„Ciao Bella Ciao“

„Ciao Bella Ciao“
(Herve Montaigu)

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Rund 22.000 Menschen nahmen am Sonntag an der Gedenk- und Befreiungsfeirer in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Mauthausen in Österreich teil.

„In einer Zeit, in der Intoleranz und Diskriminierung sowohl in Österreich als auch weltweit nicht immer ein Thema sind, ist es umso wichtiger, sich vor Augen zu halten, zu welchen Konsequenzen diese Haltung vor 70 Jahren geführt hat: nämlich zur Vernichtung von Millionen Menschenleben und zu einem entwürdigendem Umgang mit Menschen“ so Willi Mernyl, der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich in seiner Ansprache.

Mehr als 50 Delegationen aus der ganzen Welt schritten durch das Eingangstor zwischen den noch immer sehr imposanten Wachtürmen, um auf dem Appellplatz den Opfer zu gedenken. Unter den Teilnehmern waren auch Luxemburger, die vom erbgroßherzoglichen Paar angeführt wurden. Die größte Delegation kam aus Italien. Die Antifaschisten ließen es sich nicht nehmen das berühmte Kampflied „Bella Ciao“ auf dem Appellplatz der Nazis anzustimmen, was viele Anwesenden spontan dazu verleitete mitzusingen oder wenigstens im Takt mitzuklatschen.

Vor einem mit Steinen gefüllten Buggy wurden Kränze niedergelegt. Der Buggy erinnert an die Steinbrüche in den die Inhaftierten sich zu Tode schuften mussten.

50 Kilogramm schwere Granitsteine

Die diesjährige Gedenkfeierlichkeit, anlässlich des 70. Jahrestages stand unter dem Thema „Steinbruch und Zwangsarbeit“. „2015 gedenken wir denjenigen, die im Steinbruch in Mauthausen gezwungen waren, oft bis zur tödlichen Erschöpfung Zwangsarbeit zu verrichten. Besonders berüchtigt war die Strafkompanie des Steinbruchs. Die Häftlinge mussten ca. 50 Kilogramm schwere Granitsteine über die sogenannte Todesstiege in Lager hinauf tragen. Kein einziger hat die Zuweisung in die Strafkompanie überlebt. Der Unmenschlichkeit von damals gedenken wir am besten, indem wir die Unmenschlichkeit von heute bekämpfen“ sagte Mernyl.

Aba Lewit, ehemaliger Mauthausen-Insasse, schilderte den Anwesenden, wie er mit 16 in ein Arbeitslager und über mehrere Stationen schließlich nach Mauthausen kam, wo er bis 1945 interniert war. Der Grund für seine Inhaftierung: Er ist Jude.

Schusswunde

Auf die Frage wie es sich anfühlt, nach alle den Jahren wieder an den Ort des Schreckens zurückzukehren, sagte er könne es nicht mit Worten ausdrücken. Er erzählte, wie er Zeuge wurde als Menschen getötet wurden und wie ihm nach einer Schusswunde die Kugel mit einem Taschenmesser entfernt wurde.

Was ihn jedoch noch immer quält ist der Gedanke, warum er überlebt hat und so viele andere nicht.

Der Gedenkzug wurde dieses Jahr von sieben national- und internationalen Chören sowie der Militärmusik Oberösterreich begleitet.

2016 findet die Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen am 15. Mai unter dem Motto „Solidarität“ statt.