EchternachArchäologische Funde bringen Bauprojekt „La Petite Marquise“ in Gefahr

Echternach / Archäologische Funde bringen Bauprojekt „La Petite Marquise“ in Gefahr
Am 11. Dezember 2017 wurde das ehemalige Hotel in Echternach abgerissen Foto: Editpress/Tania Feller

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Statt hektischem Hin und Her herrscht auf der Baustelle des ehemaligen Hotels „La Petite Marquise“ in Echternach aktuell totale Stille. Hier wurden Ende April nämlich wahre archäologische Schätze ausgegraben – und das millionenschwere Immobilienprojekt musste gestoppt werden. Die Zukunft des Bauprojekts sei ungewiss, räumt Bürgermeister Yves Wengler gegenüber dem Tageblatt ein. 

Archäologische Fundstücke sind in Echternach, der ältesten Stadt Luxemburgs, keine Seltenheit. Würde man in dem historischen Stadtzentrum Häuser abreißen, ließen sich mit Sicherheit historische Gegenstände oder Gebäudeteile bei den Ausgrabungen finden. Doch oft würde es sich um unbedeutende Funde handeln, erklärt der Echternacher Bürgermeister Yves Wengler (CSV) gegenüber dem Tageblatt. Mit einer größeren Entdeckung auf der Baustelle des ehemaligen Hotels „La Petite Marquise“ habe niemand so richtig gerechnet.

Als der archäologische Dienst des Kulturministeriums im März die Schaufeln auf dem Grundstück schwingt, stoßen die Wissenschaftler auf archäologische Funde von großer Bedeutsamkeit: Reste eines Klosterhofs aus dem 7. Jahrhundert, der Zeit des heiligen Willibrords, eine vorromanische Mauer aus dem 10. Jahrhundert und Münzen sowie ein Goldring aus dem 14. Jahrhundert. Doch die historischen Funde sind Fluch und Segen zugleich.

Wengler sieht sich mit einem enormen Hindernis konfrontiert. Denn nun steht die Zukunft des gigantischen Bauprojekts auf dem Spiel. Die Gemeinde Echternach, die bereits 5,7 Millionen Euro in das Vorhaben investiert hat, riskiert große Verluste zu erleiden. Wie es weitergeht und wie das Herzstück von Echternach in Zukunft aussehen wird, ist derzeit ungewiss. Die Verwaltung der Gemeinde steht mit dem Kulturministerium in Verbindung. „Eine Lösung wird noch ausgehandelt“, sagt Wengler. Falls die Funde zu nationalem Kulturerbe erklärt werden, wird das Projekt definitiv nicht wie geplant umgesetzt werden können. „Es gibt wohl keine Schwarz-Weiß-Lösung“, so Wengler. Es müsse ein Kompromiss gefunden werden.

Funde und Baustopp als Chance

„déi gréng Eechternoach“ argumentieren in einem Presseschreiben am Mittwoch, dass man die Funde und den Baustopp als Chance sehen solle, das Immobilienprojekt umzudenken. Das neue Gebäude solle sich authentisch in das historische Umfeld einfügen. Für die Grünen ist klar: Die Gemeinde muss nun nach Alternativen zum Originalprojekt suchen. Sie fordern außerdem, dass überprüft werden soll, ob die bestehenden Verträge aufgelöst werden können. Gemeinsam mit dem Kulturministerium könnte über die Finanzierung der Unkosten verhandelt werden. Zusätzlich soll ein Architekturwettbewerb für die Neugestaltung der Fläche ausgeschrieben und dabei der Denkmalschutz und die Integration in das historische Stadtzentrum berücksichtigt werden.

„La Petite Marquise“ war lange als Schandfleck von Echternach bekannt. Die „Gammelimmobilie“ stand über zwanzig Jahre lang leer und war dem Verfall ausgesetzt. Als besonders ärgerlich empfanden viele, dass das verlassene Hotel ausgerechnet auf dem Marktplatz, dem Herzen Echternachs, stand. Die Freude war dementsprechend groß, als die Gemeinde Echternach schließlich 2017 das frühere Hotel erwarb. Das verlassene Gebäude sollte in einen Komplex aus 27 Wohnungen mit Tiefgarage und mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss umgewandelt werden. Bereits 2017 wurde mit den Abrissarbeiten begonnen. Auch „déi gréng Eechternoach“ begrüßten den Kauf der Immobilie, standen dem Projekt „Marquise“ aber bereits von Anfang an skeptisch gegenüber. Bei der Abstimmung über die Budgeterhöhung im Jahr 2018 enthielten sie sich sogar. Sie kritisierten damals den hohen Kostenaufwand der Tiefgarage und bemängelten, dass der geplante Bau nicht zu der historischen Architektur des Marktplatzes passen würde.

Esteban
28. Mai 2021 - 8.58

E bëssen ironesch, dass d‘CSV sech iergert, archäologesch Schätz aus der Zäit vum Hellege Willibrord ze fannen, oder? Déi vläit och nach mam Iechternacher Weltkulturiewen zesummenhänken?Oder ass et typesch Lëtzebuerg sech iwwert Kultur ze iergeren, wa mer se ënnert den eegene Féiss fannen amplaatz zu Rimini oder op Mallorca? ?

Abt vu Prüm
8. Mai 2021 - 17.42

War dat nach eng glecklech Zeit, Fuesdensdeg an der Marquise ???

Arm
7. Mai 2021 - 10.33

Kee Problem. Déi Gréng huele sech jo elo der Sach un!

trotinette josy
7. Mai 2021 - 10.07

"La Petite Marquise ", die unendliche Geschichte!