Luxemburg – Lyon in einer halben Stunde

Luxemburg – Lyon in einer halben Stunde
(dpa)

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Als Reisender in einer Kapsel, die auf Schienen durch eine Röhre rast? Klingt total verrückt. Doch die Vision von Überlandfahrten nahe der Schallgeschwindigkeit ist keine bloße Science Fiction mehr.

Vor knapp drei Jahren stellte der US-Unternehmer Elon Musk seinen Plan vor. Inzwischen nimmt das Projekt „Hyperloop“ konkretere Formen an: Ab Dienstagabend (Ortszeit) sollte es in der Wüste des US-Bundesstaats Nevada eine erste öffentliche Präsentation von Komponenten des Transportsystems geben.

Wie weit die Entwicklung bereits ist und was genau zu sehen sein wird, hielt das Unternehmen Hyperloop Technologies bis zur letzten Minute geheim. Die zweitägige Vorführung werde ein „Meilenstein-Event“ sein, schürte ein Internetvideo die Spannung. Anzunehmen ist aber, dass eine noch relativ frühe Entwicklungsstufe des Systems vorgeführt werden soll.

Luftpolster

Wenn der Hyperloop fertig entwickelt ist, sollen die elektrisch angetriebenen Kapseln mit bis zu 1220 Stundenkilometern durch eine Röhre mit niedrigem Luftdruck sausen. Luftpolster sollen die Kapseln stabilisieren. Als erste Verbindung haben die Entwickler die rund 560 Kilometer Strecke zwischen Los Angeles und San Francisco im Blick, die etwa so lang ist wie die von Luxemburg nach Lyon in Frankreich.

Das Startup-Unternehmen Hyperloop Technologies hatte im Dezember angekündigt, dass in der ersten Phase das elektrische Antriebssystem auf einer rund einen Kilometer langen Gleisstrecke getestet werden soll. Die Maximalgeschwindigkeit werde bei 540 Stundenkilometern liegen, die Röhre sowie die Kapsel erst später hinzukommen.

Kapsel

Gut möglich also, dass bei der zweitägigen Erstvorführung nur der Untersatz mit Magnetantrieb zu sehen sein wird, auf den später die Kapsel gesetzt werden soll. Noch ist es zwar offensichtlich ein weiter Weg bis zu einem verkehrstauglichen System. Aber der Chef von Hyperloop Technologies, Rob Lloyd, hat in Aussicht gestellt, dass es noch im Verlauf des dieses Jahres einen sehr realitätsnahen Test geben soll, mit einer rund drei Kilometer langen Röhre und einer Kapsel, die ein Tempo von mehr als 1100 Stundenkilometern erreicht.

Bis zum Jahr 2020 will das Unternehmen die Entwicklung abgeschlossen haben, so dass die Verbindung zwischen Los Angeles und San Francisco gebaut werden könnte. Die rasenden Kapseln würden die Strecke um 45 Minuten schneller zurücklegen als zur Zeit ein Flugzeug. Doch das neue Verkehrsmittel soll nicht nur extrem schnell, sondern auch umweltfreundlich und kostengünstig sein.

Milliarden

Für die Verbindung zwischen den beiden Westküstenmetropolen veranschlagte Musk seinerzeit sechs Milliarden Dollar (rund 5,3 Milliarden Euro) – das ist nur ein Bruchteil der geschätzten Kosten für die neue Hochgeschwindigkeitsbahn, die derzeit in Planung ist und etwa 70 bis hundert Milliarden Dollar kosten soll.

Der ursprünglich aus Südafrika stammende Erfinder und Unternehmer ist durch seine hochambitionierten Projekte zu einem Guru der High-Tech-Welt geworden. Seine Tesla-Elektroautos gehören zu den innovativsten Fahrzeugen weltweit.

Crowdfunding

Auch sein Raumfahrtunternehmen SpaceX, das Raketen zu wiederverwertbaren und somit erschwinglichen Transportmitteln machen will, sorgte zuletzt für Furore: Erstmals gelang im April die unbeschadete Rückkehr einer Trägerrakete zur Erde. Anders als bei den Elektroautos und der Raumfahrt findet die Entwicklung von Hyperloop jedoch nicht unter Musks Regie statt.

Er war zwar der Impulsgeber, konzipierte das neue Verkehrssystem aber von Anfang an als „Crowdfunding“- und „Crowdsourcing“-Projekt, also als Vorhaben, dessen Geldmittel wie Expertise aus den verschiedensten Quellen gespeist werden. Als Folge konkurrieren nun zwei fast gleichnamige Startups um die Vorreiterrolle bei dem Projekt: Neben Hyperloop Technologies gibt es auch noch Hyperloop Transportation Technologies, das aber bislang keine öffentliche Vorführung angekündigt hat.