/ Ärztemangel in Luxemburg vorgeplant
In Luxemburg stehen laut neuester Studie der Alem (Vereinigung der Medizinstudenten) 2,8 Ärzte 1000 Einwohnern zur Verfügung. Der europäische Durchschnitt liegt mit 3,2 Medizinern pro 1000 Einwohner weitaus höher. Auch stellt die Studie fest, dass zwei Drittel der Ärzte männlich sind. Mit dieser einseitigen Rollenverteilung ist Luxemburg europäisches Schlusslicht.
Aus der Studie geht hervor, dass Luxemburg attraktiver für junge Mediziner werden muss. Beispielsweise bieten viele europäische Länder den Medizinstudenten während ihrer obligatorischen Ausbildungszeit anständige Gehälter an. „Wäre dies nicht auch in Luxemburg machbar“, fragt die Alem in ihrer Studie.
Dr. Claude Schummer, Generalsekretär der Ärztevereinigung AMMD, kritisiert in der Studie die schwache Ärztedichte in Luxemburg. Dies sei bei einer europäischen Durchschnittsdichte von 3,2 ein recht schwaches Ergebnis. Ein weiterer Mangel ist laut Schummer der „Bauch“ in der Alterspyramide bei den 45- bis 55-jährigen Medizinern. Dieser Kategorie gehören zwei Drittel der Ärzte an, die in 10 bis 20 Jahren in Rente gehen. Schon jetzt müssen mehrheitlich ausländische Ärzte, meist aus Deutschland, eingestellt werden, um das Luxemburger Gesundheitswesen überhaupt am Leben zu halten. Auch reiche ein junger Arzt nicht aus, um einen Kollegen, der in Rente geht, zu ersetzen.
Katastrophe bereits 2020
2020 sollen europaweit 300.000 Ärzte fehlen. Da aber Luxemburg vor allem auf ausländische Ärzte angewiesen ist, muss es hierzulande besonders attraktiv für Mediziner werden. Doch Luxemburg stelle in etwa die gleichen medizinischen Dienste wie andere europäische Länder zur Verfügung, so Schummer. Einzig ein höheres Gehalt könne also ausländische Ärzte noch anlocken. Doch genau hier versuche die Politik in eine andere Richtung zu denken.
Der Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo sieht die Situation in Luxemburg positiver. Er lobt die Ärztedichte, vor allem bei der regionalen Verteilung. Zwar sei die Dichte schwächer als in unseren Nachbarländern, doch der Zuwachs an ausländischen Ärzten zeige die Attraktivität des Berufes in Luxemburg.
768 Medizinstudenten
Laut Cedies waren 2010/2011 768 Luxemburger Medizinstudenten eingeschrieben. Die meisten von ihnen, über ein Viertel, studieren in Deutschland (216 Studenten). Knapp ein Viertel in Frankreich (181) und Belgien (180). 71 zukünftige Ärzte entscheiden sich für eine Ausbildung in Luxemburg. Auf Platz 5 kommt Österreich mit 53, auf Platz 6 Großbritannien mit 26 Studierenden.
Luxemburger Medizinstudenten entscheiden sich aber auch für Studienplätze in Portugal (20), Ungarn (8), Griechenland (4), Italien (3), Schweiz (2), Spanien (2), Polen (1) und Finnland (1). Die Angaben sind nur als Orientierung gedacht, da Cedies nur jene Studenten erfasst, die auch eine Finanzhilfe bekommen.
Vor sechs Jahren hatte die Luxemburger Vereinigung der Medizinstudenten Alem bereits eine Studie zur Medizinischen Demographie herausgegeben. Die neue Untersuchung soll Medizinstudenten einen Überblick über den aktuellen Stand ihres zukünftigen Berufes verschaffen. Die Studie gibt darüber hinaus genaue Angaben über das Angebot und die Qualität der Pflege in Luxemburg.
Die Fraktion „Déi gréng“ hat als Reaktion auf die Alem-Studie ein Treffen zwischen der Gesundheitskommission, der Sozialversicherung und der Kommission für Hochschulwesen und Recherche gefordert. Auch die jeweiligen Minister werden gebeten, daran teilzunehmen. Diskussionsthema ist die Alem-Studie. Die Minister für Gesundheit und Hochschulwesen sollen erklären, wie sie der negativen Entwicklung im Gesundheitswesen in Luxemburg entgegenwirken wollen.
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