Belgien um „Korridor C“ besorgt

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Die Reorganisationspläne der belgischen Bahn könnten das Aus für den Güterverkehr in der Provinz Luxemburg bedeuten – und somit den Warentransport nach und aus dem Großherzogtum Luxemburg erschweren.

Die Reorganisation des belgischen Bahnnetzes bleibt umstritten. Vor ein paar Wochen wurde angekündigt, fast alle Signalhäuschen in der Provinz Luxemburg würden geschlossen. Lediglich für die „Kabine“ in Libramont bestand noch etwas Hoffnung.

Dann wurde angekündigt, die Werkstätten der Bahn in Stockem bei Arlon umzugestalten. Sie sollten sich um die Wartung der neuen „Desiro“-Zugmaschinen kümmern. Es blieb jedoch bei den Ankündigungen. Kein Vertrag wurde bis jetzt unterschrieben. Jetzt ist laut belgischen Medienberichten die Gütertransportlinie Athus – Meuse in Gefahr.

Wirtschaftlicher Schaden

Die Schließung der Strecke könnte einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden für die gesamte Region mit sich bringen, betonen belgische Politiker. Denn nicht nur mehrere Wirtschaftszentren Walloniens würden dann von den großen Fernstreckenverbindungen abgetrennt, wie Namur, Dinant, Bertrix, Virton, Athus (Containerpark)… sondern auch Luxemburg und der Nordosten Frankreichs, die im Augenblick diese Linie benutzen, um zum Beispiel die Häfen von Antwerpen oder Rotterdam zu erreichen.

Am Montag trafen sich Parlamentarier der Provinz Luxemburg und Gewerkschaftler mit Gouverneur Caprasse, um das Problem zu erörtern. Alles hänge von der Entscheidung von B-Logistic (einer Filiale der SNCB) ab, das Stellwerk in Ronet 2011 (Namur) zu schließen, heißt es in Medienberichten. Ronet sei ein wichtiger Umschlagplatz für den Gütertransport.

Das Problem sei, dass immer mehr internationale Transporte mit großen Containern durchgeführt werden, erklärten belgische Gewerkschaftsvertreter. Die Strecke Athus – Meuse sei jedoch nicht für die großen Container geeignet. Man dürfe sie nicht schließen, sondern müsse sie umbauen, fordern die Bahngewerkschaften. Bei einer Stilllegung des Korridors werde eine ganze Region isoliert, weil die Züge einen anderen Weg benutzen würden, um nach Norden zu gelangen, vorzugsweise via Aachen und Lüttich.

Nichts gehört

In Luxemburg versucht man die belgischen Nachbarn zu beruhigen. Man habe noch nichts von etwaigen Schließungsplänen gehört. Wenn der Betrieb auf der Strecke eingestellt würde, wäre das jedoch ein herber Verlust, erklärte Carole Poull, Pressesprecherin von CFL-Cargo Tageblatt.lu. Denn die Linie Athus – Meuse sei ein Teil des sogenannten „Korridor C“, eine der Haupt-Nord-Süd-Achsen, die Häfen von Rotterdam (NL) und Antwerpen (B) mit Basel (CH) und Lyon (F) verbindet. Von dort aus können die Waren weiter in den Süden gelangen.

Auf dem „Korridor C“ könnten jedoch aus technischen Gründen keine zu großen Züge zirkulieren. Zu voluminöse Wagen könnten zum Beispiel nicht alle Brücken überqueren oder Tunnel durchfahren. Lediglich Spezialtransporte (die zum Beispiel Rotorblätter einer Windanlage transportieren) dürften mit einer Spezialerlaubnis die Linie benutzen. Die anderen großen Züge müssten Alternativrouten wählen. Eine dieser Strecken führe eben über Aachen und Lüttich. Drei bis fünf Züge der CFL-Cargo benutzen die Linie Athus – Meuse am Tag.