/ Leader feiert in Grevenmacher
Im Beisein zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft aus Luxemburg und Deutschland fiel am Mittwoch in Grevenmacher der symbolische Startschuss zum ersten und bisher europaweit einzigartigen transnationalen Leader-Konzept für die Moselregion. Marc Weyer, Präsident des Leader-Netzwerks in Luxemburg, wünschte sich von der Politik – Landwirtschaftsminister Fernand Etgen wohnte der Feier bei – „einen politischen Ausschuss zu bilden, der die transnationale Leader-Region politisch begleitet. Damit wir keine Pufferzone werden“, so Weyer mit Blick auf die Grenzregion.
In der neuen Leader-Region arbeiten die Lokalen Aktionsgruppen (LAG) „Miselerland“ aus Luxemburg und „Moselfranken“ aus Rheinland-Pfalz Hand in Hand. Das Budget für die kommende Förderperiode beläuft sich insgesamt auf rund fünf Millionen Euro, so Marc Weyer. Dass Leader-Konzepte mehr als nur das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben wurden, zeigen zahlreiche umgesetzte Projekte, die uns täglich begegnen.
Auf Luxemburger Seite beteiligt sich die LAG „Miselerland“ an dem neuen Konzept. Insgesamt 14 Gemeinden aus den Kantonen Remich und Grevenmacher sind darin vertreten, Biwer und Junglinster ausgenommen. Auf deutscher Seite nimmt das Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch die LAG „Moselfranken“, an diesem einzigartigen Projekt teil. Saarburg und die Verbandsgemeinden Trier-Land und Konz sind hier die Ansprechpartner.
Seit 2003 ist „Miselerland“ eine LAG. Finanziert wird sie, wie auch die anderen LAG im Land, jeweils zu einem Drittel durch die EU, dem Staat und der Region.
Seit 2014 arbeite man mit der deutschen Region im Rahmen der neuen Förderungperiode (2014–2020) als erste transnationale Leader-Region in Europa zusammen. Beide Aktionsgruppen verwalten das „Territoire“ gemeinsam, ebenso handeln beide LAG nach den gleichen Konzepten“, erklärt der Philippe Eschenauer, Koordinator von „Miselerland“ die Besonderheit des jetzigen Vorhabens gegenüber Tageblatt.
Gemeinsame Entscheidungen
Beim diesem Projekt gehe es aber darum, die Region auf beiden Seiten von Mosel und Sauer mit gemeinsamen Initiativen von den Menschen für die Menschen voranzubringen, bringt Eschenauer auch gleichzeitig den Ansatz hinter dem Leader-Konzept auf dem Punkt. Vor 20 Jahren war „Leader“ zunächst ein Experimetierfeld, wo es darum ging, „dem ländlichen Raum neben Landwirtschaft und Weinbau neue Türen zu öffnen“. Die Bedingung lautete, bei der Region muss es sich um ein zusammenhängendes Territorium handeln. „Deshalb arbeiten wir auch zusammen und treffen auch gemeinsam die Entscheidungen. Es gibt keinen Grund, warum wir das auf beiden Seiten nicht tun sollten.“
Doch eigentlich verbindet uns der Fluss. Eschenauer führt aus: „Wir Luxemburger schauen auf die deutsche Uferseite und umgekehrt. Wir alle sind unmittelbar davon betroffen, was auf der anderen Seite passiert.“ Nicht zu vergessen, die zahlreichen Luxemburger, die mittlerweile in den deutschen Grenzgemeinden entlang der Mosel wohnen oder aber auch die tausenden Grenzgänger, die täglich nach Luxemburg zur Arbeit pendeln. Trotzdem sei in diesem Zusammenhang bisher nur wenig systematisch zusammengearbeitet worden. Daher versuche man jetzt, „die Menschen in der Region zusammenzubringen“.
Von wegen nur Wein
Der Motor hinter den „Leader“-Konzepten sind die Lokalen Aktionsgruppen (LAG). Jeder Bürger kann ein Projekt bei der LAG einreichen. Diese trifft sich mehrmals jährlich und entscheidet über die spätere Förderung. Ein typisches Leader-Vorhaben ist beispielsweise die Fahrt mit dem historischen Traktor durch die Weinberge oder den „Rent-A-Bike“ an der Mosel.
Böse Zungen behaupten, „wir machen ganz viel nur im Weinbereich. Das stimmt aber so nicht, eigentlich ist das ganz wenig“, wehrt sich Eschenauer. Viel mehr sei der Tourismus ein entwicklungsbedürftiges Feld. Dafür seien u.a. historische Gründe ausschlaggebend. „Als nicht wirklich verfolgt“ nennt er das Beispiel der Probierstuben in Luxemburg. Auch die Ausführung der durch die LAG angeschobenen Projekte könnte von den betroffenen Gemeinden konsequenter verfolgt werden, so Eschenauer über die önotouristische Beschilderung entlang der Mosel.
Der Blick in die Zukunft ist trotzdem hoffnungsvoller. „Dank der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit können wir Fehler von vornherein vermeiden und unsere Stärken gebündelt einsetzen.“ Bei der Ausrichtung von künftigen Projekten sollen die ausländischen Mitbürger und die tausenden Grenzpendler stärker einbezogen werden. „Terroir Moselle“ sei eine solche Initiative, an der Frankreich Luxemburg und Deutschland zusammenarbeiten würden, um regionale Produkte aus den Nachbarländern zu vermarkten. „Architektur und Wein“ oder „Wäineech“ mit speziell für die Luxemburger Winzer aus heimischen Eichen gefertigten Fässern sind weitere Initiativen in diesem Zusammenhang.
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