Kinder auf der Flucht

Kinder auf der Flucht
(AFP/Yara Nardi)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Fast 50 Millionen Kinder weltweit wachsen nicht zu Hause auf - mehr als die Hälfte von ihnen sind auf der Flucht vor Krieg und Gewalt.

Das ist das Ergebnis des ersten globalen Berichts zu Flucht und Migration von Kindern, den das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Mittwoch veröffentlichte. Die Zahl von Kindern und Jugendlichen unter den Flüchtlingen und Vertriebenen weltweit ist überproportional hoch: Jeder zweite ist minderjährig. Insgesamt 28 Millionen Minderjährige sind auf der Flucht vor Kriegen und Konflikten, 17 Millionen von ihnen blieben im eigenen Land.

20 Millionen Kinder und Jugendliche verließen ihre Heimat aus Gründen wie Bandengewalt oder extremer Armut. Unicef veröffentlichte seinen Bericht im Vorfeld der Gipfeltreffen zu weltweiten Flucht- und Migrationsbewegungen am 19. und 20. September in New York. Die UN-Organisation fordert, Kinder – insbesondere unbegleitete – besser vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen und entschieden gegen Menschenhandel vorzugehen.

„Alle möglichen Maßnahmen“

Außerdem müsse die Inhaftierung von Kindern beendet werden. Kinder müssten davor bewahrt werden, bei Grenzkontrollen oder während des Verfahrens zur Bestimmung ihres Aufenthaltsstatus von ihren Eltern getrennt zu werden. Zur Zusammenführung der Kinder mit ihren Familien müssten „alle möglichen Maßnahmen ergriffen“ werden. Unicef appelliert an die Regierungen und die Zivilgesellschaft, Kindern ihr Recht auf Bildung und umfassende Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Wasser sowie psychosoziale und rechtliche Betreuung zu gewähren.

Außerdem müssten die Ursachen für Konflikte und extreme Armut bekämpft werden. Notwendig seien ferner Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung. Unter Verweis auf Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) heißt es in dem Report mit dem Titel „Entwurzelt“, zwischen 2014 und Juli 2016 seien 15.000 Flüchtlinge und Migranten gestorben oder als vermisst registriert worden. Rund zwei Drittel aller registrierten Todesfälle von Migranten ereigneten sich demnach im Mittelmeer.

Türkei als größtes Aufnahmeland

Schätzungen zufolge seien ein Drittel der in der Ägäis umgekommenen Menschen Kinder, heißt es in dem Bericht. In der ersten Jahreshälfte 2016 kamen in Europa fast 70 Prozent der Kinder, die einen Asylantrag stellten, aus den Konfliktländern Syrien, Afghanistan und Irak. Die mit Abstand meisten geflüchteten Kinder und ihre Familien suchen in ihrer jeweiligen Heimatregion Schutz, wie der Unicef-Bericht hervorhebt. Die zehn Länder, welche die meisten Flüchtlinge aufnahmen, liegen in Asien und Afrika. Die Türkei ist laut Unicef wahrscheinlich das Land mit der weltweit größten Population von Flüchtlingskindern.