Kälte von Frankreich bis in die Türkei

Kälte von Frankreich bis in die Türkei
(AFP/Yasin Akgul/AFP)

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In ganz Europa herrscht eisige Kälte.

In weiten Teilen der Alpen in der Schweiz und in Österreich herrschte am Wochenende nach Angaben der Lawinenwarndienste „erhebliche Lawinengefahr“. Im Schweizer Kanton Wallis wurde am Freitag ein 28-Jähriger Skifahrer aus Frankreich von einem 400 Meter langen Schneebrett in den Tod gerissen.

Im Tiroler Skigebiet Fieberbrunn überlebte ein deutscher Wintersportler am Freitag einen Lawinenabgang, wie die Polizei am Wochenende mitteilte.

Frankreich

In Frankreich wurde es am Wochenende vor allem im Norden und im Osten eiskalt. In der Region um Straßburg an der Grenze zu Baden-Württemberg lag die Temperatur am Samstag teilweise bei bis zu minus 13 Grad. Der französische Wetterdienst warnte vor Glatteis und Schneefall.

In mehr als 30 Departements galt erhöhte Alarmstufe. Mehrere Städte hatten in Turnhallen Schlafplätze für Obdachlose eingerichtet. In der Nacht zum Sonntag sollte es nach den Erwartungen der Meteorologen wieder wärmer werden und das Glatteis-Risiko sinken.

Niederlande

Bei rund 330 Glätteunfällen in den Niederlanden wurden am Samstag mehrere Menschen verletzt. Ein Autofahrer kam ums Leben, wie die Polizei mitteilte. Er sei nahe der Ortschaft IJzendoorn in der Provinz Gelderland mit seinem Wagen in einen Graben neben der Autobahn A15 gestürzt.

Eisregen habe Straßen in weiten Teilen des Landes in Rutschbahnen verwandelt, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt. Auch im Bahnverkehr sorgte Eisregen für Störungen.

Tschechien

Der Frost hat auch Tschechien fest im Griff. In Prag fand eine Polizeistreife am Samstag unter einer Brücke die Leiche eines Obdachlosen, der in der Nacht erfroren war.

In der Gemeinde Hradistko in Mittelböhmen brachen zwei Männer auf dem Eis eines Sees ein. Für einen der beiden kam die Hilfe der Rettungskräfte zu spät, er starb an Unterkühlung. Es soll Alkohol im Spiel gewesen sein.

Italien

Vor allem die Mitte und der Süden Italiens sind von Schnee, Eis und Kälte betroffen. In Florenz wurde am Samstag bei Minusgraden ein toter Obdachloser gefunden. Möglicherweise trug die Kälte zum Tod bei. Insgesamt war von fünf Kältetoten in den letzten Tagen die Rede, die Behörden bestätigte diese Zahl jedoch am Samstag zunächst nicht.

Schnee fiel nicht nur in den eher bergigen Erdbebengebieten in den Regionen Marken, Umbrien, Abruzzen und Latium, sondern selbst an den Küsten. Betroffen war vor allem die Adria-Küste. Selbst in Städten wie Bari und Brindis fiel Schnee.

Fotos zeigten Touristenattraktionen wie die Trulli-Kegelbauten in Alberobello in Apulien und die Welterbestadt Matera weiß überzuckert – ein seltenes Schauspiel. Am Sonntag sollte sich die Lage entspannen.

Griechenland

Klirrende Kälte auch in Hellas. Im Norden Griechenlands herrscht seit Freitag Dauerfrost. Die Thermometer in der Hafenstadt Thessaloniki zeigten am Samstag um die Mittagszeit minus sieben Grad Celsius. Am schlimmsten leiden Tausende Migranten und Flüchtlinge auf den Inseln, die in Zelten ausharren müssen. Zahlreiche Landstraßen waren nur mit Schneeketten befahrbar, wie die Polizei mitteilte. Eine dünne Schneedecke lag auf den Stränden zahlreicher Touristeninseln. Auch im Zentrum Athens herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Türkei

Wegen heftiger Schneestürme in der türkischen Millionenmetropole Istanbul ist der Bosporus für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Die Sichtweite auf der Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer war zeitweise unter 100 Meter gefallen.

Auch die Bosporusfähren zwischen der europäischen und der asiatischen Seite Istanbuls stellten den Verkehr ein. Hunderte Flüge wurden gestrichen. Anadolu berichtete am Samstag, stellenweise seien in Istanbul über Nacht bis zu 40 Zentimeter Schnee gefallen.

Polen

Mindestens zehn Menschen sind nach einem Kälteeinbruch in Polen binnen zwei Tagen erfroren. Wie die polnischen Behörden am Samstag mitteilten, starben allein am Freitag sieben Menschen an Unterkühlung, drei weitere kamen am Vortag um.

Der Freitag sei bislang „der tragischste Tag in diesem Winter“, sagte die Sprecherin des Regierungszentrums für nationale Sicherheit (RCB), Bozena Wysocka. Die Zahl der Kältetoten seit 1. November stieg demnach auf 53. In Polen liegen die Temperaturen seit Donnerstag bei minus 20 Grad und darunter.

Nach Angaben der Wetterexperten dürfte sich die Kältewelle am Wochenende fortsetzen. Die Polizei bat die Bevölkerung, auf besonders gefährdete Menschen wie etwa Obdachlose zu achten. Im vergangenen Winter waren trotz der ungewöhnlich milden Temperaturen 77 Menschen an Unterkühlung gestorben.

Bulgarien

Geschlossene Autobahnen, Stromausfälle und verlängerte Winterferien: In Bulgarien legten Sturm und Schneefall vielerorts das öffentliche Leben lahm. Am schwersten betroffen war der Nordosten des Balkanlandes.

Im Raum Blagoewgrad im Südwesten des Balkanlandes erfror ein Mann im Freien. Teile der beiden West-Ost-Autobahnen seien geschlossen. Die Regierung appellierte, auf Autofahrten zu verzichten. Die Winterferien an den Schulen wurden verlängert.

Der Seehafen und der Flughafen der Schwarzmeerstadt Warna wurden wegen Sturm und schlechter Sicht geschlossen. In Hunderten Orten im Nordosten mussten die Menschen ohne Strom auskommen, weil viele Leitungen beschädigt wurden. Vielerorts gab es auch kein Leitungswasser – ohne Strom waren die Pumpen funktionsunfähig.