Kulturelle Studientage

Kulturelle Studientage
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„Mehr Kultur für alle!" hatte sich die Regierung Bettel-Schneider-Braz ins Regierungsprogramm geschrieben. Jetzt sollen zwei „kulturelle Studientage“ dieses Vorhaben umsetzen.

Gleich nach ihrem Amtsantritt wollte Maggy Nagel alle staatlichen Beihilfen streichen und die Verträge mit den Kulturschaffenden neu aushandeln. Xavier Bettel ist geschickter. Er hat erst einmal alle Akteure der Kultur konsultiert.

Aus ihren Arbeiten, an denen sich im Februar und März mehr als 300 aktive Künstler, Beauftragte und Manager beteiligten, entstanden die vier Diskussionsebenen, die den aktuellen Teil der Konsultierung ausmachen.

„Richtung 22“-Aktion

Doch bei einer gepflegten Diskussion sollte es nicht bleiben. Bereits vor der Veranstaltung hatte das Kollektiv „Richtung 22“ mit Handzetteln auf sich aufmerksam gemacht. Genau wie bei der Kundgebung am Mittwoch protestierten die Vertreter der jungen Künstler gegen die Tatsache, dass sie bei den Vorbereitungen übergangen wurden.

Bei den Handzetteln sollte es nicht bleiben. Die Fragestunden im Anschluss an die beiden Diskussionsrunden vom Freitag sollten ihnen Gelegenheit geben, nochmals ihre Missbilligung zu sagen. „Die Regierung missachtet den „kulturellen Pakt“ und missbraucht die Kunstszene“, hieß es mit der Aufforderung an die teilnehmenden Künstler, sich nicht vom System einbinden zu lassen.

Kultur in der Schule

Mit einem Besuch im Museum oder einer Theatervorstellung wird die Schule ihrer Rolle als Vermittler kultureller Werte nicht gerecht! Darin waren sich die Teilnehmer der ersten Diskussionsrunde einig. Genau so übereinstimmend hielten sie fest, dass allein die Schule für eine gewisse Gerechtigkeit sorgen kann, weil sie die Kinder aus den weniger bemittelten Gesellschaftsschichten überhaupt erst an die Kunstszene heranführt und ihnen Perspektiven bietet.

Diese Perspektiven existieren: Fast alle Kulturinstitutionen, von der Philharmonie über das Mudam bis zu den Rotondes und den regionalen Kulturhäusern bieten Kunsterziehung in allen möglichen Formen an. Sie sind allerdings nur Anbieter, sie gehen nicht aktiv auf die Kinder zu. Das wiederum führte die beobachtende Schriftführerin der Arbeitsgruppe, Professor Dr. Jeanne Glesener zu der Frage, ob Luxemburg nicht zu viel Logistik habe, statt die jungen Leute als Akteure in das kulturelle Geschehen einzubinden.

Ein Beruf wie alle anderen?

Ist die Kunst, in der mittlerweile hoch ausgebildete Leute arbeiten, immer noch brotlos? Muss man sich einen zweiten Job suchen, um auf dem teuren Luxemburger Pflaster überhaupt überleben zu können? Einhellig beantwortet die neunköpfige Diskussionsrunde diese Fragen mit einem klaren ‚nein’.

Auf der Suche nach der richtigen Finanzierung des Künstlerberufes jedoch waren sie sich nicht einig, zu groß war der Unterschied in der Risikobereitschaft zwischen den einzelnen Teilnehmern, von den die Mehrzahl freiberuflich tätig ist, also genau weiß, wie hart der Überlebenskampf ist.

Unterschiedlich war deshalb auch die Erwartungshaltung an die Regierung, die an den zweitägigen „Assises culturelles“ ebenfalls nach zufriedenstellenden Antworten auf diese Fragen sucht.
Mit der Frage nach der Promovierung der Kunst und einer Diskussionsrunde über die Anerkennung der Kultur gehen die beiden Studientage am Samstagmorgen zu Ende. Kulturminister Xavier Bettel wird dabei die Schlüsse ziehen und vielleicht schon die Richtung seiner künftigen Kulturpolitik vorgeben.