/ 800 Fälle von häuslicher Gewalt
LUXEMBURG – Was bedeutet häusliche Gewalt? Mit dem Gesetz vom 8. September 2003 wurden klare Definitionen erstellt, die uns zeigen, wie vielfältig diese Art von Vergehen ist, und die von „Planning familial“ klar umschrieben werden.
So spricht man in erster Linie von physischer Gewalt. Das heißt, dass einer der Partner geschlagen wird, ihm Backpfeifen verpasst werden, ihm Brandwunden zugefügt werden oder er seiner Freiheit beraubt wird. Manchmal kommt es sogar zum Mord. So wurde europaweit festgestellt, dass täglich zwei Frauen durch häusliche Gewalt getötet werden. Physische Gewalt bedeutet auch Zerschlagen des Geschirrs, Umwerfen von Möbeln, mangelhafte Hilfeleistung und Hygiene.
Dann die verbale Gewalt: schreien, beleidigen, rassistische oder sexistische Bemerkungen.
Auch Gewaltim sexuellen Bereich
Zur psychologischen Gewalt zählt man Beleidigungen im privaten oder öffentlichen Bereich, grundlose Kritiken, ein Überwachen und Kontrollieren, das Verbot von sozialen Beziehungen zu Freunden oder zur Familie, das Androhen von Mord oder Freitod. Zur indirekten Gewalt zählen das Verletzen oder Töten von Haustieren, das Zerstören von persönlichen Gegenständen. Auch Drohungen, sich an Kindern oder Familienmitgliedern zu vergreifen, fallen in diese Kategorie. Von wirtschaftlicher Gewalt spricht man bei akribischen Kontrollen der Ausgaben des Partners, dem Verbot zu arbeiten oder eigene Bankkonten zu eröffnen. Schließlich wird sexuelle Gewalt angeführt, wenn ein Partner den anderen zum Akt zwingt oder zu sexuellen Praktiken, die der andere nicht will oder verabscheut.
Wie geht manmit den Tätern um?
Täter sind manchmal auch Opfer, weil sie aus ihrer Lage nicht mehr herausfinden. Unter dem Motto „La violence domestique, je dis stop! – Rentrez sans frapper!“ schuf „Planning familial“ eine Beratungsstelle, um jenen zu helfen, die sich der häuslichen Gewalt schuldig gemacht haben. Sinn und Zweck dieses Zentrums ist, kurzfristig die Opfer zu schützen und weitere Gewalttaten zu verhindern. Einerseits werden die potenziellen „Täter“, die freiwillig vorstellig werden, auf ihre Verantwortung hingewiesen. Sie kriegen Beratung, damit sie ihr gewaltsames Verhalten meistern lernen.
Der Täter muss seine Fehler selbst erkennen und darauf hinwirken, sein Verhalten zu ändern. „Planning“ hilft ihm dabei, die Konflikte in den Griff zu kriegen oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Auch soll ihm mehr Selbstbewusstsein vermittelt werden. Schließlich soll ihm die Vision vor Augen geführt werden, sein Verhalten zur Familie positiv zu gestalten.
„Planning familial“ erklärt sein Vorgehen wie folgt:
„Le conseiller propose un ensemble de dix consultations thématiques. Dans ce contexte, le travail est centré d’une part sur la prise de conscience et la responsabilisation de l’auteur envers ses actes et d’autre part sur l’acquisition des connaissances de base du cycle de la violence afin de le sensibiliser sur ses possibilités de changer. Pour éviter des possibilités de récidive, le centre se rapproche des services engagés dans la protection de la victime.“
Die Zahlen der Polizei belegen, dass laut einer letzten Erhebung in einem Jahr 800 Fälle von häuslicher Gewalt registriert wurden.
Elf Mordversuche,vier Vergewaltigungen
In neun von zehn Fällen ging es um Gewalttätigkeiten gegenüber Personen (431-mal freiwillige Schläge ohne Arbeitsunfähigkeit; 65-mal freiwillige Schläge mit Arbeitsunfähigkeit, 136 Drohungen und 55 Fälle von Diffamierung, Beleidigung oder Verleumdung ).
In elf Fällen kam es zum Mordversuch. Vier Vergewaltigungen und fünf Angriffe auf die Schamhaftigkeit wurden festgestellt. Bei schlimmen Fällen von häuslicher Gewalt kann die Polizei intervenieren, ja sogar den Randalierer vor die Tür setzen. 2008 mussten die Sicherheitsbeamten 565-mal einschreiten (2005 „nur“ 351-mal) und 263 Täter wurden des Hauses verwiesen (2005 waren es 155).
Rechnet man die vier Jahre (2005 bis 2008) zusammen, stellt man fest, dass die Polizei insgesamt 1.761-mal intervenieren musste und 817 Leute vor die Tür setzte. Opfer sind meistens die Frauen (89% der Fälle). 93,5 Prozent der Opfer sind volljährig.
Wirft man einen Blick über die Grenzen, stellt man fest, dass 70 Prozent der ermordeten Frauen von ihrem Partner getötet wurden. In Luxemburg soll es 2003 zu drei solchen Fällen gekommen sein.
Ein kontinuierlicher Anstieg…
Trotz zahlreicher Bemühungen steigt die Zahl der Gewalttaten im häuslichen Bereich kontinuierlich an. Doch eigentlich ist es nur eine Parallele zur gesellschaftlichen Entwicklung insgesamt. Die Schwelle zur Gewalt sinkt, und das scheinbar immer schneller.
Romain Durlet
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