„Keine Straße wird die Lösung all unserer Verkehrsprobleme sein“

„Keine Straße wird die Lösung all unserer Verkehrsprobleme sein“
(Alain Rischard)

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Die Liaison Micheville ist ein Anfang in der Bewältigung der grenzüberschreitenden Verkehrsprobleme. Am Freitagmorgen wurde sie offiziell eingeweiht. Ab 15.00 Uhr konnte die Fahrt über die neue Autobahn losgehen.

80.000 französische Grenzgänger fahren täglich nach Luxemburg, um zu arbeiten. Die Verkehrssituation zu den morgendlichen und abendlichen Spitzenzeiten ist katastrophal. Nun scheint eine Entlastung in Sicht, denn zukünftig können viele Autofahrer über die am Freitag eröffnete Liaison Micheville fahren.

Die erste Bilanz zum Verkehr

Es scheint sich noch nicht rumgesprochen zu haben, dass die Liaison Micheville befahrbar ist, weil am Abend nach der Eröffnung haben nur wenige Autofahrer die neue Strecke benutzt. Am kleinen provisorische Kreisverkehr auf dem Belval nahmen nur ein paar Autos die Ausfahrt zum Tunnel. Ralph Di Marco erklärte am Freitag, dass sich erst in einem Monat sagen lasse, wie stark die Liaison Micheville befahren sein wird. Am Anfang werden wahrscheinlich viele die Autobahn einmal austesten wollen, daher sei die Verkehrssituation noch nicht repräsentativ.

Zur Eröffnung des Autobahnteilstücks betonte Infrastrukturminister François Bausch die wichtige Rolle des „Modal Split“ (60/40) für die Lösung der Verkehrsprobleme. Hierbei handelt es sich um die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel: 60 Prozent Individualverkehr und 40 Prozent öffentlicher Verkehr (Bus, Bahn und Tram). Gelingen kann die Verkehrsentlastung nur, wenn der öffentliche Verkehr mit einbezogen wird.

Das Ende des Projekts abwarten

„Die Erwartungen für dieses grenzüberschreitende Projekt waren sehr groß“, so Bausch. Die Prioritäten des Projektes sind die Schaffung einer Direktverbindung zwischen Micheville und Belval, eine bessere Verbindung nach Luxemburg-Stadt und die damit einhergehende Verkehrsentlastung Eschs. Auf die Kritik, dass die Liaison Micheville nichts an der Verkehrsproblematik ändern werde, reagierte Bausch mit: „Wir müssen abwarten, bis das ganze Projekt fertig ist.“ Damit ist unter anderem die Fertigstellung der Verbindung mit der A4 gemeint.

In diesem Sinne ging Bausch auch auf ein zukünftiges Projekt ein: Die Einrichtung einer Buslinie („Bus à haut niveau de Service“), die in besonders dichtem Takt fährt. Er könne es sich zudem vorstellen, dieses Liniennetzwerk bis nach Frankreich auszuweiten. Abschließend äußerte sich Bausch zu einer vertieften, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: „Es gibt noch viel Arbeit zu tun; Arbeit, die wir zusammen machen können.“

Das Geld fließt in beide Richtungen

Der französische Staatssekretär für den Staatshaushalt, Christian Eckert, nahm auch an der feierlichen Einweihung teil. Er sprach von der „Materialisierung eines Bewusstseins“ und spielte damit auf den tausendfachen Grenzverkehr an, der von Frankreich Richtung Luxemburg fließt. Es sei außerdem sehr selten, dass ein Staat Infrastrukturprojekte im Ausland finanziere. Luxemburg investierte 12,5 Millionen Euro in den Ausbau der Autobahn auf französischer Seite. Damit wollte Eckert auch Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die von den französischen Luxemburgpendlern forderten, sie sollten ihre Steuern in Frankreich und nicht in Luxemburg zahlen. Der Staatssekretär sprach deshalb von einer grenzüberschreitenden Querfinanzierung zwischen beiden Staaten.

Patrick Weiten, der Präsident des „Conseil départemental de la Moselle“, beschrieb die Verkehrssituation als schwierig: „Keine Straße wird die Lösung all unserer Verkehrsprobleme sein“. Er bekräftigte seinen Vorredner Bausch und sieht die Lösung eher im Ausbau der alternativen Fortbewegungsmittel.