Auslandsgeschäft drückt Nettogewinn

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LUXEMBURG - Vor wenigen Wochen hatte der Medienriese Bertelsmann angekündigt, den Verkauf von bis zu 17 Prozent seiner Beteiligung an der RTL Group zu prüfen. Der RTL-Aktienkurs ging auf Talfahrt. Jetzt zahlen die Luxemburger eine Milliardendividende.

Europas größter privater Fernsehsender, die RTL Group, schüttet trotz sinkender Gewinne eine Milliardendividende aus. 1,6 Milliarden Euro sollen an den Hauptanteilseigner Bertelsmann und die übrigen Anleger gezahlt werden – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Es gehe darum, die Attraktivität der RTL Group für Anleger zu erhöhen, die Kapitalstruktur effizienter und flexibler zu machen, hieß es bei dem Unternehmen in Luxemburg. Der Gütersloher Medienriese Bertelsmann hält 92,3 Prozent der Anteile an der Sendergruppe und überlegt, bis zu 17 Prozent davon zu verkaufen.

Nach der Ankündigung vor wenigen Wochen hatte die RTL-Aktie deutlich verloren und war unter 70 Euro gesunken. Am Mittwoch notierten die Papiere bei etwa 70 Euro.

Geld für die Expansion

Bertelsmann will mit den möglichen Erträgen – 17 Prozent der RTL-Group-Aktien wären derzeit knapp 1,9 Milliarden Euro wert – seinen Expansionskurs finanzieren. Nach Medienberichten verhandelt Bertelsmann intensiv mit dem Finanzinvestor KKR als Mehrheitspartner im gemeinsamen Musikrechteverlag BMG. Ziel sei, die Mehrheit an BMG zu übernehmen. KKR hält 51 Prozent, Bertelsmann 49 Prozent. Zudem hat Bertelsmann Interesse an dem Wissenschaftsverlag Springer Science.

Die Dividende, die der Verwaltungsrat der RTL Group ausschütten will, setzt sich aus einer ordentlichen Dividende von 5,10 Euro pro Aktie und eine Sonderdividende von 5,40 Euro pro Aktie zusammen. Ein Teil der Dividende, nämlich 500 Millionen Euro, sind ein Darlehen von Bertelsmann mit zehn Jahren Laufzeit zu einem Zinssatz von 2,71 Prozent. Künftig soll die Dividende auf 50 bis 75 Prozent des Nettogewinns begrenzt werden.

Was denken die freien Aktionäre?

Der Analyst der Close Brothers Seydler Research AG in Frankfurt/ Main, Marcus Silbe, sagte, es sei nicht unbedingt schlecht, wenn die RTL Group Fremdkapital einsetze, um eine positive Hebelwirkung zu erzielen. Fremdkapital sei derzeit günstiger als Eigenkapital. „Allerdings finanziert Bertelsmann ein Darlehen, das sich der Konzern selbst auszahlt. Die Kapitalkosten müssten dann später die Aktionäre zahlen. Freie Aktionäre könnten das negativ sehen.“

Der Umsatz der RTL Group erhöhte sich 2012 um 4 Prozent auf 6 Milliarden Euro. Dazu hätten neben der Mediengruppe RTL Deutschland auch die internationale Produktionstochter Freemantle („Deutschland sucht den Superstar“, „Gute Zeiten schlechte Zeiten“) und günstige Währungseffekte beigetragen.

Gewinn schrumpft

Insgesamt schrumpfte der Gewinn der RTL Group. Der Nettogewinn sank 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 13,2 Prozent auf 690 Millionen Euro. Hauptgrund sei eine Abschreibung von 72 Millionen Euro auf den Anteil der RTL Group an der spanischen Grupo Antena 3 gewesen. In Frankreich, Belgien und den Niederlanden sank der TV-Werbemarkt unter das Vorjahresniveau, in Spanien, Ungarn und Kroatien deutlich. RTL Deutschland baute den Umsatz um 3,7 Prozent auf 1,98 Milliarden Euro aus.

Zu der RTL Gruppe mit Hauptsitz in Luxemburg gehören 53 Fernseh- und 28 Radiostationen in neun Ländern Europas sowie seit dem 5. November auch in Indien. In Deutschland zählen dazu RTL, Vox, RTL II, Super RTL, RTL Nitro und n-tv.