/ Baustopp im allerletzten Moment

(Fabrizio Pizzolante)
In dem Fall, den wir hier aufrollen, ist es allein dem beherzten Vorgehen einiger Einwohner aus dem Hauptstadtviertel Belair zu verdanken, dass der Schaden in Grenzen gehalten werden konnte. Unweit der rue des Arquebusiers und der Tennisplätze der „Schéiss“ ist ein Luxemburger Promotor dabei, ein „Lotissement“ zu bauen. Gegenüber dem Baugelände gibt es einen der letzten Grüngürtel in diesem Stadtviertel, auf dem u.a. 80- und 100-jährige Eichen und Kirschbäume stehen. Dieses Grundstück wurde vor Jahren von der Gemeinde Luxemburg in einem Tauschakt an eine Gesellschaft in Mersch abgetreten.
Polizei und Politik sofort gehandelt
Was nun den Bauherrn dazu bewog, vor geraumer Zeit eine belgische Firma – ob diese überhaupt für solche Arbeiten spezialisiert ist, sei einmal dahingestellt – zu engagieren, um den erwähnten Grüngürtel plattzumachen, weiß niemand so recht. Bekannt ist aber seit vielen Jahren, dass dieser Grüngürtel als Biotop ausgewiesen ist und demnach auch gesetzlich geschützt ist. Aus Dokumenten der Gemeinde Luxemburg aus dem Jahre 2008, die uns vorliegen, geht bereits die Rede von diesem als absolut schützenswertes Biotop. Vor Kurzem hörten Nachbarn frühmorgens das Motorengedröhne schwerer Arbeitsmaschinen. Sie gehen dem Lärm nach und müssen zusehen, wie ein Bulldozer besagter belgischer Firma im Biotop sein zerstörerisches Werk beginnt. Die Anrainer wollen die Arbeiten stoppen, doch die Belgier wollen nichts davon wissen. Die Polizei aus Merl wird von einem Nachbarn in Kenntnis gesetzt und schickt auch gleich zwei Beamte vor Ort.
Die Arbeiter sagen aus, sie hätten vom Bauherrn den Auftrag bekommen, das Grün dem Erdboden gleichzumachen. Die Polizei fragt nach der Genehmigung für diese Arbeiten – die es natürlich nicht gibt. Daraufhin stoppen die Beamten das Vorgehen der belgischen Firma und fordern die Arbeiter nach der Aufnahme des Protokolls auf, ihre Maschinen wieder aufzuladen und schnellstens zu verschwinden. Und dann geschieht – und das muss hervorgehoben werden – das, was in solchen Fällen geschehen soll, jedoch nicht immer passiert: Die Polizei setzt den zuständigen Förster in Kenntnis, der informiert die Bürgermeisterin, die das Ganze an das zuständige Ministerium weiterleitet, wo Staatssekretär Camille Gira dann sofort einen Baustopp verhängt.
Illegale Arbeiten
Wie Gira am Montagabend gegenüber RTL („Den Nol“) unterstrich, waren die Arbeiten der belgischen Firma völlig illegal. Man müsse jetzt untersuchen, welcher Schaden bereits angerichtet wurde und dementsprechend Kompensationsmaßnahmen einleiten. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass es wohl schwierig wird, 80- und 100-jährige Bäume vor Ort zu kompensieren.
Er hoffe, dass man schnellstmöglich das neue Naturschutzgesetz bekommt, denn spätestens dann wisse jeder, was es kostet, ein Biotop zu zerstören. „Wann där Tockskäpp do sinn, déi et net wëlle léieren an Illegalitéite maachen, kënne mer haut schonns déi penal Instrumenter verschäerfen, fir datt och dee Leschte versteet, wéi wichteg d’Biodiversitéit fir eis Liewensqualitéit ass.“
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