„Anhänger des vernetzten Denkens“

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Marco Schank ist einer der drei neuen Minister, die von der Abgeordneten- auf die Regierungsbank wechseln. Wir unterhielten uns mit ihm über seine politische Arbeit.

Bei den Wahlen im vorigen Juni konnte die CSV ihr Resultat im Bezirk Norden aus dem Jahr 2004 nicht nur halten, sondern noch leicht verbessern. Es war gleichzeitig auch ein persönlicher Erfolg für den Heiderscheider Bürgermeister Marco Schank: Er konnte 3.400 Stimmen mehr auf seinem Konto verbuchen als bei dem vorigen Urnengang. Als Zweitgewählter hinter Marie-Josée Jacobs stand ihm damit die Tür zu einem Regierungsamt offen. Politisch aktiv ist Marco Schank seit den frühen 80er Jahren. Damals war er Mitglied der „Jeunes et environnement“, der Vorgängerorganisation vom „Mouvement écologique“, wo er in der Regionale „Éislek“ aktiv war. Zu der damals gegründeten Grün-Alternativen Partei wollte er aus zwei Gründen nicht, obwohl viele ihrer Ziele auch die seinen waren. Erstens waren ihm die politisch Grünen etwas zu weit links engagiert. Und zweitens wollte er sich nicht in einer Bewegung engagieren, die sich schon gleich zu Beginn gespaltet hatte. (Von der 1983 gegründeten „Gréng Alternativ Partei“ spaltete sich bereits 1985 eine Gruppe unter der Bezeichnung „Gréng Lëscht Ekologesch Initiativ“ ab.). Der heutige Abgeordnete Camille Gira zählte beispielsweise in diesen Jahren zu seinen Mitstreitern.

Dass er 1994 Mitglied der CSV wurde, lag für ihn auf der Hand: Da er aus einer ländlichen Gegend stammt, standen ihm die Ideale dieser Partei am nächsten. Wenn der Umweltschutz heute auch ein fester Bestandteil im Ideengut der CSV ist, so war das in den neunziger Jahren noch lange nicht der Fall. Damals war er mit Leuten wie Camille Dimmer, ehemals Generalsekretär der CSV und Präsident der „Hëllef fir d’Natur“, doch eher die Ausnahme bei den Christsozialen. Das sei heute ganz anders.

Marco Schank erinnert an die Aussage von Jean-Claude Juncker anlässlich der Vorstellung des Regierungsprogramms, dass es die Klimakrise auch noch nach der Wirtschaftskrise gebe. Man könne nur nachhaltig wirtschaften, wenn man die Umwelt und das Klima respektiere. Allerdings, so betont Schank, würden Maßnahmen für den Klimaschutz keinen Sinn machen, wenn darunter der soziale Zusammenhalt leiden müsste. „Die beiden Bereiche hängen eng zusammen“, sagt er. „Ich mag dieses sektorielle Denken nicht. Ich bin ein Anhänger des vernetzten Denkens.“

Die Ideale seiner Jugend hat er nie aufgegeben: In seiner Laufbahn als Abgeordneter war er während zwei Legislaturperioden Mitglied der Umweltkommission, davon einmal als Vizepräsident. Daneben war er zehn Jahre lang Präsident der Kommission „affaires intérieures“. Es sei deswegen auch nicht von ungefähr, dass er in der neuen Regierung delegierter Minister für die nachhaltige Entwicklung ist. Lediglich im Bereich Wohnungsbau fühle er sich noch nicht richtig zu Hause, gestand er uns. Allerdings habe man auch als Bürgermeister stets mit der Problematik zu tun.

So verweist er mit Stolz auf die Wohnungspolitik seiner Gemeinde Heiderscheid, wo es gelungen sei, Bauland zu schaffen, das nun den Bürgern zum Selbstkostenpreis verkauft werden könne. Dadurch seien diese Grundstücke 50 Prozent billiger als auf dem freien Markt. Die Frage nach der Arbeitsaufteilung zwischen ihm und Claude Wiseler konnte Marco Schank noch nicht beantworten. Er habe mit dem Superminister vereinbart, dass sie dies in den kommenden zwei Monaten ausmachen werden.

„Elo virumaachen“

Dann würden auch die Prioritäten festgesetzt. Er habe zwar einige Ideen, aber darüber müsste er logischerweise erst mit den Kollegen in der Regierung reden. Klar ist nur, dass die vier sektoriellen Pläne (Wohnungsbau, Transport, Landschaft, Aktivitätszonen) so schnell wie möglich realisiert werden müssen, so wie es im Regierungsprogramm steht. „Mir geet et drëm, dat mer elo virumaachen.“ Auch wolle man die Öffentlichkeit mehr für die Belange des Umweltschutzes mobilisieren. Das Beispiel der neuen Autosteuer habe gezeigt, dass das Umweltbewusstsein oft aufhöre, wenn es ans Geld gehe.

Im Moment sei für ihn das Wichtigste, sich erst einmal in die Ressorts einzuarbeiten. Erst Ende August werde er sich Ferien gönnen. Doch auch dorthin werde er sich einige Dossiers mitnehmen. Seiner großen Leidenschaft, Krimis schreiben, wird er in nächster Zeit wohl nicht mehr so intensiv nachgehen können, meint Schank. Er habe zwar schon ein neues Projekt im Kopf, was aber noch ein wenig warten müsse. Den Rhythmus von einem Roman alle zwei Jahre wird er wegen des erhöhten Arbeitsaufwands nicht aufrechthalten können. Aufgeben werde er es aber auf keinen Fall, da es eben seine Art des Entspannens sei. „Einige fahren Rad, ich schreibe Krimis.“

ZUR PERSON

o Geboren wurde Marco Schank am 10. Oktober 1954 in Ettelbrück; heute wohnt er in Eschdorf, ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
o Politische Laufbahn
 Gemeinderatsmitglied in Heiderscheid 1982-1993
 Bürgermeister von Heiderscheid 1994-2009
 CSV-Mitglied seit 1994, seit dem 21. Oktober 2006 Generalsekretär der Partei
 Abgeordneter vom 2.2.1999-5.6.2004, vom 13.7.2004-7.6.2009 und vom 8.7.2009-22.7.2009.
o Andere Ämter: Seit März 200O ist Marco Schank Präsident des „Office
national du tourisme“.