/ "Keine speziellen Forderungen"
Gegen 21.40 Uhr versperrten 19 Häftlinge aus einer Abteilung zwei Zugänge zu einem Zellenblock.
Wenig später legten sie in einem Gemeinschaftsraum ein kleines Feuer, welches jedoch innerhalb kürzester Zeit von der Berufsfeuerwehr durch ein eingeschlagenes Fenster gelöscht werden konnte. Erst gegen 01.20 Uhr konnte die Situation von der Spezialeinheit der Polizei und den Gefängniswärtern unter Kontrolle gebracht werden.
Auf einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag bestätigten sowohl Gefängnisdirektor Vincent Theis als auch Justizminister Felix Braz, dass bei dem ganzen Vorgang Alkohol im Spiel gewesen sein soll. Bestätigt wurde auch die Meldung von Tageblatt.lu, dass es sich nicht um den ersten Vorfall handelte. Allerdings sei es bei den anderen beiden Vorgängen – die Rede war von einem Sitzstreik mehrerer Häftlinge und von einem anderen Fall mit wenig Beteiligten – um klare Forderungen der Betroffenen gegangen, die diese auch schriftlich vorgelegt hätten.
Spezialeinheit angefordert
Bei dem jetzigen Vorfall hätten sich die Gefangenen verbarrikadiert und sich geweigert, mit irgendjemandem zu reden, so Vincent Theis. Aus diesem Grund habe er gemäß Artikel 44 des Polizeigesetzes die Polizei angefordert. Weil diese nicht in den Block gelangen konnte und die Randalierer zudem die Fenster mit Decken verhangen hatten, was einen Überblick über die Lage unmöglich machte, rief diese die Spezialeinheit. Es sei zu keinem Gebrauch von Waffen gekommen.
Wie Minister Braz anfügte, hätten sich bereits vor dem bekannt gewordenen Anrücken der Spezialeinheit 16 der 19 Beteiligten in ihre Zellen zurückgezogen. Damit scheinen es die drei Verbliebenden zu sein, von denen Vincent Theis meinte, einige hätten sich gegen die Polizisten gewehrt.
Nach der Aktion habe einer von ihnen Nasebluten gehabt. Ein anderer habe bereits Schnittverletzungen gehabt, bevor die Spezialeinheit eingriff und die drei überwältigte. Anschließend wurden sie von einem Krankenpfleger und einer Krankenpflegerin behandelt. Dies wurde von Serge Legil bestätigt, externer Beobachter des Gefängnisses und Mitarbeiter der Ombudsfrau, der zugegen war.
Teilweise Überbelegung
Neben dem Konsum von Alkohol sieht Theis eine der Ursachen auch in der teilweisen Überbelegung der Schrassiger Haftanstalt. Im Gefängnis müssten Leute unterschiedlicher Kategorien zum Teil auseinandergehalten werden, so Theis. Dies bewirke, dass es in einzelnen Bereichen zu Überbelegungen kommen könne.
Insgesamt sitzen zurzeit 610 Menschen in Schrassig. Von einer partiellen Überbelegung spreche man ab etwa 520 Personen. Damit alles ablaufe, wie es vorgesehen sei, dürfe ein Gefängnis nicht mehr als zu 85% seiner Kapazität belegt sein, fügte Braz an. Wie sowohl Braz als auch Theis unterstrichen, sei es in dem Luxemburger Gefängnis im Vergleich zum Ausland bislang zu relativ wenigen Zwischenfällen gekommen. Dies führe man auf den Umgang mit den Häftlingen zurück.
Kein Verletzter
Bei dem Vorfall wurde niemand verletzt und es entstand nur leichter Materialschaden. Eine Untersuchung soll nun beleuchten, wie es zu dem ganzen Vorfall gekommen ist und wer wofür verantwortlich ist. Einige Gefangene müssen mit Sanktionen rechnen. Vor Ort waren die Berufsfeuerwehr, mehrere Ambulanzen sowie die Staatsanwaltschaft, der Vertreter des Ombudsmann, Serge Legil und die Generalstaatsanwaltschaft. Serge Legil bestätigte, dass die ganze Aktion korrekt und professionell von der Polizei gelöst worden sei.
Der Aufstand mit Feuerlegung erinnert an den tragischen Zwischenfall in der Schrassiger Haftanstalt im Jahr 2006. Bei einem Feuer wurde damals ein Mensch getötet, drei erlitten lebensgefährliche Verbrennungen und 34 weitere wurden verletzt. Insassen aus dem Block P2, in dem abgelehnte Asylbewerber untergebracht waren, hatten Feuer im Korridor des dritten Stockwerks gelegt. Matratzen und Mobiliar hatten den Flur in ein Flammenmeer verwandelt. Unter den 34 wegen Rauchvergiftung in die Krankhäuser gebrachten Personen waren auch drei Gefängniswärter. Gut 270 Einsatzkräfte (Polizei, Feuerwehr und „Protection civile“) waren damals im Einsatz.
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