Bauern fürchten um ihre Existenz

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Landwirtschaftsminister Romain Schneider besuchte gestern Morgen das Agrocenter in Mersch, um sich vor Ort über den Stand der diesjährigen Getreideernte zu informieren. Die „Luxemburger Saatbau-Genossenschaft“ ist eine unabhängige landwirtschaftliche Genossenschaft, die 1960 gegründet wurde. Zurzeit gehören ihr 86 Vermehrungsbetriebe an, davon fünf Biobetriebe.

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Luxemburg plagt die Existenzangst. Die Bauernbetriebe hierzulande sind in der Regel Mischbetriebe, sie produzieren mehrere Produkte wie Fleisch, Milch, Raps oder Getreide. Das hat den Vorteil, dass, wenn der Preis eines Produktes fällt, dies durch den eines anderen kompensiert werden kann. In diesem Jahr sei dies jedoch nicht der Fall, sagt die „Luxemburger Saatgenossenschaft“ (LSG). Falls die Preise sich nicht bald nach oben bewegten, sei die Existenz vieler Betriebe bedroht.

Erstens seien die Preise infolge der Wirtschaftskrise gefallen, und zweitens waren die Erträge der beiden letzten Ernten ziemlich hoch ausgefallen. Bis dato hat Versis 30.000 Tonnen der Ernte 2009 angenommen. Das Unternehmen schätzt, dass dies ungefähr die Hälfte der Ernte dieses Jahres ausmacht. Die Wintergerste wurde schon vollständig geerntet, die Rapsernte ist im Süden so gut wie beendet, derweil sie im Norden noch voll im Gange ist. Die Betriebe der LSG haben bis jetzt 3.500 Tonnen an Getreide eingefahren. Hier liegen die Schätzungen bei insgesamt 12.500 Tonnen.

Dieses Jahr sei das Erntewetter wegen der vielen Regenpausen nicht optimal gewesen, heißt es von Seiten der LSG. Die Qualitäten der Saatgutgetreide könnten jedoch als gut bezeichnet werden. Durch das daraus resultierende Überangebot wurden die Preise weiter nach unten gedrückt. Dies führe zu einer widersprüchlichen Situation: Trotz der hohen Qualität und Quantität könnten die Kosten nicht gedeckt werden, was notgedrungen zu Liquiditätsproblem führe.

Finanzielle Engpässe

Die LSG geht davon aus, dass kurz- und mittelfristig nicht mit höheren Erträgen gerechnet werden kann, was für die Bauern große finanzielle Schwierigkeiten zur Folge haben werde. Ein Strukturwandel sei unausweichlich. Damit die Auswirkungen dieses Wandels nicht zu dramatisch ausfallen, sei die Politik gefordert, meint die LSG. Diese müsse ihre Verantwortung übernehmen, um die Nahrungsmittelsicherheit nicht einer neoliberalen Politik zu opfern. Der weltweite Verteilungskampf um die Nahrungsmittel dürfe nicht wirtschaftlichen Kriterien untergeordnet werden, sondern müsse sozial sein.

LSG

Die LSG ist spezialisiert auf die Vermehrung von Getreidearten wie Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel und Hafer – insgesamt 60 verschiedene Sorten. Die Genossenschaft verfügt über ca. 2.200 Hektar Vermehrungsfläche. Pro Jahr werden etwa 8.000 Tonnen Getreide verkauft, 40 Prozent davon werden exportiert. Im vorigen Jahr betrug der Umsatz etwa fünf Millionen Euro. Quelle: LSG

Versis

Versis kauft Getreide, aber auch Raps und Hülsenfrüchte auf und vermarktet sie. Die Lagerung erfolgt hauptsächlich im Silo Mersch, wo das Getreide aufbereitet wird. Über die Hälfte des Luxemburger Getreides wird in der Ernte von Versis erfasst. Versis S.A. ist ein Tochterunternehmen der Gruppe „De Verband“ und wurde 2004 durch die Fusion der Geschäftssparten Getreide, Futtermittel und Produktionsmittel für die Landwirtschaft von „De Verband“ mit den Gesellschaften „Silocentrale“ und CAP+ aus der Gruppe „Cepal“ gegründet. Anteilseigner von Versis sind „De Verband“ mit 72% und die „Cepal“ mit 28%.