/ Krise beendet Karrieren
Portugal: Die neue liberal-konservative Regierung unter Ministerpräsident Pedro Passos Coelho übernahm im Juni 2011 in dem pleitebedrohten Land das Ruder. Passos folgte auf den Sozialisten José Sócrates, der bei vorgezogenen Wahlen abgewählt worden war. Lissabon verpflichtete sich, das Haushaltsdefizit von 9,1 Prozent (2010) bis 2013 auf höchstens drei Prozent zu drücken. Dazu sollen Gehälter und Renten gekürzt sowie Steuern angehoben werden. Man will das Privatisierungsprogramm beschleunigen, das Arbeitslosengeld kürzen und den Arbeitsmarkt flexibilisieren.
Irland: Im Februar erschütterte ein politisches Beben den einstigen „keltischen Tiger“. Frustrierte Iren ließen die seit Jahrzehnten erfolgsverwöhnte Fianna-Fail-Partei des gescheiterten Premiers Brian Cowen abstürzen. Sie sorgten für das beste Ergebnis der oppositionellen Fine Gael seit fast 30 Jahren und hoben den Grundschullehrer Enda Kenny als neuen Regierungschef auf den Schild. Angesichts eines Haushaltsdefizits von 32 Prozent des Bruttosozialprodukts 2010 und Staatsschulden von weit über 160 Milliarden Euro bleibt Kenny aber kaum Raum für neue Weichenstellungen.
Italien: Mario Monti trat am 16. November als Chef der 63. Nachkriegsregierung Roms an, um die Schulden- und Wachstumskrise des Landes mit einem Befreiungsschlag aus dem Weg zu räumen. Nur ausgewiesene Fachleute für Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung gibt es in seinem Regierungsteam in der Nachfolge des ebenso schillernden wie umstrittenen Silvio Berlusconi. Italien wird nun in seiner Haushaltsführung von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) überwacht. Monti drang darauf, seiner Notregierung keine zeitliche Begrenzung zu geben.
Griechenland: Athens Regierungschef Giorgos Papandreou galt in Teilen der Bevölkerung als Marionette, die Auflagen aus dem Ausland durchsetzt. Seine Popularität litt unter den vielen Sparmaßnahmen, Reformen konnte er nur mit knapper Mehrheit durchbringen. Ende Oktober hatte er noch überraschend eine Volksabstimmung über das neue milliardenschwere Hilfspaket angekündigt, nach heftiger Kritik aus Europa die Pläne aber wieder abgesagt. Nach quälender Hängepartie einigten sich die beiden großen politischen Lager in Athen schließlich am 6. November auf eine Übergangsregierung ohne Papandreou. Am 11. November wurde der parteilose Finanzexperte Lucas Papademos zum Ministerpräsidenten ernannt. Der frühere Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) steht vor der Herkules-Aufgabe, binnen weniger Monate die drohende Staatspleite abzuwenden.
Spanien: Die Sozialisten in Madrid dürften bei den Wahlen am Sonntag die Quittung für die Krise erhalten. Spaniens Wirtschaft steht am Rande des Abgrunds. Die Schuldenlage hat sich so dramatisch zugespitzt, dass das Land ernsthaft Gefahr läuft, internationale Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Nachdem der bisherige Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero auf eine weitere Kandidatur verzichtet hatte, trat Ex-Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba für die Sozialisten an. Alle Umfragen gehen von Mariano Rajoy von der Konservativen Volkspartei (PP) als Wahlsieger aus. Der voraussichtliche neue Ministerpräsident setzt darauf, dass schon der Machtwechsel die aufgewühlten Finanzmärkte beruhigen könnte.
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