relais“
So sieht das Projekt aus der Feder des Architektenbüros Jonas aus Ettelbrück aus Entwurf: Architektenbüro Jonas 

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Am Mittwochabend traf sich der Gemeinderat Schieren zu einer öffentlichen Sitzung mit einer zwölf Punkte umfassenden Tagesordnung. Der wohl wichtigste Teil der Diskussionen betraf das Projekt zur Erweiterung der „Maison relais Rousennascht“ auf dem Schulcampus. Im Vorfeld der Sitzung gab uns Bürgermeister Eric Thill Erläuterungen zu diesem bis dato teuersten Projekt der Gemeinde Schieren.

Die bestehende, zehn Jahre alte „Maison relais“ hat sich bereits vor drei Jahren als zu klein erwiesen. „Hier dürfen laut amtlicher Genehmigung maximal 99 Kinder aufgenommen werden“, so Bürgermeister Eric Thill. „Doch zur Schulrentrée 2021/22 lagen ganze 173 Anträge von Familien vor, die ihre Kinder tagsüber im Kinderhort unterbringen wollten. Wir mussten bereits in den letzten drei Jahren auf Notlösungen zurückgreifen, jetzt waren wir erneut zu schnellem Handeln gezwungen. Wir haben zurzeit Kinder auf dem Schulcampus, in der ‚Buvette‘ der Sporthalle sowie in einem Pavillon der Grundschule untergebracht.“

An dieser Stelle sollte man daran erinnern, dass 2018 bereits Ideen für einen möglichen Ausbau der Grundschule zusammen mit der „Maison relais“ auf dem Ratstisch lagen, doch das damalige Projekt mit einem Kostenvoranschlag von rund 19 Millionen Euro war für die kleine Gemeinde keinesfalls zu tragen. So wurde Anfang 2020 allein die Erweiterung der Kindertagesstätte ins Auge gefasst. Das definitive Vorprojekt des Architektenbüros Jonas wurde dem Gemeinderat am Mittwochabend vorgestellt.

Die Pläne sehen vor, dass die bestehende „Maison relais“ auf dem Schulcampus ausgebaut wird. Das jetzige Gebäude weist eine Nutzfläche von 650 Quadratmetern auf, diese Fläche soll nun dank des angrenzenden Neubaus auf 1.500 Quadratmeter vergrößert werden. „Sagen wir es gleich vorweg: Mit einem Kostenvoranschlag von 10.273.000 Euro ist dies bis dato das finanziell gesehen größte Projekt unserer Gemeinde. Es soll im September 2024 bezugsfertig sein und Platz für 270 Kinder bieten.“

Auf dem bestehenden Schulcampus kommt es zur Erweiterung der „Maison relais“. Dazu wird der Multi-Sportplatz (r.) an einen anderen Ort verlegt.
Auf dem bestehenden Schulcampus kommt es zur Erweiterung der „Maison relais“. Dazu wird der Multi-Sportplatz (r.) an einen anderen Ort verlegt. Foto: Gemeinde Schieren

Planung mit Weitsicht

Auf die Frage nach dem Grund einer derart umfangreichen Erweiterung gab Eric Thill zu verstehen, dass man das im Bebauungsplan (PAG) angedeutete Entwicklungspotenzial der Kommune bei der Planung berücksichtigt habe. Aktuell zähle Schieren 2.117 Einwohner, doch bis 2040 könnte diese Zahl auf über 3.000 ansteigen. „Das bedeutet, dass wir dann schätzungsweise 300 Kinder in der Gemeinde zählen werden. Gehen wir von der Faustregel aus, dass 85 Prozent der Kinder die ‚Maison relais’ aufsuchen, müssen wir 2040 schätzungsweise mit etwa 255 Besuchern rechnen.“

Dabei sollte man den „Nordstad“-Gedanken nicht vergessen. Sollte es denn irgendwann einmal zu der Fusion der fünf Gemeinden Bettendorf, Diekirch, Erpeldingen/Sauer, Ettelbrück und Schieren kommen, so könnte die damit geschaffene „Nordstad“ eventuell zu einem Magneten werden, der eine noch stärker anwachsende Bevölkerungszahl nach sich ziehen könnte.

Weg vom angelieferten Essen

Da drängt sich dann auch gleich die Frage nach der dann wohl dringend notwendigen Erweiterung des Grundschulgebäudes auf. „Stimmt! Wir haben die Vergrößerung unserer Schulgebäude natürlich nicht aus den Augen verloren. Mit Horizont 2030 denken wir an einen Ausbau der schulischen Infrastruktur. Doch eins nach dem anderen. Sollte es in den nächsten Jahren zu Engpässen in der Grundschule kommen, dann können wir notfalls auf sechs Räume der neuen ‚Maison relais’ zurückgreifen, die mit einer Nutzfläche von je 62 Quadratmetern die Bedingungen für ein Klassenzimmer erfüllen.

Zurück zum jetzigen Projekt, das u.a. spezielle Bewegungsräume für die Kinder sowie eine Produktionsküche vorsieht. „Diese Küche, in der das Essen vor Ort frisch zubereitet werden kann, schlägt allein mit rund 800.000 Euro zu Buche. Doch wir wollen, dass wir an Ort und Stelle, teilweise auch zusammen mit den Kindern, Mahlzeiten mit regionalen Produkten zubereiten können. Wir wollen damit auch die Esskultur vieler Kinder verbessern, die selbst oder deren Eltern heute leider viel zu oft auf Fertiggerichte zurückgreifen.“ Mit dem Bau der neuen ‚Maison relais’ soll im September nächsten Jahres begonnen werden.

Verkehrstechnische Verbesserungen

Bürgermeister Thill hob gegenüber dem Tageblatt noch hervor, dass der oben erwähnte Kostenvoranschlag von über 10 Millionen Euro auch noch verkehrstechnische Verbesserungen rund um den Schulcampus beinhaltet. So wird u.a. der an den Schulcampus angrenzende Parkplatz um 37 Stellplätze erweitert und ein neuer Parkplatz im „Neiewee“ mit 27 Stellplätzen und einem direkten Zugangsweg zum Schulgebäude angelegt. Separat dazu soll es zur Erneuerung der Straße in der Cité Emile Tibessart kommen, wo zudem eine Haltebucht für Anlieferungen zur Produktionsküche und elf neue Parkplätze vorgesehen sind.

Abschließend wollten wir noch von Eric Thill wissen, welche weiteren großen Projekte in seiner Gemeinde anstehen. Die Aufzählung war lang, halten wir lediglich folgende Projekte fest: Neues Kulturzentrum, Ausbau der Sportinfrastruktur, Schaffung eines „Boulodrome“, Errichten einer Windkraftanlage, Bau eines interkommunalen Wasserreservoirs zusammen mit der Nachbargemeinde Ettelbrück, Instandsetzung der geschichtlich gesehen überaus interessanten Buchenallee in Richtung Birtringer Schloss, Anlegen von Gemeinschaftsgärten usw. Dazu soll kurz- bis mittelfristig bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

Bürgermeister Eric Thill spricht vom bis dato teuersten Projekt der 2.117 Einwohner zählenden Gemeinde Schieren 
Bürgermeister Eric Thill spricht vom bis dato teuersten Projekt der 2.117 Einwohner zählenden Gemeinde Schieren  Foto: Roger Infalt