Künstler sagen Ja

Künstler sagen Ja
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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Für das Ausländerwahlrecht stimmen, gegen abwertende Klischees antreten - Das fordern jetzt in einem "flammenden Aufruf" zahlreiche namenhafte Kulturschaffende in Luxemburg.

„Die Kultur ist Teil der Menschheit“, so beginnt der Appell der Künstler an die Öffentlichkeit. Darin sprechen sich Lambert Schlechter, Désirée Noschbusch, Fernand Fox, Claude Frisoni, Nathalie Ronvaux, Jean Portante und viele andere für ein „Ja“ bei der Frage zum Ausländerwahlrecht beim Referendum am 7. Juni (Artikel).

Die Kulturschaffenden begründen ihre Position zunächst aus der Geschichte Luxemburgs heraus. Sie verweisen auf die Migrationswellen, die seit Jahrhunderten die Gesellschaft hier prägen. „Luxemburg ist ein vielsprachiges und multikulturelles Land.“ „Diese Vielfalt soll zu einer Kraft für die Demokratie, den kulturellen Dialog und die Politik werden, wodurch eine Gesellschaft der ‚Inklusion‘ entsteht“, fordern die Künstler.

Denn hierzulande leben viele Menschen, die nicht die Luxemburger Staatsbürgerschaft besitzen. Trotzdem zahlen sie hier ihre Steuern, ihre Kinder wachsen hier auf, sie nehmen am kulturellen Leben teil. Auch geben diese Menschen ihre Stimme bei Gemeinde- und Europawahlen ab. Sie halten sich an die Gesetze und haben ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft in Luxemburg. Dennoch dürfen sie nicht bei den Parlamentswahlen abstimmen, die das nationale Recht ausmachen, führt das Künstlerkollektiv aus.

„Engstirnige Vorstellung“

Die Bürgerschaft (citoyenneté) ist nicht zwangsläufig an der Nationalität gebunden, schreiben sie. Den Inhalt des Begriffs „citoyenneté“ nur auf die Nationalität zu beschränken, ist die Rückkehr zu einer „engstirnige(n) Vorstellung von der einzigen nationalen Souveränität“, monieren die Unterzeichner. Es entspreche nicht der europäischen Realität, dem europäsichen Bürgertum und der Globalisierung.

An der „politischen Gemeinschaft“ in einer Demokratie teilzunehmen, ist die Anerkennung der Gleichheit aller Bürger, betonen die Verfasser. Damit erkenne man ihre Vielfalt und Freiheit an, geben sie zu bedenken.

„Flammender Aufruf“

Die Künstler starten einen „flammenden Aufruf für die Brüderlichkeit“ im Sinne des Ausländerwahlrechts im Vorfeld des Referendums. „Wir glauben, dass es wichtig ist, den ausländischen Einwohnern, das Wahlrecht bei Parlamentswahlen zu zugestehen.“

Vor allem aber wird dieses neue Recht nichts den Bürgern mit Luxemburger Nationalität „wegnehmen“, kontern die Künstler. „Das wird nicht dem Land schaden“, im Gegenteil. Es wird vor den Risiken einer geteilten Gesellschaft bewahren, argumentieren die Kulturschaffenden. Geteilt im Sinne von wahlerfahrenen Bürgern und solchen, die gezwungen sind eine politische Führung zu akzeptieren, die gegen ihren politischen und sozialen Beitrag ist.

Vorreiter Luxemburg

Nicht zuletzt wäre das Ausländerwahlrecht eine Möglichkeit das positive Image von Luxemburg nach außen aufzuwerten. Weg von den abwertenden Klischees, mit denen Luxemburg im Ausland in Verbindung gebracht wird und hin zum Bild eines innovativen Staates im Sinne von Bürgerschaft.

Den offenen Brief haben folgende Kulturschaffende in Luxemburg unterzeichnet: Eugénie Anselin, Maxime Bender, Marc Binsfeld, Robert Brandy, Frank Feitler, Tullio Forgiarini, Fernand Fox, Claude Frisoni, Robert Garcia, Germaine Goetzinger, Patrick Hastert, Marja-Leena Junker, Anise Koltz, Beryl Koltz, Jo Kox, Marc Limpach, Claude Lahr, Carole Lorang, Charles Muller, Mani Muller, Myriam Muller, Philippe Noesen, Désirée Nosbusch, Jean Portante, Marc Reckinger, Nathalie Ronvaux, Donato Rotunno, Guy Rewenig, Leila Schaus, Luc Schiltz, Lambert Schlechter, Elise Schmit, Guy Schons, Pascal Schumacher, Jemp Schuster, Anne Simon, Nicolas Steil, Paul Thiltges, Ian de Toffoli, Serge Tonnar, Claude Waringo, Jules Werner, Lex Weyer.