/ Angeklagte wollen nichts wissen

Die Beschuldigten sind zwischen 24 und 38 Jahre alt. Sie sollen, laut Anklageschrift, zwischen Februar und November 2012 mit Kokain, Heroin und Cannabis gehandelt und auch selbst konsumiert haben. In Esch sollen sie die Drogen an den Mann gebracht haben.
Fast alle Angeklagten stammen aus Tunesien und sind 2012 als politische Flüchtlinge nach Luxemburg gekommen. Vor allem, so die Beschuldigten vor Richter Prosper Klein, wollten sie hier ein besseres Leben führen. Vom Drogenhandel wollen sie nichts wissen. Im Zeugenstand erklärten einige Angeklagten, sie würden die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nicht verstehen. Sie gaben an, nie mit Drogen in Kontakt gewesen zu sein. Andere erklärten, die Vorwürfe würden nur teilweise stimmen.
Sprachbarriere
Ein weiteres Problem stellt die Sprachbarriere dar. Aufgrund der verschiedenen Dialekte hätten sie die Vorwürfe nicht verstanden, erklärten einige Beschuldigte. Und auch ihre Verteidiger konnten ihnen diese angeblich nicht erklären. Zwei der insgesamt zehn Angeklagten waren beim ersten Verhandlungstag abwesend. Die Affäre wurde trotzdem „par défaut“ verhandelt.
Nach rund einer Stunde, als die Personalien der Beschuldigten geklärt waren, legte Me Roby Schons seine erste Schlussfolgerung vor. Der Rechtsanwalt war nicht damit einverstanden, dass die Angeklagten sich vor Gericht verantworten müssen, ohne die Vorwürfe verstanden zu haben. Er forderte, dass eine schriftliche Anklageschrift in einer Sprache, welche die Angeklagten verstehen würden, verfasst werden muss. Nach heftigen Diskussionen zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Verteidiger beschloss das Gericht diese Forderung dem „fonds“ der Affäre beizufügen. Im Urteil wird dann ebenfalls über diesen Punkt geurteilt.
Aggressive Vorgehensweise
Einer der Ermittler erklärte anschließend im Zeugenstand, dass die Beschuldigten eine sehr aggressive Vorgehensweise hatten. In Bars hätten die Angeklagten die Waren einfach auf den Tisch gelegt und die Kunden dazu gezwungen, bei ihnen und bei keinem anderen Dealer zu kaufen.
Über Handy-Abhörungen sei die Polizei den Angeklagten auf die Schliche gekommen. Auch sollen einzelne Beschuldigte bereits in Tunesien wegen ähnlichen Delikten in Haft gesessen haben.
Der Prozess wird am Mittwoch mit den Aussagen des Ermittlers fortgesetzt. Insgesamt sind acht Sitzungen für diesen Prozess vorgesehen.
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