/ "Keine Zusammenarbeit erwünscht!"
„Keine Zusammenarbeit von Seiten der Apess erwünscht!“, so reagiert Bildungsminister Claude Meisch (DP) auf das Schreiben der Gewerkschaft der Sekundarschullehrer Apess (Link) am Dienstagnachmittag. Die Kritik der Apess richtete sich gegen die Funktionsweise, die Auswahl und Besoldung der Ausbilder im neuen “Institut de formation de l’éducation nationale“ (IFEN) (Link).
Laut dem Minister ist die Schaffung der neuen Ausbildungsstätte Teil des Reform des öffentlichen Dienstes. Die Lehrergewerkschaften SEW und Apess hätten sich stets geweigert, „mit dem Bildungsminister an einen Tisch zu setzen.“ Dass nun das „Projekt von Seiten der APESS kritisiert wird, ist äußerst bedenklich“, heißt es aus dem Bildungsministerium.
„Chimäre des ‚enseignant unique'“
Im Zusammenhang mit der Apess-Kritik an den angeblichen Plänen des Ministeriums „sämtliche am Lehrprozess beteiligten Laufbahnen“ im neuen Institut gleichzuschalten, spricht Minister Meisch von einer „Chimäre“ (Fabelwesen aus der griechischen Mythologie, Anm. d.Red.) Denn alle Laufbahnen dort würden „separat aufgeführt und erhalten unabhängig voneinander individuelle Ausbildungswege.“
„Es gibt in dem gesamten Projekt kein einziges Indiz für die Schaffung eines „Enseignant unique“. Der Grund dafür ist, dass das Ministerium dieses Ziel gar nicht verfolgt“, widerspricht Claude Meisch der Apess.
Übergangsregelungen für Nachzügler
Referendare, die aus welchem Grund auch immer, eine Zusatzrunde während ihres dreijährigen Praktikums einlegen müssen, werden von den Behörden nicht im Stich gelassen, erklärt das Bildungsministerium. So werden ab September 2016 keine vier, sondern nur eine „Promotion“ am IFEN ausgebildet – die Sekundarschullehrer. Dijenigen, die jetzt an der Uni eingeschrieben sind, machen ihren Abschluss auch im Dezember an der Universität.
Anschließend übernimmt das “Institut de formation de l’éducation nationale“ die Kandidaten, die ihren „Stage“ verlängern müssen. Das Ganze geschehe auf „expliziten Wunsch der Universität“, stellt das Bildungsministerium klar. Der zuständige Koordinator für die „Formation pédagogique“ (FOPED) betreut die Referendare auch nach dem Wechsel am neuen Institut weiter. Entgegen der Kritik der Apess, die Praktikanten könnten nicht wie beispielsweise ihre Schüler ein Ausbildungsjahr wiederholen, erklärt das Ministerium, dass es sich an der bisherigen Praxis in diesem Zusammenhang nichts ändern wird.
„Dass die APESS in diesem Zusammenhang die angehenden Lehrer dazu aufruft, Klage gegen das Ministerium zu führen, zeugt nicht nur von großem Unwissen, sondern auch von großer Verantwortungslosigkeit“, schiebt die Behörde hinterher.
Auswahlverfahren der Ausbilder
Und auch die Kritik an der Rekrutierung der IFEN-Ausbilder sorgt beim Bildungsminister für Kopfschütteln. Die Apess sprach in diesem Zusammenhang von einem Bestreben der Behörden, „stromlinienförmige und systemtreue Ausbilder“ einzustellen.
Das Ministerium bezweifele, dass die APESS diese Unterstellungen wirklich ernst meine, zumal unter den ausgewählten Dozenten „engagierte Gewerkschafter“ seien, heißt es. Und auch das Auswahlverfahren sei in völliger Transparenz verlaufen, berichtet die Behörde. Was die Entlohnung ihrer Unterrichtsstunden am IFEN angeht, wird „exakt die gleiche Besoldung, wie bei allen anderen Aus- bzw. Weiterbildungen auch“ für die Dozenten gelten, so das Ministerium.
Praxis statt Theorie
Und auch bei der Fachdidaktik wird nicht gespart, so die Behörde. Das Volumen von 135 Unterrichtsstunden bleibe bestehen. Lehrer, Referendare, Direktoren, Schulen hätten oft bisher „einen fehlenden Praxisbezug“ und „eine übermäßige Akademisierung“ der Lehrerausbildung bemängelt.
Mit mehr Praxiskursen soll dieser Entwicklung nun entgegengewirkt werden, schreibt das Bildungsministerium. Schließlich sollen die „zukünftigen Lehrer und Lehrerinnen möglichst gut ausgebildete Spezialisten des Lernens und Lehrens sein“, heißt es. Dies lerne sich nun mal am besten in der Praxis, so die Behörden.
Kurse in den Sommerferien
Durch die Nachricht, während der Sommerferien Kurse für die angehenden Referendare zu halten, seien die Dozenten schlichtweg überrumpelt gewesen, kritisierte die Lehrergewerkschaft Apess.
Dem sei nicht so, erwidert das Bildungsministerium und verweist auf eine Vereinbarung mit den Ausbildern. Bei den Kurse handelt es sich um eine Art „Minimalvorbereitung“ der Referendare, bevor sie mit ihrem „Stage“ am 1. September richtig durchstarten. Dadurch könnten die angehenden Lehrer während des Schuljahres weniger im Hör- und öfter im Klassensaal präsent sein, berichtet die Behörde.
Bei aller Sachlichkeit, um die sich das Ministerium bemüht, einen abschließenden Seitenhieb an die Gewerkschaften gibt es dennoch: „Es steht jedem zu, seine Sichtweise darzulegen und Argumente vorzubringen; man sollte jedoch von offiziellen Vertretern der Lehrer eine korrekte Darstellung der Tatsachen erwarten dürfen“, schiebt die Behörde hinterher.
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