/ Kein Fett, sondern eine Krankheit

(Stephanie Pilick/ dpa)
Bei einem Lipödem – so heißt die Fettverteilungsstörung – spielt es keine Rolle, ob man sich gesund ernährt oder Sport treibt. Die Beine, in einigen Fällen aber auch die Arme, werden immer dicker. Das Lipödem ist im Umgangssprachlichen auch als „Reiterhosenphänomen“ bekannt und tritt ausschließlich bei Frauen auf.
Hier ein Lipödem im Stadium 2.
Symtome des Lipödems:
– Schweregefühl in den Beine oder Armen
– Verhärtungen an Oberschänkeln und Armen
– schnelles Auftreten von blauen Flecken
– kalte Haut
– Druckschmerzen und eine gewisse Berührungsempfindlichkeit
– angeschwollene Beine bei langem Stehen
– Orangenhaut und CelluliteDie unterschiedlichen Stadien:
Stadium 1:
unebene Hautoberfläche/ OrangenhautStadium 2:
größere Dellen an der Hautoberfläche/ spürbare kleine Koten im GewebeStadium 3:
deformierte Hautlappen bis hin zu HautwülstenStadium 4:
Arme oder Beine sind bis zu den Handgelenken oder Knöchel, mit Ausnahme der Füße und Hände betroffen
Ursache: Hormonelle Veränderungen
Frauen sind am häufigsten betroffen, da sie ein flexibleres Bindegewebe haben als Männer. Das Lipödem ist eine genbedingte Krankheit und vererblich. Es tritt meist während oder kurz nach der Pubertät auf. In einigen Fällen können Frauen aber auch erst nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren davon betroffen sein.
Welche Auslöser genau für die Krankheit verantwortlich sind, wisse man nicht, erläutert Georges Clees von der „Patientevertriedung“. Allerdings gehe man davon aus, dass hormonelle Veränderungen die Hauptursache sind.
Krankenkasse erstattet 80 Prozent
Bisher wurde dieses Phänomen vielerorts nicht als Krankheit anerkannt. In sehr schlimmen Fällen kann das Lipödem jedoch die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen, da die Krankheit mit Schmerzen und Druckempfindlichkeit einhergehe, sagt Michèle Wennmacher von der „Patientevertriedung“.
Die Fettablagerungen können nur durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Dieser Eingriff gilt in vielen Ländern, unter anderem auch in Luxemburg, als Schönheitsoperation und wurde bisher von den Krankenkassen nicht zurückerstattet. Allerdings gibt es mittlerweile einen Fortschritt, seit Januar wird der Eingriff ab dem Stadium 4 von der Krankenkasse zu 80 Prozent erstattet.
„Patientevertriedung“ unzufrieden
Die Patientenvertretung gibt sich damit jedoch nicht zufrieden und fordert eine Rückerstattung bereits ab dem Stadium 2 oder 3.
Bisher wurde die Operation nicht von der Krankenkasse erstattet, da es sich um eine Lymphdrainage bzw. eine Fettabsaugung handelt. Das Problem sei nur, dass diese Maßnahme bei einem fortgeschrittenen Lipödem-Stadium medizinisch notwendig sei, so die „Patientevertriedung“, und es sich somit nicht mehr um eine reine Schönheitsoperation handle.
Die Krankheit sei im Stadium 4 bereits viel zu fortgeschritten. „In diesem Stadium können viele Betroffene fast überhaupt nichts mehr tun. Sogar ihren Beruf auszuüben, wird schwer. Daher muss viel eher eine Rückerstattung stattfinden“, so Wennmacher.
In Zukunft mehr sensibilisieren
Wie viele Frauen in Luxemburg von dem Problem betroffen sind, darüber gibt es laut Patientenvertretung leider keine konkreten Zahlen.
Medikamentös ist die Krankheit nicht in den Griff zu bekommen. „Um den Patientinnen eine gewisse Lebensqualität zurückzugeben, hilft nur ein chirurgischer Eingriff“, so die Patientenvertretung weiter.
Um mehr auf diese chronische Erkrankung aufmerksam zu machen, wolle man in Zukunft eine Konferenz mit Experten und betroffenen Patientinnen organisieren. Auch mit dem Minister für soziale Sicherheit Romain Schneider habe man sich bereits über das Thema ausgetauscht.
Selbsthilfegruppen zur Unterstützung
Zudem wolle man Selbsthilfegruppen für betroffene Frauen organisieren. Auf Facebook gibt es laut Michèle Wennmacher bereits eine Gruppe, die sich mit dem Thema befasst. Hier teilen betroffene Patientinnen Bilder ihres Körpers, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht übergewichtig sind, sondern an einer ernstzunehmenden Krankheit leiden.
Betroffene könnten sich zudem bei der Patientenvertretung melden. „Am 7. Februar treffen wir uns mit betroffenen Frauen, um ein Projekt auszuarbeiten, das auch wirklich patientennah ist“, verkündete Wennmacher.
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