5.216 Schüler, 450 Lehrer, 19 Schulgebäude – Gemeinderat redet über Hauptstadtschulen

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In den beiden letzten Sitzungen des hauptstädtischen Gemeinderates stand jeweils das Unterrichtswesen im Mittelpunkt. Am Freitag wurde die Schulorganisation zunächst vorgestellt, am Montag dann hatten die einzelnen Räte das Wort.

Von Claude Wolf und Laurent Graaff

Mit der Vorstellung der Organisation für das kommende Schuljahr fiel der zuständigen Schöffin Colette Mart (DP) gewissermaßen das Herzstück der gemeindepolitischen Arbeiten zu. Insgesamt gibt es in Luxemburg-Stadt 5.216 Schüler, die von rund 450 Lehrern in mehr als 350 Klassen, verteilt auf 19 Schulgebäude, unterrichtet werden. Das sind nur einige Eckdaten einer Schulorganisation, die mit der Organisation von Waldschulen, von Ganztagsschulen, von sogenannten Spezialklassen für Migranten, Klassen für Kinder mit gesundheitlichen und psychischen Problemen oder der Förderung von hochbegabten Kindern breit gefächert ist.

Längst muss der Lehrer mehr leisten, als nur Unterricht abzuhalten. Die Schule muss sich mit Problemen wie Gewalt, Vernachlässigung und Stress auseinandersetzen. Dazu kommen der Dialog und die Zusammenarbeit mit den schulischen Aufnahmeeinrichtungen, den die Stadt Luxemburg weiter ausbauen will.

Dafür muss sie jedoch einen gemeinsamen Nenner finden. Sie muss die Foyers, die neben der Verpflegung und der Hausaufgabenhilfe häufig auch die sportlichen und kulturellen Tätigkeiten der Kinder betreuen, mit der Schule an einen Tisch bringen, was schwierig ist, da die Stundenpläne der Strukturen nicht übereinstimmen und die Distanz zwischen beiden Gebäuden mitunter sehr groß ist. Das dieses Problem der Stadt Luxemburg am Herzen liegt, zeigen die 84 pädagogischen Projekte, die im letzten Jahr auf die Beine gestellt wurden.

Parlamentarische Sorgen

Héloïse Bock (DP) eröffnete am Montagnachmittag den Reigen der Debatten. In ihren Ausführungen stellte sie u.a. die Frage, wie es um das Thema Hausaufgabenbetreuung bestellt sei.

Christa Brömmel („déi gréng“) warf die Frage auf, wie die Rollen zwischen der Regionaldirektion und der Gemeinde verteilt seien und wer in der Hinsicht welche Kompetenzen habe. Die Sprecherin warf auch die Frage auf, wie es um die „formation continue“ steht und wie das Verhältnis zwischen qualifiziertem sowie nichtqualifiziertem Personal sei. Ein anderer Punkt, den Brömmel aufwarf, war die Verteilung der Chancengleichheit je nach Stadtviertel. Sie sprach sich zudem für die nötige Unterstützung in Sachen „Bëschklassen“ aus, wo es um soziale Kompetenzen gehe.

Rat Maurice Bauer (CSV) verlieh der geplanten Schulorganisation eine gute Note und lobte die gute Zusammenarbeit in der Schulkommission, wo im Interesse der Schüler gearbeitet werde. Bauer sprach sich auch für Neuerungen bei den Lehrmodellen aus. Zudem sollten sich in den einzelnen Stadtvierteln die Klubs mit allen Akteuren an einen Tisch setzen, um in Sachen Freizeitgestaltung der Schulkinder aktiv zu werden. Generell sah Bauer das Unterrichtswesen in der Stadt auf „einem guten Weg“.

Sportliche Beteiligung 

Für Cathy Fayot (LSAP) stand die sportliche Betätigung der Schüler im Mittelpunkt. Die dreiköpfige LSAP-Fraktion sprach sich im Rahmen einer Motion zudem für die Schaffung von sog. Pedibussen aus. Und dies aus folgendem Grund: der zunehmenden Anzahl an Eltern, die ihren Nachwuchs per Pkw zur Schule fahren, was zunehmenden Verkehr generiert, samt sich daraus ergebenden Gefahren auf dem Schul- und Nachhauseweg. Die Variante, dass die Schüler sich begleitet von adäquatem Personal zu Fuß zur Schule begeben, sei sowohl gesundheits- als auch konzentrationsfördernd.

Auch für Rat Claude Radoux (DP) ist der Schulsport eine wichtige Komponente und das Thema habe sowohl auf kommunaler als auch nationaler Ebene große Bedeutung. Radoux schnitt auch das Thema Evaluierung der Lehrerschaft, so wie dies beispielsweise in Finnland der Fall ist, an.

Paul Galles (CSV) seinerseits hofft, dass Planungssicherheit hinsichtlich des Baus neuer Schulstätten angesichts der stetig zunehmenden Zahl an Schülern besteht. Galles beschäftigte sich in seinen Ausführungen des Weiteren mit dem Thema Chancengleichheit.

Nicht nur Unterricht

Tom Krieps (LSAP) zitierte derweil aus einem jüngst erschienenen Interview mit der ehemaligen Bildungsministerin Mady Delvaux. In seinen Augen sei es wichtig, dass die Schule auf die Arbeitswelt vorbereite und in der Hinsicht auch die nötigen Arbeitskräfte liefere. Zudem warnte Krieps davor, es nicht zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Schule kommen zu lassen: einerseits die öffentlichen und auf der anderen Seite die privaten Schulen. Integration via Sport sei zudem ein wichtiger Faktor, so Krieps weiter.

Als letzter Redner ergriff Joël Delvaux („déi Lénk“) das Wort und unterstrich, dass die Schule ein wichtiger „lieu de rencontre“ sei, fast genauso prägend wie das Elternhaus. Aus diesem Grund müsse stets im Sinne von Inklusion gedacht und gehandelt werden. Auch müsse die Schule über mehr Sozialarbeiter verfügen.

Ein Thema, das in seinen Augen stets zu kurz komme, sei die Musik. Im benachbarten Trier hätten zahlreiche Schüler Konzertauftritte einstudiert, die von 16.000 Menschen besucht wurden. Musik sei ein wichtiges verbindendes Element, so Delvaux abschließend.
Am Freitag wird im Rahmen einer nächsten Sitzung über die Schulorganisation 2018/19 abgestimmt.