Aller guten Dinge sind drei

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ESCH - „Noch fünf Minuten“, schreit der Tontechniker. Dormusic steht regungslos auf der Bühne, frierend und sprachlos. Kurz vor 14.15 Uhr steht fest: Auch in Esch fehlt jegliche Spur von Spontaneität.

In Verzug dürfen die Escher Veranstalter nicht geraten. Sie stehen erst am Anfang eines langen Tages, an dem sage und schreibe 33 Bands und Musiker zum Konzert laden.

Dormusic macht also den Anfang, unten auf dem Rathausplatz, singt und covert traurige Lieder über Liebe, Schmerz und Verluste. Wir hören Snow Patrol und es kommt uns so vor, als hätten wir diesen Singer-Songwriter bereits im vergangenen Jahr gehört, an gleicher Stelle zur gleichen Zeit. Nur sang er damals über Engel und andere Wesen, die lediglich in unserer Fantasie existieren. Und so steht Dormusic da, hochkonzentriert, einsam und verloren, während 200 Meter weiter entfernt Slimsuzie die Bühne betritt und für die erste Überraschung des Tages sorgt.

„Ein herausragendes visuelles Konzept“, meint Yves Conrady, Mitglied der Jury, die im Rahmen der Escher „Fête de la musique“ erneut eine Band auswählt, die im September auf dem „Terres Rouges“-Festival auftreten darf. In der Tat: Rickenbacker, Telecaster, eine mit Gold verzierte Trommel, dahinter eine junge Schlagzeugerin, die bedächtig den Takt vorgibt und ein überaus herausragender Sänger, der unserer Meinung nach vielleicht dann doch etwas zu offensichtlich den Gallagher-Brüdern nacheifert. Doch was wir hören, gefällt auf Anhieb. Sachter Rock à la The Verve mit einem Hauch von Black Rebel Motorcycle Club in Downbeat: ungezwungen, lässig, halt der typische „European School“-Sound, der immer wieder die Trends von morgen setzt und den Ton der „Next Generation“ angibt. Nach 30 Minuten ist Schluss. 14 Menschen applaudieren, die restlichen hundert, die sich zum täglichen Shopping und Flanieren verabredet haben, scheint das rege Treiben auf den drei im Stadtzentrum verteilten Open-Air-Bühnen nicht sonderlich zu interessieren. Oder aber die Musik schlägt sie in die Flucht, sind doch vor allem auf dem Brillplatz eher wilde Kerle anzutreffen, die knallhart knüppeln, lautstark kreischen und unaufhaltsam in die Saiten hauen.

Die leidige Gretchenfrage

Geht die Escher „Fête de la musique“ etwa an den Escher Bürgern vorbei, so wie an einer gewissen Band, die wir nicht beim Namen wollen, die erst gar nicht zur verabredeten Zeit auf der „Fête de la musique“ aufgetaucht ist? Zugegeben, die ratlosen Gesichter der Veranstalter waren das einzig Spontane an diesem Tag, der erst kurz vor Ladenschluss das Interesse einiger Stadtbesucher auf sich zog. „Kommt méi no! Kommt méi no, well d’Gambling Badgers sinn elo do“, ruft der charismatische Sänger dieser Band mit dem eigensinnigen Namen. Einige Zuhörer folgen seinem Aufruf und schwingen das Tanzbein, feuern an und bejubeln die Band, sich selbst und die Escher „Fête de la musique“, die mit dem Auftritt von Los Dueños del Ska den Siedepunkt erreicht, auch weil der Himmel heller wird und sich ganz zur Freude der Bühnentechniker Helios offenbart.

WEB www.fetedelamusique.lu