/ Künstler packt Diktatoren in den Kühlschrank
Der Coca-Cola-Kühlschrank, in dem Hugo Chávez steht, ist ausgeschaltet. Nicht, dass sich Reif an den Fingern des früheren venezolanischen Staatschefs bildet. Natürlich ruht Chávez, der im März 2013 an Krebs starb, nicht wirklich in der Unix Fine Art Gallery in Miami (US-Staat Florida). Aber die Gestalt in grüner Armeekluft und Barett ist ihm durchaus ähnlich – abgesehen von dem etwas großen Kopf, ein Hinweis darauf, dass es auch eine Karikatur ist.
Chávez ist die neueste Skulptur, die der spanische Künstler Eugenio Merino innerhalb seiner Diktatoren-Serie ins Kühlfach gepackt hat. Der Linkspopulist reiht sich damit bei Fidel Castro und Mao Tsetung ein, die derzeit neben ihm in der Ausstellung stehen. Die mit Echthaar ausgestatteten Silikonfiguren haben die Augen geschlossen und die Hände vor dem Körper gefaltet – wie in einem Sarg, nur eben aufrecht hinter einer Glasfront.
Totalitäre Persönlichkeiten
„Ich wollte eine Menge Diktatoren beziehungsweise autoritäre oder totalitäre Persönlichkeiten zeigen, darunter auch die, die ein bisschen schwerer einzuordnen sind“, erklärt Merino die Auswahl seiner Figuren im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Chávez passe in die Reihe, weil er viel Polemik erzeugt habe, eine widersprüchliche Gestalt gewesen sei und aus der Welt des Militärs stammte. „Ich würde ihn nicht als Diktator einordnen, aber durchaus als jemanden mit einer autoritären Färbung“, sagt Merino.
Unsterblichkeit
Der Getränkekühler steht dabei für Unsterblichkeit. „Alle Diktatoren sind unsterblich mit der Spur, die sie hinterlassen“, sagt der aus Madrid stammende Künstler. So sei etwa Franco in Spanien immer noch sehr lebendig und die Diktatur kaum aufgearbeitet.
Mit dem ersten Werk der Serie gekühlter Staatenlenker hatte Merino in Spanien gleich einen Rechtsstreit ausgelöst. Nachdem er sein Werk „Always Franco“ Anfang 2012 auf der internationalen Madrider Kunstmesse Arco gezeigt hatte, klagte die Nationalstiftung Francisco Franco, die das Andenken an den „Generalísimo“ in Ehren halten will. Das Gericht gab im vergangenen Juli Merino Recht: Franco darf als Kunstwerk im Kühler stehen.
Chávez und Castro
Mit Chávez zeige er nun einen Charakter, der in den USA auf mehr Interesse stoße, „besonders in Miami, das eine Verbindung zu Lateinamerika hat“, erklärt Merino. Im Dezember stellte er hier bereits Fidel Castro im Kühlschrank auf. In Florida leben viele Exil-Kubaner. Auch die venezolanische Gemeinde wächst dort. Die meisten von ihnen sind Anti-Chavisten.
Merino rechnet damit, dass auch seine Chávez-Figur eine Kontroverse auslösen könnte. „Die Kunst löst keine Konflikte, sondern erzeugt bestimmte Spannungen“, sagt er. „Das Ziel ist, den Finger ein wenig dort in die Wunde zu legen, wo es andere nicht tun.“ Für den Künstler, der in einer früheren Aktion Osama bin Laden als „Saturday Night Fever“-Tänzer darstellte, gehört Provokation dazu. Merino will noch mehr historische Gestalten in den Kühlschrank bringen. Der nächste, sagt er, könnte Russlands Präsident Wladimir Putin sein.
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